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Politische Führung Südafrikas muss liefern

Von Stefan Grünwald *) Börsen-Zeitung, 26.11.2019 Der südafrikanische Rand bleibt auch unter der Präsidentschaft von Cyril Ramaphosa schwächeanfällig. Nach einer kurzfristigen Aufwertungsphase in den Jahren 2016 und 2017 geht der Trend seit Anfang...

Politische Führung Südafrikas muss liefern

Von Stefan Grünwald *)Der südafrikanische Rand bleibt auch unter der Präsidentschaft von Cyril Ramaphosa schwächeanfällig. Nach einer kurzfristigen Aufwertungsphase in den Jahren 2016 und 2017 geht der Trend seit Anfang 2018 wieder nach unten. Grund dafür sind die strukturellen Probleme des Landes: hohe Korruptionsanfälligkeit, keine stabile Energieversorgung, Wasserknappheit und ein schlecht funktionierender öffentlicher Sektor. Wenn die Politik nicht bald in Aktion tritt, wird sich dieser Trend weiter fortsetzen. Zunächst große HoffnungenDabei war die Hoffnung im Februar 2018, als Cyril Ramaphosa das politische Ruder in Südafrika übernommen hat, sehr groß: Der Vorsitzende der Regierungspartei ANC ist überaus wirtschaftsfreundlich und pragmatisch und hat sein Amt mit dem erklärten Programm in Angriff genommen, strukturelle Reformen anzugehen, die Wirtschaft anzukurbeln und die grassierende Korruption und Vetternwirtschaft zu bekämpfen. Doch all diese Vorhaben haben sich in der Praxis bisher nicht umsetzen lassen. Das wirkt sich auch auf die Wirtschaftsentwicklung Südafrikas entsprechend aus: Diese schwächelt seit mehreren Jahren vor sich hin. Geringe Zuwächse wechseln sich mit Negativwachstumsphasen ab.Die Ratingagenturen haben Südafrika in den vergangenen Jahren verstärkt auf ihrem Abwertungsradar. Zur Diskussion stand und steht die “BBB”-Bewertung, die inzwischen nur noch von Moody’s (für Lokalwährungsschulden) aufrechterhalten wird und seit Oktober auch von dieser Ratingagentur mit einem “Negative Watch” versehen wurde. Für den Rand alles andere als positiv. Hinzu kommt, dass sich die US-Notenbank Fed bis Ende 2018 in einer Zinsanhebungsphase befand und somit verstärkten Druck auf sensible Risikowährungen wie den Rand ausübte. Schwache WirtschaftszahlenAuch seitens der Inflationsdaten gibt es keine Unterstützung für die Währung, zumal sich auch die globale Risikostimmung – Stichwort Handelskonflikt zwischen USA und China – nicht signifikant verbessert hat. Die Gesamtrate ist zuletzt auf 4,1 % zurückgefallen, die Kernrate auf 4 %. Diese doch niedrigen Daten sowie die schwachen Wirtschaftszahlen schüren die Erwartungen an die südafrikanische Notenbank (SARB), die Geldpolitik zu lockern. Die letzte Leitzinssenkung erfolgte im Juli 2019, damals wurde um 25 Basispunkte auf 6,5 % gesenkt. Somit setzt sich der Abwertungstrend trotz Zinssenkungen der Fed im laufenden Jahr – wenn auch nicht dramatisch – aber doch weiter fort.Um diese Entwicklung zu durchbrechen, muss sich die Regierung Südafrikas den großen strukturellen Herausforderungen stellen. Diese betreffen in erster Linie vier Themen: Erstens, das Land ist durchzogen von Korruption und Vetternwirtschaft. Beides wurde während der Zuma-Präsidentschaft bis zur Perfektion getrieben. Wenn es Südafrika nicht gelingt, dieses Thema in den Griff zu bekommen, wird ein wirtschaftlicher Neuanfang schwierig. Zweitens muss die Energieversorgung stabilisiert werden. Der staatliche Versorger Eskom ist mehr oder weniger ein Sanierungsfall, der sowohl die Produktivität lähmt als auch das Budget belastet. Denn der Staat muss die Schulden des Unternehmens tragen und Finanzierungen stemmen. Auch in diesem Fall spielt das Thema Korruption hinein, ebenso wie Unwirtschaftlichkeit aufgrund zu hohen Personalstands bei gleichzeitig schwacher Produktivität und Qualität. Gravierendes ProblemDie Wasserknappheit ist das dritte Thema, das die Wirtschaft hemmt. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Sektor in der Produktion, doch immer wieder ist Südafrika – vor allem die Region rund um Kapstadt – von extremen Dürreperioden betroffen. Sie stellen für das Wirtschaftswachstum des Landes mittlerweile ein gravierendes Problem dar und erfordern ein verstärktes Wassermanagement. Das vierte große Sorgenkind für Südafrikas Konjunkturentwicklung ist der öffentliche Sektor. Er verfügt über viel zu viel Personal und ist ineffizient. Auch hier sind Reformen dringend notwendig. Diese Problemfelder sind auch der Grund für die sukzessiv zunehmende Staatsverschuldung. 2008 lagen die Schulden in Relation zum BIP noch auf einem historischen Tiefstand von rund 27 %. Seither sind sie rasant gestiegen und lagen 2018 geschätzt bei 56,7 % mit steigender Tendenz für die nächsten Jahre. Im Februar 2020 wird das neue Budget vorgelegt. Es wird gerade von Währungsanlegern mit Spannung erwartet, denn davon wird auch die Entwicklung des Rand beeinflusst.In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob die neue Regierung nicht nur willens ist, sondern es auch schafft, diese notwendigen Reformen anzugehen und auf die Straße zu bringen und sich somit innerparteilich sowie innerhalb des Staatsapparats durchzusetzen. Wenn nicht, schaut es für das Land und seine Investoren eher düster aus. Gelingt es, könnte sich Südafrika zu einem sehr attraktiven globalen Emerging Market für Anleiheanleger entwickeln: Der Rand ist nicht teuer und eine Aufwertung unter geänderten – positiven – Vorzeichen möglich. *) Stefan Grünwald ist Fondsmanager im Team “Anleihen, CEE & Global Emerging Markets” bei Raiffeisen Capital Management.