Revolution der Geldpolitik erwartet
Im Ausblick für 2021 erwartet BlackRock zwar eine höhere Inflationsrate, aber dank der veränderten Geldpolitik der Notenbanken weiter niedrige Nominalzinsen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Assetmanager Risikoaktiva wie Aktien. Dabei sollten Anleger Schwellenländer inklusive China übergewichten.wrü Frankfurt – In seinem globalen Ausblick für 2021 unter der Überschrift “A new investment order” geht das BlackRock Investment Institute (BII) von einer Revolution der Geldpolitik aus. Denn die Experten des weltweit größten Assetmanagers unter Führung von Vice Chairman Philipp Hildebrand und Jean Boivin, der das BII leitet, gehen in der Studie von “The new nominal” aus. Gemäß den Prognosen von BlackRock wird die Inflation zwar merklich stärker als derzeit vom Markt erwartet ansteigen (vgl. Grafik). Vom BII wird im Basisszenario für die USA ein Anstieg der Teuerung auf 2,5 bis 3 % pro Jahr prognostiziert. Gründe für den Inflationsanstieg seien u. a. höhere Produktionskosten sowie eine höhere Preissetzungsmacht von Firmen (auch im Zuge der Bewältigung der Pandemie sowie durch Marktkonzentration). Nur werde der Inflationsanstieg dieses Mal nicht wie sonst typisch zu einem Anstieg der nominalen Zinsen führen.”Die Geldpolitik wird weiterhin auf dem Gaspedal stehen bleiben”, erklärte Felix Hermann, Kapitalmarktstratege bei BlackRock, im Rahmen eines digitalen Pressegesprächs. Nicht zuletzt das veränderte Inflationsziel der Fed habe gezeigt, dass die Notenbanken bereit seien, eine etwas höhere Teuerungsrate zu tolerieren, nicht zuletzt auch, um das Unterschreiten der Inflationsziele in der Vergangenheit auszugleichen. Die Notenbanken würden daher die nominalen Renditen unten halten, um eine unerwünschte Straffung der finanziellen Konditionen zu vermeiden. Hermann wörtlich: “Die nominalen Renditen werden sich relativ wenig bewegen.”Darüber hinaus geht BlackRock davon aus, dass die Weltwirtschaft 2021 impfstoffbedingt kräftig wächst. “Die wirtschaftliche Aktivität kommt mit Schmackes zurück”, erklärte Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für die DACH-Region und Osteuropa bei BlackRock. Es gelte noch die zweite Welle der Pandemie zu bewältigen. Sobald diese abebbe, sei mit einem starken Aufschwung und einer graduellen Annäherung an den langfristigen Wachstumstrend zu rechnen. Dies dürfte etwa zwei Jahre dauern.Doch was sind die Auswirkungen dieser Revolution der Geldpolitik? “Wir glauben, dass the ,new nominal` mit festgezurrten nominalen Anleiherenditen Risikoaktiva unterstützt”, erklärt BlackRock. “Als Ergebnis sind wir taktisch stärker risikorientiert ausgerichtet und behalten eine höhere strategische Allokation von Aktien bei, als wir dies würden, wenn eine höhere Inflation eine Auswirkung wie in der Vergangenheit auf die Nominalzinsen hätte.” Bei Festverzinslichen rät der Assetmanager dazu, Staatsanleihen und Bundesanleihen unterzugewichten. Die Realzinsen würden fallen, ein Grund, weshalb die Experten strategisch inflationsgeschützte Anleihen favorisieren.Das zweite große Thema von BlackRock für 2021 ist “Globalization rewired”, d. h. die Globalisierung wird neu verdrahtet. Die USA blieben wichtig, doch werde insbesondere die Bedeutung Chinas und der Emerging Markets für die Weltwirtschaft zunehmen. So wachse der Anteil des Reichs der Mitte am Welt-Bruttoinlandsprodukt stetig, China habe eine zentrale Rolle für das globale Wachstum. Und China meistere auch wichtige grundlegende Technologien wie Halbleiter, bei denen traditionell die USA geführt hätten. Der Assetmanager präferiert daher Investments über dem Benchmark-Niveau in China. Favorisiert werden Emerging-Markets-Aktien, insbesondere Asien ohne Japan. Für Europa und Japan rät BlackRock hingegen zur Untergewichtung. Als Manko gegenüber Europa führte Lück zum einen Zweifel bei der politischen Einigkeit Europas an. Zum anderen seien Banken und der Finanzsektor in Europa relativ stark vertreten, für die niedrige Nominalzinsen weniger günstig seien. Auch sei Europa bei Technologiewerten nicht stark besetzt.Als dritten wichtigen Trend für 2021 stellt BlackRock “Turbocharged transformations” heraus. Denn die Pandemie habe strukturelle Trends wie die zunehmende Ungleichheit innerhalb wie auch zwischen Staaten und die Dominanz des Online-Handels auf Kosten des traditionellen Einzelhandels verstärkt und beschleunigt. Diese Trends würden auch nach Corona Bestand haben. Vor diesem Hintergrund bevorzugt BlackRock strategisch weiterhin nachhaltige Investments sowie qualitativ hochwertige Unternehmen mit gesunder Bilanz und einem über die Jahre wachsenden Cash-flow. Taktisch rät der Assetmanager zu einem Hantelansatz (Barbell-Strategie) und empfiehlt Technologie- und Gesundheitstitel sowie ausgewählte zyklische Investments. Laut Lück würden zyklische Titel nicht dauerhaft, sondern oft nur über mehrere Wochen den Gesamtmarkt outperformen. Es sei daher nicht ratsam, dauerhaft von Qualitätsaktien wegzugehen. Jedoch gelte es natürlich bei den entsprechenden Phasen dabei zu sein, wenn sich zyklische Aktien und Value-Titel positiv entwickelten. Stärkster Monat überhauptIm digitalen Pressegespräch gab Dirk Schmitz, Länderchef für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, einen Überblick über die jüngste Geschäftsentwicklung. Dank der Zentralbanken habe sich die Assetmanagement-Industrie insgesamt in diesem Jahr positiv entwickelt. Corona habe zu einem enormen Schub für Digitalisierung sowie Online- und Digitalbanken geführt. Davon hätten vor allem die kostengünstigen ETFs mit hohen Zuflüssen profitiert. Hier sei BlackRock mit iShares ja hervorragend positioniert. “Der November war der stärkste Monat, den wir bei iShares jemals gesehen haben”, erklärte Schmitz. Auch bei illiquiden Produkten habe man in diesem Jahr große Zuflüsse erhalten. Die Anleger hätten realisiert, dass auf absehbare Zeit keine Zinswende komme, dies sei ein wesentlicher Grund für die enorm hohen Zuflüsse.