"Rubel instabilste Währung"

Ex-Finanzminister kontert anti-westliche Hardliner

"Rubel instabilste Währung"

est Moskau – Wo Russland ohne Alexej Kudrin stünde, will man sich lieber nicht vorstellen. Schließlich hat der 58-Jährige vor eineinhalb Jahrzehnten als Finanzminister mit den Petrodollars die Staatsschulden des Landes getilgt und einen Stabilisierungsfonds für Krisenzeiten aufgebaut. Und im Tauziehen mit den antiwestlichen Hardlinern gilt er – nun Chef des Rechnungshofs – als Galionsfigur der Wirtschaftsliberalen.Nun hat er kundgetan, was vom viel diskutierten Rubel als möglicher Währung im internationalen Zahlungsverkehr zu halten ist. “Was die Devisenfunktion betrifft, so ist uns klar, dass Verrechnungen in Rubel hohe Risiken bergen”, sagte Kudrin. “Der Rubel ist als Devise weniger stabil als jede andere. Bei internationalen Abrechnungen braucht es stabilere Messeinheiten. In diesem Sinn hat der Rubel, der dieses Jahr zweimal gefallen ist, diese Eigenschaft nicht.” Seit Monaten herrscht angesichts der Sanktionen die Sichtweise vor, dass Russland die Rolle des Dollar im Außenhandel verringern müsse. Und die Regierung fordert Unternehmen auf, vermehrt auf den Rubel überzugehen.Noch ist seine reale Bedeutung auf den Handel mit den Nachbarländern beschränkt. Zwar sieht auch Kudrin die Möglichkeit, dass der Rubel bedeutsamer wird. Aber er hält fest, dass die Umsetzung “zusätzliche Währungsrisiken berge, was im Grunde genommen eine Steuer ist”. Der Preis besteht darin, dass russische Firmen das Wechselkursrisiko auf sich nehmen müssten. Dieses ist durch die Instabilität der russischen Währung, auf die Kudrin rekurriert, in der Tat nicht gering. Dieses Jahr fiel der Rubel vor allem nach den Sanktionsverhängungen von April und August von gut 57 auf letztlich 70 Rubel pro Dollar ab. Um die Risiken beim Außenhandel abzufedern, müssten – so Kudrin – staatliche Institutionen einspringen. Besser sei, jede Firma wähle die Währung, die ihr am angenehmsten sei. “Die Absage an den Dollar hat ihre Grenzen.”