SERIE: ANLAGETHEMA IM BRENNPUNKT (22)

Private Debt als Alternative im Fixed-Income-Bereich

Börsen-Zeitung, 19.6.2018 Das niedrige Zinsniveau zwingt Investoren dazu, neue Anlageformen zu suchen. Unter anderem wird der Private-Debt-Anteil ihrer Portfolios ausgebaut, um damit höhere risikoadjustierte Erträge zu erzielen. Zusätzlich führt die...

Private Debt als Alternative im Fixed-Income-Bereich

Das niedrige Zinsniveau zwingt Investoren dazu, neue Anlageformen zu suchen. Unter anderem wird der Private-Debt-Anteil ihrer Portfolios ausgebaut, um damit höhere risikoadjustierte Erträge zu erzielen. Zusätzlich führt die Beimischung von Private Debt, häufig in Verbindung mit der Auswahl der Anlagen basierend auf den Faktoren Umwelt, Soziales und Governance (ESG), zu einer höheren Diversifizierung in den Portfolios.Private Debt umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Anlageinstrumente, die die verschiedenen Bereiche der Unternehmensfinanzierung abdecken. Zu den Anlagemöglichkeiten zählen beispielsweise Infrastrukturfinanzierungen, gewerbliche Immobilienfinanzierungen oder Unternehmensdarlehen. Die erzielbaren Renditen liegen mit 2 bis 6 % unterhalb der Renditen bei Private Equity. Allerdings ist die erwartete Volatilität deutlich geringer, was für die Anlageentscheidung vieler institutioneller Kundengruppen maßgeblich ist. Für sie sind Private-Debt-Fonds ein Ersatz für Investments in Unternehmens- oder Staatsanleihen.In den USA investieren institutionelle Investoren seit Jahren in Private-Debt-Anlagen, wogegen der Markt in Europa noch in den Kinderschuhen steckt. Private-Debt-Investments werden aktuell durch drei Trends begünstigt. Erstens fördert der voranschreitende Prozess der Disintermediation der Finanzmärkte die Investition weiterer Marktteilnehmer in private Schuldtitel. Der Hintergrund: Die Banken müssen ihr Eigenkapital stärken und fahren ihr Leverage zurück, was die Kreditvergabe beeinträchtigt. Die Kreditnehmer dagegen zielen auf lange Durationen und Cash-flow Matching ab. Das ist für Banken eher unattraktiv, für institutionelle Anleger dagegen interessant.Der zweite Trend bezieht sich auf das Problem institutioneller Investoren, ihren Verpflichtungen in der andauernden Niedrigzinsphase langfristig nachzukommen. Private Debt bietet dabei attraktive Möglichkeiten zur Portfoliodiversifizierung sowie zur Ertragssteigerung.Auch durch den immensen Bedarf an Infrastrukturinvestitionen, der nicht allein durch öffentliche Mittel gedeckt werden kann, steigt die Bedeutung von Private Debt spürbar: Während sich das Anlagevolumen 2010 weltweit noch auf 331 Mrd. Dollar belief, sind es für Ende 2018 hochgerechnet rund 755 Mrd. Dollar. Bis 2020 sagen übereinstimmende Berechnungen des Informationsdienstes Prequin und des Alternative Credit Counsil ein Volumen von 1 Bill. Dollar voraus. In Deutschland gibt es derzeit bereits 47 private Kreditfonds – Tendenz steigend.Nach einer aktuellen Studie des CFin – Research Center der Steinbeis Hochschule Berlin halten schon heute 30 % der befragten Investoren Private Debt im Portfolio. Weitere 24 % planen eine zukünftige Investition. Von den bereits investierenden Unternehmen streben 62 % eine langfristige Anteilserhöhung in ihren Portfolios an. Mögliche StolperfallenDer Aufbau von Projektfinanzierungen ist komplex, weshalb Spezialwissen im Rahmen der Implementierung, des Managements, der Kreditbetreuung, aber auch Know-how im Umgang mit möglichen Zahlungsverzögerungen und -ausfällen essenziell ist. Eine professionelle Due Diligence und ein stringenter Prüfungsprozess vor und während der Investition sind zentral für den Anlageerfolg.Erfahrene Assetmanager sind hier die richtigen Partner für Anleger, die ein Private-Debt-Investment erwägen: Die Ressourcen und das Know-how einer weltweit agierenden Banken-Gruppe erlauben ihnen, ein breites Angebot an Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren und zu beurteilen. Als globale Vermögensverwalter können sie die speziellen Anforderungen institutioneller Kunden erfüllen. Wichtig hierbei: länderspezifische Kriterien sowie das spezielle regulatorische Anforderungsprofil, beispielsweise von Versicherern, mit einzuschließen, um für sie langfristig erfolgreiche Anlagen auszuwählen und zu managen.Laut der “European Asset Allocation Survey 2017” des Beratungsunternehmens Mercer spielt das Thema Nachhaltigkeit für Investoren zunehmend eine Rolle. Mittlerweile berücksichtigen 28 % der befragten institutionellen Anleger in Europa ESG-Faktoren bei der Kapitalanlage, wo es 2016 noch 20 % waren. Ziel der European Commercial Real Estate Senior Debt Strategy von BNP Paribas ist es beispielsweise, mehr als 50 % des Portfolios in Projekte mit positiver oder neutraler ESG-Auswirkung zu investieren. Als Unterzeichner der United Nations Principles for Responsible Investment schließt der Vermögensverwalter grundsätzlich alle Unternehmen aus, die mit umstrittenen Produkten zu tun haben. Um im Private-Debt-Sektor erfolgreich zu sein, müssen Fonds also nicht nur ihre Analysefähigkeiten und profundes Branchenwissen einsetzen, sondern auch ein exzellentes Netzwerk guter Beziehungen vorweisen und pflegen. Das ist entscheidend, um eine Pipeline interessanter Projekte für die Zukunft vorzuhalten. Mit zunehmendem Marktwachstum rückt die Qualität der Manager und ihrer Fonds in den Vordergrund. Der Wettbewerb um die besten Deals kann die Rendite drücken. Dennoch ist Private Debt derzeit eine attraktive Asset-Klasse, die in den USA fester Bestandteil der Kreditlandschaft ist. Davon, dass sich diese Entwicklung in Europa wiederholen wird, ist auszugehen.—-Nader PurschakerLeiter Institutionelles Asset Management Deutschland, BNP Paribas Asset Management