Ohne Hoffnung auf Profit mit Privatkunden

Sinkender Bestand macht Finanzagentur zu schaffen

Ohne Hoffnung auf Profit mit Privatkunden

wf Berlin – Die Bundesregierung hat wegen unsicherer Absatzaussichten und hoher Kosten die Notbremse beim Privatkundengeschäft der Deutschen Finanzagentur gezogen. Dies geht aus einem Bericht des Bundesfinanzministeriums über die Hintergründe hervor, auf deren Basis das Privatkundengeschäft zum Jahresende 2012 eingestellt werden soll. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten hätte der Bestand an Wertpapieren bei den Finanzagentur-Privatkunden künftig durchschnittlich jedes Jahr um 2,3 Mrd. Euro wachsen müssen. Dieser Wert ist in den vergangenen neun Jahren jedoch nur einmal erreicht worden. Zudem hätten 2012 und 2014 zwei neue Privatkundenprodukte mit sehr hohem Erfolg eingeführt werden müssen.Der parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk (CSU) übermittelte den Bericht an diverse Bundestagsausschüsse. Das Schreiben liegt der Börsen-Zeitung vor. Anfang Juli hatte sein Amtskollege Steffen Kampeter (CDU) dem Bundesfinanzierungsgremium mitgeteilt, das Neugeschäft der Finanzagentur mit Privatkunden werde zum Jahresende eingestellt. Das Bundestagsgremium überwacht das Schuldenwesen des Bundes. Die bestehenden Einzelschuldbuchkonten der Privatkunden bei der Finanzagentur sollen bis zur Fälligkeit der verwalteten Wertpapiere fortgeführt werden (vgl. BZ vom 4. Juli).Profitabel könnte das Geschäft laut Ministerium nur mit einem Ausbau der Aktivitäten werden. Andernfalls lägen die Mehrkosten des kleinteiligen Privatkundengeschäfts im Vergleich zum institutionellen Geschäft bei 50 bis 70 Mill. Euro. Dazu kommen eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung auf Basis der Ist-Werte von Umsatz, Bestand, Zinsmarge, Bankenprovision und Verwaltungskosten bis 2011 und ein Ausblick über fünf Jahre. Eine gründliche Prüfung habe ergeben, dass die Kosten für den Ausbau des Geschäfts in keinem ausgewogenen Verhältnis zum möglicherweise zu erwartenden Nutzen und zu den wirtschaftlichen Risiken stünden, schrieb Kampeter. Ausnahme im Jahr 2008Nach der Analyse des Ministeriums ist “keine belastbare Grundlage für die Annahme ersichtlich, dass das Privatkundengeschäft auf weitere Sicht wirtschaftlich würde betrieben werden können”, schreibt nun Koschyk. Die Zahlen belegen dies. Derzeit unterhalten 330 000 Privatanleger in Einzelschuldbuchkonten einen Bestand von 8,5 Mrd. Euro. Etwas mehr als die Hälfte davon ist in Bundesschatzbriefen investiert. Der Bestand ist in den vergangenen neun Jahren nur in einem einzigen Jahr gestiegen – 2008 um 2,3 Mrd. Euro, als eine Tagesanleihe eingeführt worden war. Sonst sind die Bestände unterschiedlich stark gesunken, zuletzt um 700 Mill. Euro (2011), 1,6 Mrd. Euro (2010) und 2,4 Mrd. Euro (2009). Noch größere Ausschläge gab es 2003 mit minus 8,9 Mrd. Euro und 2004 mit minus 4,5 Mrd. Euro.