Goldmarkt

Risiken für den Goldpreis

Die Ökonomen des World Gold Council (WGC) sehen Risiken für den Goldpreis im laufenden Jahr. Allerdings könnten selbst Zinserhöhungszyklen Chancen für Goldanleger bieten.

Risiken für den Goldpreis

ku Frankfurt

Die Ökonomen des World Gold Council (WGC) gehen für 2022 davon aus, dass weltweit steigende Zinsen Risiken für den Goldpreis bergen. Hinsichtlich der Auswirkungen auf den Goldpreis komme es jedoch auf viele Details an, betonen die Ökonomen des WGC, einer von großen Minenkonzernen gegründeten Marketingorganisation für Gold.

Normalerweise leidet Gold unter dem Anstieg der Zinsen am Anleihemarkt, weil es sich bei dem Edelmetall um eine nicht verzinsliche Anlage handelt, die unattraktiver wird. Nach Einschätzung des WGC zeige allerdings die Analyse früherer Zinsanhebungszyklen, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen meist nicht so stark anhebe wie zu Beginn des Zyklus avisiert. Gegenwärtig werden drei Zinserhöhungen um 25 Basispunkte im laufenden Jahr für wahrscheinlich gehalten.

Zudem zeige die Vergangenheit, dass die Erwartungen an den Finanzmärkten hinsichtlich der zukünftigen Geldpolitik, die sich in den Bondmarktrenditen manifestieren, der in dieser Hinsicht wichtigste Einflussfaktor auf den Goldpreis seien. Daher weise Gold in den Monaten vor der ersten Zinsanhebung typischerweise eine negative Rendite auf. Im vergangenen Jahr hat sich der Goldpreis insofern auch um 4% reduziert. Allerdings weise der Goldpreis meist in den ersten Monaten nach Beginn der Zinserhöhungen eine signifikant bessere Performance auf als beispielsweise Aktien und der Dollar. US-Aktien hingegen entwickelten sich vor dem Beginn der Zinserhöhungen sehr positiv – was auch 2021 klar zu beobachten war. Allerdings sei nach dem Beginn der Zinsschritte mit einer schwächeren Performance zu rechnen.

Globaler Markt

Die Analysten des WGC weisen zudem darauf hin, dass Gold trotz aller Betonung der Korrelation mit amerikanischen Bondmarktrenditen ein globaler Markt sei. „Nicht alle Notenbanken bewegen sich so schnell wie Fed“, betonen sie. So habe die Europäische Zentralbank EZB mitgeteilt, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass der Leitzins 2022 angehoben werde. Die Bank of England habe zwar im Dezember einmal die Zinsen angehoben, sie scheine aber einen moderaten geldpolitischen Kurs für die Zukunft in Aussicht zu stellen. Demgegenüber habe die Reserve Bank of India signalisiert, dass sie ihre lockere geldpolitische Haltung beibehalten werde. Die People’s Bank of China habe im Dezember einen ihrer geldpolitischen Sätze sogar um 5 Basispunkte gesenkt.

Gold wird allgemein als eine Absicherung gegen hohe Inflation angesehen. In dieser Hinsicht betonen die Ökonomen, sie sähen eine Reihe von Gründen dafür, dass die Geldentwertung hoch bleiben wird, was vor allem auf das bisher noch nie gesehene Ausmaß der monetären und fiskalpolitische Stützungsaktionen im Rahmen der Pandemie zurückgeführt wird. Sie verweisen insbesondere auf die anhaltenden Lieferkettenprobleme, durch Knappheit gekennzeichnete Arbeitsmärkte, hohe private Ersparnisse und die hohen Rohstoffpreise.

Die Konkurrenz verzinslicher Assets gegenüber Gold wird von den Ökonomen gelassen gesehen. Die Realzinsen würden voraussichtlich niedrig bleiben, betonen sie. Gegenwind erfahre der Goldpreis aber nicht nur durch die höheren nominellen Zinsen, sondern auch durch einen potenziell festeren Dollar. Welche der negativen oder positiven Faktoren für den Goldpreis 2022 die Oberhand gewinnen, sei noch nicht abzusehen. Allerdings lasse sich bereits sagen, dass Gold als Absicherungsinstrument an Bedeutung gewinnen werde.