AKTIENMARKT

Riskante Rekordjagd

Das Rekordhoch des Dow Jones Index hat ein Ausrufezeichen gesetzt. Aktien sind wieder in aller Munde. Es ist allerdings nicht nur der US-Markt, der dieser Tage neue Dynamik gewinnt. Weltweit rücken die Notierungen bereits seit Monaten Stück für...

Riskante Rekordjagd

Das Rekordhoch des Dow Jones Index hat ein Ausrufezeichen gesetzt. Aktien sind wieder in aller Munde. Es ist allerdings nicht nur der US-Markt, der dieser Tage neue Dynamik gewinnt. Weltweit rücken die Notierungen bereits seit Monaten Stück für Stück und in der Summe sehr kräftig vor. Der MSCI World Index, der als globale Benchmark gilt, erreichte zur Wochenmitte bereits das höchste Niveau seit mehr als viereinhalb Jahren. Und an der Frankfurter Börse notiert der Leitindex Dax schon in Schlagweite zu seinem Rekordstand vom Sommer 2007 bei 8 151 Punkten.Die Gründe, die hinter dem Anstieg der Kurse stehen, liegen auf der Hand. Im vorherrschenden historischen Niedrigzinsumfeld sind selbst sehr defensiv ausgerichtete Anleger mehr und mehr zu Aktieninvestments gezwungen, denn mit Festverzinslichen lassen sich nun keine auskömmlichen Renditen von zumindest 4 % mehr erzielen. Zugleich verfügen die Märkte weiterhin über ein enormes Maß an Überschussliquidität, weil die großen Notenbanken der Welt unverändert an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten, um die Konjunktur zu unterstützen. Hinzu kommt, dass sich die Frühindikatoren, sprich die konjunkturellen Perspektiven in vielen Ländern, schon spürbar aufhellen. Dies unterstreicht beispielsweise die stete Stabilisierung am US-Immobilienmarkt und nicht zuletzt die jüngste Aussage der chinesischen Regierung, die zweitgrößte Volkswirtschaft werde im laufenden Jahr zumindest um 7,5 % wachsen.Zu kurz kommen in den Kommentaren vieler Marktteilnehmer und Anlagestrategen allerdings die zahlreichen ernst zu nehmenden Risiken. So werden die Ausgabenkürzungen in den USA bereits im bald beginnenden zweiten Quartal belastend wirken, und in Italien – und somit im Euroraum – steht der notwendige Reformprozess auf der Kippe. Hinzu kommt, dass die Bewertungen an vielen Aktienmärkten inzwischen ein Niveau erreicht haben, das zu denken gibt. Der US-Aktienmarkt gilt im historischen Vergleich bereits als deutlich überbewertet, und in vielen Ländern der Eurozone wird sich die Bewertung in den nächsten Wochen weiter ausdehnen, wenn Analysten ihre Gewinnschätzungen an die vielfach enttäuschenden Geschäftszahlen nach unten anpassen.Das häufig nur dünne Volumen der Handelsumsätze an den Börsen zeigt, dass viele Anleger dem Kursanstieg nicht so recht trauen. Und dies mit gutem Grund: Die Unsicherheitsfaktoren signalisieren, dass es sich um eine sehr riskante Rekordjagd handelt.