Party für Bären bei Anleihen erwartet

Sentix-Jahresausblick: Niedrige Renditen sind unhaltbar - "Dax kann bis 15 000 Punkte steigen"

Party für Bären bei Anleihen erwartet

wrü Frankfurt – Mit zehn klaren Ideen für 2020 liegt er nun wieder auf rund 100 Seiten vor: der Sentix-Jahresausblick, der bei Investoren auf großes Interesse stößt und Kultcharakter hat. Denn in den vergangenen Jahren haben die Sentix-Analysten Patrick Hussy und Manfred Hübner mit ihrem Behavioral-Finance-Ansatz häufig Marktentwicklungen und -risiken frühzeitig aufgezeigt. Schließlich huldigt man bei Sentix nicht dem Mainstream, sondern denkt auch einmal gegen den Strich.Und der Ausblick unter dem Titel “#unhaltbar” hat es in sich. So erwartet Sentix für 2020, dass die Konjunktur positiv überrascht und es am Anleihenmarkt zu einer “steilen Bärenparty” bei Anleihen kommt. Insbesondere seien die Thesen, dass Bonds noch eine Funktion in einem Portfolio haben sowie dass die Zinsen lange oder gar für immer niedrig bleiben werden, “unhaltbar”. Die aktuelle Sentix-Jahresumfrage zeigt nämlich, dass sowohl private als auch institutionelle Investoren 2020 Anleihen in ihren Portfolien abbauen und ihr Aktienengagement erhöhen wollen (vergleiche Grafik). Doch “sind die Anleger gemäß den Sentix-Positionierungsdaten noch immer in Anleihen leicht überinvestiert”, stellen Hussy und Hübner fest. Vor diesem Hintergrund gebe es einiges in den Portfolien anzupassen.Insgesamt stuft Sentix Bonds als Bubble ein, wobei der Sommer 2019 der Höhepunkt der Blase gewesen sei. Anleger würden 2020 Bonds zunehmend als Ballast empfinden und deshalb abbauen. Nicht zuletzt weil gleichzeitig das Angebot durch Staatsfinanzierung ausgeweitet werde, müssten die Renditen steigen: “Am Ende produziert das anstehende Bondmarktjahr für alle passiven Anleger ein sattes Minus.””Wenn Anleger realisieren, dass sie bei Anleihen auf einem großen Berg von ertraglosem Schrott sitzen, benötigen sie eine Alternative”, meinen Hussy und Hübner. Eine Alternative seien Aktien, wobei zwei Faktoren vom Mainstream stärker thematisiert würden: “Der Charme der Dividende als Zinsersatz und die günstige Bewertung von Aktien angesichts der dauerhaft niedrigen Zinsen.” Wo sonst, außer bei Aktien, könne man noch ausschüttungsfähige Erträge generieren? Und auch wenn man steigende Zinsen erwarte, brauche man eine Alternative zu Anleihen. Hingegen würden Aktien bei Anlegern inzwischen als alternativlos gelten. So belegten die Sentix-Umfragen, dass Investoren ihren Anlagehorizont für Aktien “mit immer längerer Fristigkeit versehen und somit immer länger wegparken”. Das Horten von Aktien dürfte laut Hussy und Hübner auch 2020 anhalten, sofern keine nachhaltige Rezession drohe.Insbesondere beim Dax “dürfte die Einführung negativer Zinsen auf Sicht- und Termineinlagen gerade von deutschen Banken zu einer Reaktion beim Privatanleger führen”. Da sich auch die Konjunktur positiv entwickle, erwarten die Sentix-Analysten zur Jahresmitte Euphorie und eine ausgelassene Stimmung am deutschen Aktienmarkt. “Der Dax kann bis auf 15 000 Punkte steigen”, so die Prognose von Hussy und Hübner. Im zweiten Halbjahr werde sich der deutsche Leitindex vom internationalen Trend, der von den anstehenden US-Wahlen belastet werde, aber nicht abkoppeln können und einen Teil seiner zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgeben müssen.Insbesondere für den europäischen Aktienmarkt sind die Sentix-Analysten bullish gestimmt. Der Aktienindex Stoxx Europe 600 verfüge über erhebliches Potenzial, weil er den “Sargdeckel” des langjährigen Widerstands bei 410 Indexpunkten 2020 “lüften” werde. Gold stuft Sentix weiter als “gut und stetig” ein. Das Umfeld von negativen Realzinsen sei positiv für das gelbe Metall. – Wertberichtigt Seite 8