Politische Rally trägt den Nikkei über 9 000 Yen
Von Martin Fritz, TokioDie Aussicht auf eine weit aggressivere Geldpolitik hat ausländische Investoren zurück nach Japan gelockt. Der Nikkei eroberte mit einem Sprung um 2,2 % auf 9 024 Yen eine wichtige psychologische Marke zurück. Der marktbreite Topix kletterte um 1,9 % auf 751 Punkte. Am meisten zogen Brokerhäuser, Auto- und Elektronikhersteller an, während Eisenbahnen, Fluggesellschaften und Ölfirmen nach unten tendierten. Für den Nikkei war es der größte Tagesgewinn seit zwei Monaten und zugleich der höchste Zuwachs innerhalb von zwei Tagen seit dem März 2011. Das Handelsvolumen von 2,6 Milliarden Stück und 1,5 Bill. Yen (knapp 150 Mrd. Euro) erreichte den besten Wert seit acht Monaten.Laut Finanzzeitung Nikkei spekulieren verstärkt Anleger aus dem Ausland darauf, dass bei der Neuwahl am 16. Dezember die Liberaldemokratische Partei gewinnt. Ihr Vorsitzender Shinzo Abe schlägt ein Inflationsziel von 2 bis 3 %, Negativzinsen sowie höhere Staatsausgaben vor, um die Deflation zu beenden. Diese Aussicht hat den Yen auf ein 6,5-Monate-Tief zum Dollar getrieben. Zu den größten Future-Käufern zählten die Brokerhäuser MUFJ Morgan Stanley, Goldman Sachs Japan und Barclays Japan. Durch den Arbitrage-Handel mit Futures und Aktien wurden vermehrt hoch kapitalisierte Titel gekauft. Die Nachfrage ging teilweise auf Leerverkäufer zurück, die eine Neuwahl erst für Anfang 2013 erwarteten und ihre Positionen verkleinerten.Exporttitel verbesserten sich den zweiten Tag hintereinander. Canon rückten um 5,8 % und Nikon um 7,8 % vor. Unter den Automobilbauern zogen Honda mit einem Plus von 5,1 % am stärksten an. Toyota avancierten um 3,4 %. Die Anteile von Fanuc, größter Hersteller von Industrierobotern, verzeichneten einen Anstieg um 3,8 %. Bei Technologieaktien, die zuvor kräftig leerverkauft worden waren, ging die Rally ebenfalls weiter. Advantest sprangen um 6,7 %, TDK steigerten sich um 4,9 %. Sony erholten sich um 3,3 % nach ihrem Absturz vom Vortag auf den tiefsten Wert seit April 1980. Die Ausgabe einer Wandelanleihe hatte den Markt geschockt.Die Anleger stürzten sich auch auf Titel, die direkt von einer expansiveren Geldpolitik profitieren würden. Dazu gehörten Bankenwerte wie die Finanzgruppen Mitsubishi UFJ (2,8 %) und Sumitomo Mitsui (3,3 %). Die Aktien der Brokerhäuser Nomura und Daiwa sprangen um 5 % bzw. 7,1 %. Dagegen wurden defensive Aktien wie der Nahrungsmittelwert Ajinomoto (- 2,6 %) und der Getränkekonzern Kirin (- 7,2 %) verkauft. Unter den Nikkei-Werten erlitten Ube Industries (- 5,6 %) wegen Herabstufungen durch Citibank und Nomura die höchsten Verluste.