Pictet erwartet volatilen Anleihemarkt

"Sorge vor Deflation übertrieben" - Aktienbestände sollen bei Rückschlägen aufgestockt werden

Pictet erwartet volatilen Anleihemarkt

ck Frankfurt – Nachdem sehr guten Jahrgang 2014 werden die Anleger an den Anleihemärkten im kommenden Turnus nach Auffassung der Genfer Privatbank Pictet kein leichtes Spiel mehr haben. Festverzinsliche seien im Jahr 2014 von Deflationsangst und die Diskussion über eine säkulare Stagnation getrieben worden, erklärte Alfred Roelli, Sprecher für Finanzanalyse der Bank, gestern in einem Pressegespräch in Frankfurt. “Wir glauben nicht daran. Wir glauben an einen Innovationsschub in der Weltwirtschaft.”Am Rentenmarkt sei bereits viel gelaufen, so Roelli, der auf Rückschlagsgefahren verwies. Der Markt werde volatil werden. Die Inflationserwartungen seien viel zu niedrig; die Sorge vor Deflation sei übertrieben. Wenn sich wie von Pictet erwartet die Weltwirtschaft positiv entwickle, würden Investoren kalte Füße kriegen. “Das ist keine Einbahnstraße mehr, das ist ein Trading-Markt.”Pictet rechnet für das kommende Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von rund 3,3 %. “Wir leben in einer Welt, in der die Zyklen auseinanderlaufen”, so Philippe Tanner, Investmentexperte der Bank. Die USA entwickelten sich stark, während der Euroraum schwach bleibe und das Wachstum in den Schwellenländern nachlasse. “Wir sind der Meinung, dass der positive Faktor USA überwiegen wird.”Die Fed müsse bald handeln, weil sich die amerikanische Wirtschaft normalisiert habe, so Roelli. Im Verlauf des Jahres 2015 werde es zu einer ersten Zinsanhebung kommen. Weltweit werde die Geldpolitik jedoch nicht restriktiv sein. Die Bilanzreduktion der Fed werde durch die Bilanzausweitungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of Japan überkompensiert.Der Euroraum müsse sich auf einen Bedeutungsverlust einstellen, führte Tanner aus. Ein Grund sei die Demografie. Die Arbeitsbevölkerung werde in den kommenden 20 bis 30 Jahren sinken, während sie in den USA steigen werde. Der Anteil des Euroraums an der Weltwirtschaft werde zurückgehen. Um nicht eine ähnliche Entwicklung wie Japan zu erleiden, seien eine radikalere Geldpolitik sowie Infrastrukturinvestitionen und weitere Strukturreformen zur Erhöhung des Wachstumspotenzials notwendig. Sorgen bereite insbesondere Italien. Das Land sei ein potenzieller Störfaktor für die Märkte im kommenden Jahr. Italien habe seit dem Jahr 2008 10 % seiner Wirtschaftsleistung verloren, und bezüglich Reformen sei auch unter dem Ministerpräsidenten Mateo Renzi bislang nicht viel geschehen.Aktien seien nicht mehr günstig, so Roelli. Allerdings werde der volatile Aufwärtstrend weitergehen. “Wir wollen mit dem Trend schwimmen. Im Verlauf des Jahres 2015, wenn es zu einer Korrektur von bis zu 15 % kommt, wollen wir weiter aufstocken.” Im ausgewogenen Depot von Pictet entfielen auf Aktien zurzeit 49 %. Pictet wolle den Anteil auf 60 % erhöhen.Dem Dollar traut Pictet weitere Gewinne zu. Die Bank hält ein Nachgeben des Euro bis auf 1,15 Dollar im nächsten Jahr für möglich. Das sei positiv für die Eurozone, so Roelli.