Rohstoffwährungen zeigen sich unabhängig
Von Grit Beecken, FrankfurtDie Sorgen um die wirtschaftlichen Perspektiven in China und das bevorstehende Auslaufen der Anleihekäufe der US-Notenbank Federal Reserve rütteln die Märkte derzeit kräftig durch. Die Kombination aus beidem hat die Rohstoffwährungen hart getroffen, sind diese doch besonders abhängig von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland und der weltweiten Nachfrage nach Rohstoffen.Die Angst vor einer Straffung der US-Geldpolitik bewegte in den vergangenen Wochen viele Investoren, ihr Kapital aus höher verzinsten Valuten wie den Rohstoffwährungen abzuziehen. Gleichzeitig bedroht ein schwaches chinesisches Wirtschaftswachstum nahezu alle Industrieländer, in der Folge könnte die Nachfrage nach Rohstoffen sinken, die den Aussie, den Kiwi und ihre Kollegen grundsätzlich stützt.Derzeit aber ist die ansonsten starke Korrelation von Wechselkursen und Rohstoffpreisen eher schwach. Beim Aussie ist die Größe so niedrig wie zuletzt 2008 – gemessen am Standard & Poor’s GSCI Index. Auch der kanadische Dollar, der neuseeländische Kiwi und die norwegische Krone korrelieren derzeit in geringerem Ausmaß mit den Rohstoffpreisen. Ist das ein Zeichen für die beginnende Unabhängigkeit? Notenbanker entscheidenFür eine Antwort ist es derzeit noch zu früh. Sicher scheint aber, dass das Vorgehen der Notenbanken in Europa, den USA und Japan ebenso wie die Politik der Währungshüter in den “Rohstoffländern” eine große Rolle für die Wechselkurse in den kommenden Wochen spielen wird – und in den vergangenen Monaten gespielt hat.Eine Analyse der DZ Bank belegt, was viele Investoren ohnehin voraussetzen: Währungen mit besonders hohen Zinsen haben in der Vergangenheit einen starken Kapitalzustrom erfahren und korrigieren daher im Zuge eines Endes der Anleihekäufe durch die Fed oder anderer globaler Schocks besonders stark. So bietet Australien einen Leitzins von 2,75 %, Neuseeland 2,5 % und Südafrika gar 5 %. Im Vergleich zu den Sätzen nahe 0 % der großen Volkswirtschaften ist das ein erklecklicher Aufschlag. “Derzeit befinden wir uns in einer Korrekturphase, in der eben diese Währungen tendenziell deutlich besser laufen als die Niedrigzinswährungen”, schreiben die Strategen des Hauses.Tatsächlich wertete beispielsweise der Aussie seit dem vergangenen Freitag leicht auf, in den vergangenen drei Monaten rangierte er aber unter den am schwächsten performenden G-10-Währungen. Nachdem Fed-Chef Ben Bernanke am 22. Mai ein Auslaufen der Anleihekäufe in Aussicht stellte, wertete der Aussie gegenüber allen 16 Hauptwährungen ab. Damit dürfte er die Währungshüter des Landes zufriedenstellen, die die Stärke der Valuta in der Vergangenheit regelmäßig beklagten.Marktbeobachter sind uneins, ob im August eine weitere Leitzinssenkung ansteht. Allerdings dürfte das Wirtschaftswachstum auf dem Kontinent anziehen, erwarten Ökonomen. Das könnte dem Aussie langfristig Auftrieb geben. Zunächst aber hängt viel des Wertes der Valuta an den Entwicklungen in China und der weiteren Marktkommunikation von Bernanke.Beim kanadischen Dollar zeigte sich die abnehmende Korrelation mit den Rohstoffpreisen deutlich. So ging der jüngste Anstieg der Ölkurse nicht mit Zugewinnen der Valuta einher. Die Devisenstrategen von HSBC zeigen sich angesichts der abnehmenden Korrelation besorgt. Schließlich vermochten die Rohstoffpreise in der Vergangenheit oft, den kanadischen Dollar zu stützen. Nun könnte er angesichts der anhaltenden Dollar-Stärke ins Hintertreffen geraten. Doch da die derzeit ohnehin übermächtig ist, geht es dem kanadischen Dollar nicht anders als anderen Währungen. Sollte die chinesische Schwäche tatsächlich zu fallenden Rohstoffpreisen führen, so hätte die zurückgehende Korrelation indes etwas für sich, weil sie keinen zusätzlichen Abwertungsdruck auf den kanadischen Dollar ausübt.Der Kiwi kann bei den Investoren mit einer vergleichsweise robusten Wirtschaft sowie einer auf Jahressicht erwarteten Leitzinserhöhung punkten. Sollte die Korrelation zu den Rohstoffpreisen wieder steigen, so könnte der höhere Ölpreis die Valuta stützen. Die hohe Abhängigkeit von ausländischem Kapital stellt derweil ein Risiko dar – besonders wenn nervöse Investoren erneut Geld aus dem Land abziehen.Die norwegische Krone profitiert anhaltend vom Niveau des Ölpreises – der schlägt allerdings nicht direkt auf den Wechselkurs durch. Die Einnahmen aus dem Rohstoff werden durch den staatlichen Petroleum Fund am Finanzmarkt angelegt. Aus Sicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist die Krone derzeit um 34 % unterbewertet.