Personaldienstleister trotzen Brexit
Die Aktien der großen britischen Personalvermittler haben nach dem Brexit-Entscheid kräftig Federn lassen müssen, konnten sich zuletzt aber erholen. Mit Recht, erklärt die UBS in einer Studie. Jetzt gebe es aber nur noch für SThree Luft nach oben.amb Frankfurt – Trotz Brexit und wachsender Konkurrenz durch Online-Plattformen: Die Aussichten für die britischen Personaldienstleister sind nach Ansicht der UBS gut. Die Schweizer Bank geht davon aus, dass die Gewinne von Hays, SThree und der Page Group in diesem Jahr um 10 % steigen werden. Aufgrund der bereits hohen Bewertung wird in einer Studie allerdings nur bei SThree zum Einstieg geraten, die beiden anderen Aktien werden lediglich auf “Neutral” gestuft. Gleichzeitig werden die Kursziele und Gewinnschätzungen angehoben, die Prognosen liegen nach eigenen Angaben jetzt 5 % über den Konsensschätzungen. Die Aktien der Unternehmen hatten Brexit-bedingt in der zweiten Jahreshälfte 2016 stark gelitten, abgesehen von SThree sind die Verluste aber längst wieder wettgemacht. Gute StimmungDie UBS sieht die drei auf die Vermittlung von qualifiziertem Personal konzentrierten Unternehmen im Vorteil gegenüber Generalisten aus der Branche wie Adecco und Randstad. Eine Umfrage des UBS Evidence Lab unter 1 200 Unternehmen in der Eurozone zeigt, wie gut die Stimmung ist: Netto wollen 18 % der Befragten Personal aufstocken, bei der letzten Befragung im August 2016 waren es nur 16 %. Zuversicht herrscht vor allem in Deutschland und Spanien, wo 20 % bzw. 34 % der Unternehmen die Beschäftigtenzahl erhöhen wollen. Auch im Mittelstand zieht die Nachfrage an: Hier planen 14 % der Befragten Personal aufzustocken, nach 7 % im August 2016. In Deutschland sind es der Umfrage zufolge sogar 19 % und in Spanien 31 %.Etwas optimistischer als zuvor zeigt sich die UBS gegenüber dem Großbritannien-Geschäft: Für dieses und nächstes Jahr wird zwar weiter mit Gewinnrückgängen im niedrigen einstelligen Prozentbereich gerechnet – wegen der anhaltenden Unsicherheit um den bevorstehenden Brexit. Zuvor hatten die Analysten aber einen Einbruch um 8 % befürchtet. Mittlerweile sei ein Teil der Korrektur bereits vollzogen, vor allem bei der Vermittlung von Personal für die Banken-, Wirtschaftsprüfungs- und Baubranche. Auch die Vermittlung von Personal an den öffentlichen Sektor, also das Gesundheits- und Erziehungswesen, sei schon deutlich geschrumpft. Ebenfalls zuversichtlicher als zuvor ist die Schweizer Bank bezüglich Australien: Mit der Erholung in der für das Land so wichtigen Bergbaubranche werde es auch für die Personalvermittler 2018 wieder aufwärtsgehen.Allerdings warnen die Analysten davor, die Unternehmen über einen Kamm zu scheren. Zu groß seien die Unterschiede in der regionalen und branchenseitigen Aufstellung und der Konzentration auf bestimmte Gehaltsklassen. Gut Geld verdienen lässt sich der UBS zufolge vor allem in Bereichen mit einem sehr knappen Angebot an Arbeitskräften. So profitiere Hays in Kontinentaleuropa stark vom Fokus auf die IT-Branche und hohe Gehälter. Daher sehen sie bei Hays auch das größte Margenpotenzial. Am schlechtesten positioniert in dieser Hinsicht sei die Page Group.Auch die Bewertung an der Börse mahne zur Differenzierung: So entspreche das EV/Ebitda mit 2 schon dem historischen Durchschnitt, falle aber bei den Unternehmen sehr unterschiedlich aus. Abgesehen davon weisen die Analysten auch darauf hin, dass sich das Geschäft geändert habe und durchaus höhere Bewertungen möglich seien. Hohe Gehälter im BlickFavorit der UBS ist SThree, die Aktie des in Deutschland weniger bekannten Personalvermittlers wird unverändert auf “Buy” gestuft und das Kursziel von 3,60 auf 3,90 Pfund (aktuell 3,23 Pfund) angehoben. SThree profitiere von der Konzentration auf hohe Gehaltsstufen in Großbritannien und Kontinentaleuropa und verdiene gut in attraktiven Nischen, etwa bei Zeitverträgen für Arbeitskräfte mit Gehältern ab 120 000 Euro. Die unterdurchschnittliche Entwicklung in Großbritannien, wo SThree stark in der Vermittlung von Personal an öffentliche Einrichtungen aktiv sei, laufe zudem aus, das zweite Quartal werde besser ausfallen. Die Bewertung mit einem EV/Ebitda von nur 1,5 lasse noch Raum nach oben. Die Gewinnschätzungen werden für 2017 von 20,21 Pence auf 20,90 Pence, für 2018 von 21,41 Pence auf 22,62 Pence und für 2019 von 23,38 Pence auf 24,96 Pence erhöht.Für Hays lautet das Votum dagegen weiter nur “Neutral”. Auch hier wird das Kursziel angehoben, und zwar von 1,70 auf 1,80 Pfund (aktuell 1,66 Pfund). Hays sei am besten positioniert, hier wird mit der höchsten Margenausweitung gerechnet, wegen der Konzentration auf hohe Gehaltsklassen. Zudem werde Hays die Erholung in Australien, wo das Unternehmen unbestrittene Nummer 1 bleibe, zugutekommen, ebenso wie die etwas bessere Lage in Großbritannien. Nicht zuletzt wird mit hohen Dividenden und Sonderdividenden gerechnet. Allerdings sei die Bewertung mit einem EV/Ebitda von 2,5 bereits hoch, Aufwärtspotenzial gebe es daher kaum. Die Gewinnschätzungen für 2016/2017 werden von 9,50 Pence auf 9,51 Pence, für 2017/2018 von 9,16 Pence auf 10,34 Pence und für 2018/2019 von 9,14 Pence auf 11,18 Pence angehoben. Strukturelle ProblemeErstmals beurteilt wird die Page Group, hier lautet die Empfehlung ebenfalls nur “Neutral”, als Kursziel werden 5,30 Pfund (aktuell 4,74 Pfund) genannt. Hervorgehoben werden das voraussichtlich zweistellige Wachstum in Kontinentaleuropa in diesem Jahr, die steigende Produktivität, auch durch IT-Investments, und die Stabilisierung in Emerging Markets.Dadurch würden strukturelle Probleme allerdings übertüncht. Hier wird nur eine leichte Margenverbesserung prognostiziert, da Page nicht so gut positioniert sei wie Hays und SThree. Gegen Page spreche auch die bereits hohe Bewertung mit einem EV/Ebitda von 2,1. Für das Ergebnis je Aktie rechnen die Analysten für 2017 mit 25,84 Pence, für 2018 mit 27,34 Pence und für 2019 mit 28,70 Pence.