Oddo BHF setzt auf Tech-Aktien

Vorstand Häger: Stimmung schlechter als Lage - Italien größeres Problem als der Handelskonflikt

Oddo BHF setzt auf Tech-Aktien

Trotz der Belastungen wie dem Handelskonflikt ist Oddo BHF für die Aussichten der Weltwirtschaft und der Aktienmärkte zuversichtlich. Als potenziell problematisch beurteilt das Institut vor allem die politische Situation in Italien.ck Frankfurt – “Die Stimmung ist schlechter als die Lage”, sagte Joachim Häger, Mitglied des Vorstands von Oddo BHF, gestern in einem Pressegespräch in Frankfurt. Es vergehe kein Tag, ohne dass der Handelskonflikt oder der Brexit sowie andere Sorgen thematisiert würden. Die Fundamentaldaten seien jedoch grundsätzlich konstruktiv mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum und einer weiterhin akkomodierenden Geldpolitik. Steuerreform treibt GewinneDie Gewinne der US-Unternehmen würden auch im zweiten Halbjahr stark wachsen, u. a. weil die amerikanische Wirtschaft technologielastig sei, was sich auch in den Aktienindizes reflektiere. Die Steuerreform werde die Gewinne auch im zweiten Halbjahr treiben. Die europäischen Aktienmärkte seien im ersten Halbjahr hinter den USA zurückgeblieben, was auf die extreme Exportlastigkeit zurückzuführen sei. Die Euro-Schwäche habe nicht gestützt. Oddo BHF sei in Technologiewerten extrem übergewichtet, so Häger unter Hinweis auf strukturelles Wachstum und enorme Gewinnmargen. “Wir sind grundsätzlich in Aktien übergewichtet”. In den USA setze Oddo BHF auf Unternehmen mit nachhaltig erfolgreichen Geschäftsmodellen wie Microsoft und Paypal, in Europa auf Konsumwerte wie Henkel oder im Technologiebereich auf SAP. Das seien Titel, die Stabilität ins Depot brächten. Kein Abschwung in SichtAuch Kai Franke, Chief Investment Officer, wies darauf hin, dass die Stimmung schlechter sei als die Lage. Die Eurozone habe im zweiten Quartal ein Wachstum von 2,2 % erzielt, in den USA bewegten sich die Einkaufsmanagerindizes im hohen 50er bis 60er Bereich. Die Industrie sei dort so zuversichtlich wie kaum in den zurückliegenden zehn Jahren. Die US-Wirtschaft werde im Gesamtjahr um mehr als 3 % wachsen, China um immer noch hohe 6,7 %. “Wir können in der Breite nicht sehen, dass die Weltwirtschaft in einen Abschwung hineingeht, sondern sehen eine gewisse Verlangsamung.”Franke sieht aufgrund der politischen Risiken allerdings Herausforderungen. Man könne den Eindruck haben, die Welt gerate aus den Fugen, die Gewissheit sei etwas verloren gegangen. Hohe Aufmerksamkeit werde derzeit der Türkei zuteil. Jedoch seien ihr wirtschaftliches Gewicht und ihre Vernetzung in der Weltwirtschaft gering. Von größerer Bedeutung ist Franke zufolge der Handelskonflikt. Der Welthandel sei in den zurückliegenden Jahren ein wichtiger Treiber der Weltwirtschaft gewesen und habe sich seit 1987 versiebenfacht. Der Fokus von Donald Trump liege auf China. Das Defizit im Handel mit China betrage 375 Mrd. Dollar (2017). Die EU bzw. Deutschland lägen mit 150 Mrd. bzw. 64 Mrd. Dollar weit dahinter. Zölle seien wie eine Steuer für den amerikanischen Verbraucher und belasteten Einkäufe von US-Unternehmen in China. “Wir rechnen damit, dass Corporate America seinen Einfluss geltend machen wird”, sagte Franke. Chance auf EntspannungSeiner Auffassung ist auch bezüglich des Handelskonflikts die Stimmung schlechter als die Realität. Auf die USA entfielen 9 % der deutschen Exporte. Die Ausfuhren von Autos und Kfz-Teilen in die Vereinigten Staaten beliefen sich auf 28 Mrd. Dollar, was ungefähr einem Viertel der deutschen Exporte in den USA entspreche. Der Anteil der Auto-Exporte in die USA an den gesamten deutschen Ausfuhren betrage 2,2 %. Franke zufolge ist das zwar nicht unerheblich, die Zahlen relativieren seiner Einschätzung nach aber die Aufregung um die drohenden Zölle ein wenig. Die bis dato verhängten Zölle hätten eine geringe Bedeutung, zudem bestehe die Chance auf eine Entspannung des Handelsstreits vor oder nach den Zwischenwahlen im November. Trete der Worst Case, ein Handelskrieg, ein, wären Franke zufolge vor allem Deutschland, Japan und China betroffen.Mehr Sorgen als der Handelskonflikt bereitet Franke die politische Lage in Italien. Die Entwicklung dort sei schwieriger zu steuern als das US-Thema. Italien habe in den zurückliegenden Jahren den Anschluss an das Wachstum Europas verloren. Bei einer hohen Verschuldung habe die neue Regierung Wahlversprechen gegeben. Das Land habe keinen Verschuldungsspielraum. Ein Erfolg der EZB sei, dass die Schuldenbedienungskapazität Italiens durch die sehr niedrigen Zinsen stark erhöht worden sei. Italien werde die Märkte im September und im Oktober beschäftigen, wenn der Haushaltsentwurf auf der Agenda stehe. “Die Investoren sind hellwach bei dem Thema”, so Franke. Es werde über den Spread und Volatilität Stress in die Märkte bringen. Anlagepolitisch bedeute dies: keine italienischen Staatsanleihen und keine italienischen Banken.Auch die britische Wirtschaft verliere bereits deutlich an Schub. Franke befürchtet vor dem Hintergrund des drohenden harten Brexit eine Pfund-Schwäche. “Britische Binnenwerte sollten sehr negativ laufen”. Internationale Konzerne kämen dagegen in den Genuss von Abwertungsgewinnen. Allerdings sei die britische Volkswirtschaft insgesamt ein Verlierer des Brexit.