DEVISENWOCHE

Positive Perspektive für den Dollar

Von Thorsten Kramer, Frankfurt Börsen-Zeitung, 5.3.2013 Belastet von politischen und konjunkturellen Risiken sowie Spekulationen auf eine bevorstehende Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der Euro zum Wochenbeginn zeitweise erneut...

Positive Perspektive für den Dollar

Von Thorsten Kramer, FrankfurtBelastet von politischen und konjunkturellen Risiken sowie Spekulationen auf eine bevorstehende Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der Euro zum Wochenbeginn zeitweise erneut deutlich unter 1,30 Dollar gefallen. Das Tagestief markierte die Gemeinschaftsdevise am Mittag bei 1,2980 Dollar, sie hielt sich somit aber über dem Tagestief von Freitag bei 1,2965 Dollar. Am Abend wurde die europäische Valuta dann mit 1,3012 Dollar bezahlt.Der Handelsverlauf war recht volatil, was letztlich die gestiegene Verunsicherung der Marktteilnehmer veranschaulicht. Grund dafür ist insbesondere die politische Entwicklung in Italien. Dort hatten die Parlamentswahlen zu einem Patt geführt, weil keine Partei beziehungsweise kein Bündnis eine Mehrheit in Abgeordnetenhaus und Senat gewinnen konnte. Die Bildung einer Regierung steht weiterhin aus. Die einzelnen politischen Lager scheinen zerstritten, und dies gefährdet am Ende den aus Sicht der Märkte unbedingt notwendigen Reformkurs in dem Land. Sobald die damit verbundene Verunsicherung weiter wächst und die Risikoaufschläge der italienischen Staatsanleihen steigen, dürfte der Euro unter Druck geraten.Momentan sieht es danach allerdings noch nicht aus. Die Akteure fragten sich zwar, ob die “Risk-on”-Stimmung der zurückliegenden Monate berechtigt gewesen sei, eine “Risk-off”-Stimmung gebe es jedoch noch nicht, beschreibt Ulrich Leuchtmann, Devisenstratege der Commerzbank, die Situation. Viele Euro-Long-Positionen wurden inzwischen aber bereits glattgestellt. Signal in Richtung ItalienAm Devisenmarkt rechnen viele Akteure damit, dass EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstagmittag die Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung der Notenbank dazu nutzen wird, einen Appell an Italiens Parteien zu richten; bislang hat er zum Ergebnis der Italien-Wahl geschwiegen. Am Montag berichteten Handelsteilnehmer von Spekulationen auf einen weiteren Zinsschritt der EZB. Dies sehen viele Beobachter indes skeptisch – unter Verweis auf die komplizierte Gemengelage in Italien. Schließlich ist in der Folge ungewiss, ob eine künftige Regierung in Rom im Falle der Fälle dazu bereit wäre, unter den Euro-Rettungsschirm zu schlüpfen, um Staatsanleihekäufe der EZB zu ermöglichen und einen steilen Anstieg der Zinsen am Markt für die Staatspapiere zu verhindern.Für Verunsicherung hatte in den zurückliegenden Wochen auch der Budgetstreit in den Vereinigten Staaten gesorgt. Nachdem sich dort die Parteien nicht doch noch auf einen Kompromiss verständigt haben, sind Anfang März automatische Ausgabenkürzungen des Staates im Volumen von insgesamt 85 Mrd. Dollar amtlich. Laut Präsident Barack Obama drohen nun ein um rund 0,5 Prozentpunkte geringeres Wirtschaftswachstum und ein Verlust von 750 000 Arbeitsplätzen. Schon im zweiten Quartal, so heißt es unter anderem bei der DZ Bank, dürfte dies nicht ohne Folgen bleiben. US-Wirtschaft im VorteilMit Blick auf das zweite Halbjahr stehen die Vereinigten Staaten nach Überzeugung des genossenschaftlichen Instituts verglichen mit der Eurozone aber dennoch deutlich besser da. “Zwar dürfte die Währungsunion das Schlimms-te hinter sich haben. Die noch zu nehmenden ökonomischen und politischen Hürden sowie die US-Konjunkturerholung mit einer langfristig überzeugenden Wachstumsstory – Stichworte Fracking und Immobilienmarkt – sprechen für den Dollar”, heißt es in einem Wochenkommentar der DZ Bank. Zusammen mit den für das zweite Halbjahr erwarteten Signalen hinsichtlich eines Ausstiegs aus den quantitativen Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank Federal Reserve veranlasste dies die Bank dazu, die Euro-Dollar-Prognose zugunsten des Greenback anzupassen. In drei Monaten erwarten die Analysten den Euro nun bei 1,31 Dollar, in sechs Monaten aber schon bei 1,27 Dollar und in einem Jahr bei 1,23 Dollar.Für das britische Pfund sind Analysten bereits kurzfristig skeptisch eingestellt. Die Valuta sollte schon bald unter 1,50 Dollar abtauchen, zumal sie nicht nur von fundamentaler, sondern zusätzlich von technischer Seite unter Druck steht. Nachdem das Pfund im Januar seinen Aufwärtstrend beendet hatte, beschleunigten sich zuletzt die Verkäufe zusehends. Das negative Bild würde sich erst aufhellen, wenn eine Gegenbewegung bis auf 1,55 Dollar gelänge, heißt es bei der DZ Bank. Da sich für Donnerstag aus Sicht vieler Beobachter eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Bank of England abzeichnet, ist allerdings eher damit zu rechnen, dass dem Pfund dies nicht gelingen wird.