AusblickRohstoffmärkte

Ölmarkt-Prognosen im Fokus der Marktteilnehmer

In der kommenden Woche legen die Internationale Energieagentur und die Opec ihre Schätzungen für das Wachstum der Ölnachfrage im kommenden Jahr vor, die mit Spannung erwartet werden.

Ölmarkt-Prognosen im Fokus der Marktteilnehmer

Ausblick

Ölmarkt-Prognosen im Fokus

Energieagentur und IEA legen Schätzungen für Nachfrage vor

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Der Ölpreis hat im laufenden Jahr eine wahre Berg-und-Tal-Fahrt absolviert. Im Juni war er aufgrund von Sorgen wegen der Nachfrageentwicklung bis auf 72 Dollar für das Fass der Sorte Brent gefallen. Freiwillige zusätzliche Förderkürzungen durch Saudi-Arabien und Russland sowie dann der Ausbruch des Kriegs in Israel haben den Ölpreis bis über 96 Dollar getrieben. Danach ist er aber wieder stark gesunken und zeitweise unter die Marke von 80 Dollar gefallen. Am Freitag hielt er sich mit 80,90 Dollar knapp über dieser Marke. Damit ist der Ölpreis binnen einer Woche mehr als 6% zurückgegangen.

Die Rohstoffanalysten der Commerzbank sehen darin ein "Auspreisen der geopolitischen Risikoprämien". Inzwischen habe sich dies aber zu einer deutlichen Korrektur ausgewachsen. Nachfragesorgen hätten die Angst vor Produktionsausfällen im Zuge des Nahost-Konflikts verdrängt. Damit wird in der neuen Handelswoche spannend, was die Marktbeobachter der Internationalen Energieagentur IEA und der Opec zur Lage auf dem Ölmarkt sagen, wenn beide Institutionen ihren jeweiligen Monatsbericht vorlegen. Dazu merken die Analysten der Commerzbank an, dass die beiden Einschätzungen für die Nachfrage nach Rohöl im kommenden Jahr deutlich auseinandergelegen hätten. So sei die IEA bisher davon ausgegangen, dass die globale Ölnachfrage mit weniger als 1 Mill. Barrel pro Tag (bpd) nicht einmal halb so stark zulegen werde wie im zu Ende gehenden Jahr. Demgegenüber rechne die Opec für 2024 mit einem Nachfragewachstum um 2,25 Mill. bpd, damit mit einem Anstieg in einer ähnlichen Größenordnung wie 2023. Während die Analysten der Commerzbank dies für zu optimistisch halten, weisen sie gleichwohl darauf hin, dass gemäß den jüngsten Äußerungen des Opec-Generalsekretärs mit einer Revision nach unten kaum zu rechnen sei.

Die Frage, wer mit seiner Prognose recht behält und wie die Prognosen möglicherweise geändert werden, ist für den Ölmarkt von großer Bedeutung und wird dementsprechend mit einer gewissen Spannung erwartet. Denn, so betont die Commerzbank, es wäre der Ölmarkt im ersten Halbjahr deutlich überversorgt, sollte die IEA recht behalten und sollte Saudi-Arabien seine freiwilligen Kürzungen um 1 Mill. bpd über das Jahresende hinaus nicht verlängern. Allerdings rechnen die Rohstoffexperten damit, dass sowohl Saudi-Arabien als auch Russland mit ihren zusätzlichen Kürzungen in die Verlängerung gehen, auch wenn Russland seine Kürzungen zuletzt mit weniger Disziplin umgesetzt habe.

Konzentration auf China

Ob eine solche Ankündigung der Verlängerung der freiwilligen Produktionskürzungen allerdings einen deutlichen Stimmungsumschwung am Ölmarkt auslösen würde, darf bezweifelt werden, weil sich die Marktteilnehmer derzeit auf die Konjunktur und Nachfrageschwäche vor allem in China konzentrieren. Dies mag eine Übertreibung darstellen, aber die Erfahrung vom Frühjahr und Frühsommer hat gezeigt, dass der Terminmarkt durchaus in der Lage ist, solche Übertreibungen für einige Monate durchzuhalten.

Zudem dürfte sich das vollständige Auspreisen der geopolitischen Risikoprämie beim Ölpreis ebenfalls als verfrüht herausstellen. So nehmen die Kampfhandlungen an der israelisch-libanesischen Grenze zu, und die Rufe in der arabischen Welt nach einem Boykott gegen Israel und seine Verbündeten werden lauter.

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