Ökonomen halten EZB-Zinsgipfel für erreicht
Ökonomen halten Zinsgipfel für erreicht
EZB hält Tempo beim Bilanzabbau und ändert Mindestreserve nicht – Dax verliert
mpi/tom Frankfurt
Zum ersten Mal seit Juni 2022 belässt die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen auf ihrem bisherigen Niveau. Der Hauptrefinanzierungssatz bleibt damit bei 4,5%, der Einlagensatz bei 4,0%, wie die Zentralbank am Donnerstag mitteilte.
Ökonomen und Finanzmarktteilnehmer hatten mit einem solchen Schritt fest gerechnet und waren mehr gespannt darauf gewesen, welche Signale EZB-Präsidentin Christine Lagarde für die nächste Zinssitzung im Dezember gibt. Auch wenn sie auf Nachfrage eines Journalisten betonte, dass die jetzige Zinspause nicht gleichbedeutend mit dem Erreichen des Zinsgipfels ist und die EZB datenbasiert von Sitzung zu Sitzung entscheide, werten Volkswirte die Pressekonferenz mehrheitlich als Indiz, dass der Zinsgipfel bereits erreicht ist. „Die EZB hat auf der heutigen Pressekonferenz erneut signalisiert, dass sie ihre Leitzinsen wohl nicht weiter erhöhen wird“, kommentierte etwa Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Keine Änderung bei PEPP und Mindestreserve
Keine Änderungen gab es auch beim Anleihekaufprogramm PEPP, dessen Reinvestition weiter bis Ende 2024 laufen soll, und der öffentlich kontrovers diskutierten Mindestreserve für Banken. Über solche Anpassungen sei nicht mal diskutiert worden, sagte Lagarde. Dies sind gute Nachrichten für Inhaber italienischer Staatsanleihen, deren Renditen nach der Erklärung sanken, da die EZB über PEPP diese Papiere zuletzt verstärkt kaufte.
Den Aktienmärkten konnte die Zinspause der EZB nicht nachhaltig auf die Beine helfen. Nach einem regelrechten Absturz bei Siemens Energy (−35,5% auf 6,87 Euro) schloss auch der Dax (−1,1% auf 14.731 Punkte) mit Schwergewicht Siemens (−4,5% auf 121,20 Euro) im Minus.