Rückenwind durch die Notenbanken
Mit Anleihen ist es inzwischen nicht mehr möglich, real sein Kapital zu erhalten. Hingegen profitieren die Aktienmärkte vom Rückenwind durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken. Auch langfristig setzt das Private Banking von Metzler verstärkt auf Aktien, erläuterte das Bankhaus vor der Presse in Frankfurt.wrü Frankfurt – “Vermögenserhalt über Generationen”, so beschreibt Emmerich Müller, persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Metzler und als Metzler-Partner verantwortlich für das Private Banking, den Anspruch seines Hauses gegenüber seinen Kunden. Bei einem Pressegespräch in Frankfurt zur Investmentstrategie erläuterte Müller darüber hinaus, dass Metzler in den vergangenen Jahren die strategische Aktienquote in den betreuten Mandaten deutlich erhöht hat. Denn langfristig sicherten vor allem Aktien real das vorhandene Kapital und steigerten zudem dessen Wert. “Es macht daher sehr viel Sinn, mehr Aktien zu halten”, sagte Müller.Während Metzler früher in gemischten Mandaten etwa gleich viel Aktien und Anleihen gehalten habe, liege der Spielraum für die Aktienquote jetzt bei bis zu 80 %. Wobei Metzler aktuell den Anteil von 80 % Aktien – 69 % Dividendentitel und 11 % Liquidität für Aktienkäufe – komplett ausschöpft und nur mit dem Minimum von 20 % in Anleihen investiert ist.Doch vielleicht kaufen bald nicht allein die Kunden von Metzler Aktien, sondern auch die Europäische Zentralbank (EZB). Komme es nämlich zu einer weltweiten Rezession – was allerdings nicht dem Basisszenario von Metzler entspricht – seien die Möglichkeiten der EZB weitgehend ausgeschöpft bzw. mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden, erläuterte Carolin Schulze Palstring, Leiterin Kapitalmarktanalyse im Metzer Private Banking. “Hingegen hat die Fed mehr Handlungsspielraum, als es auf den ersten Blick scheint.” Angesicht negativer Leitzinsen habe die EZB bei den Zinsen kaum noch Möglichkeiten. Sie könne sich aber auf Anleihenkäufe konzentrieren, wobei der nächste Schritt wahrscheinlich die Anhebung der Grenze von 33 % für den Kauf von Papieren eines Emittenten sein werde. Die Anleihenkäufe würden den Druck von den europäischen Staaten nehmen, Strukturreformen durchzuführen.Nach Ansicht von Schulze Palstring ist nach dem Erwerb von Anleihen der Kauf von Aktien die nächste Option der EZB. “Aktienkäufe würde ich nicht ausschließen”, sagte Metzler-Partner Müller. Dies für den Fall, dass Strukturreformen ausblieben und die Lösung der ökonomischen Probleme in Europa allein der EZB aufgebürdet werde. Laut Schulze Palstring ist es höchste Zeit, dass auch die Regierungen ihren Beitrag leisten. Hierzulande solle man nicht dogmatisch an einer schwarzen Null festhalten. Die Volkswirtin wörtlich: “Insbesondere in Deutschland ist der Investitionsbedarf hoch und die Bundesregierung hat – unterstützt durch die niedrigen Zinsen – den nötigen finanziellen Spielraum.”Aktuell lassen sich am Anleihemarkt positive Renditen nur unter Inkaufnahme zusätzlicher Währungs-, Bonitäts- und Durationsrisiken erzielen, erläuterte Michael Mayer, Kapitalmarktanalyst bei Metzler. “Im derzeitigen Umfeld ist realer Kapitalerhalt mit Anleihen nicht möglich.”Hingegen erhalten die Aktienmärkte Rückenwind durch die expansive Geldpolitik der globalen Notenbanken, betonte Mayer. So habe der MSCI World bei expansiver Geldpolitik seit 1988 eine Performance von 8,1 % p. a. erwirtschaftet, während bei restriktiver Geldpolitik ein Verlust von 0,7 % zu verbuchen war. Und wie die Grafik verdeutlicht, ist die Politik der Notenbanken nach einem massiven Schwenk binnen Jahresfrist ganz klar expansiv. Europa günstig bewertet”Insbesondere im Vergleich zu der derzeit wenig rentierlichen Anlageklasse der Anleihen, steigt die Attraktivität von Aktien”, sagte Frank Endres, Leiter des Portfoliomanagements bei Metzler Private Banking. Vor allem europäische Aktien seien mit einer hohen Risikoprämie günstig bewertet, während US-Dividendentitel eher durchschnittlich bewertet seien. Auf Jahressicht erwartet Endres daher eine Performance von europäischen Aktien von 8 % bis 10 %, während er bei US-Dividendentiteln von einem Wertzuwachs von rund 5 % – entsprechend ihrem Gewinnwachstum – ausgeht. Am Rentenmarkt sei eine nachhaltige Trendwende nicht in Sicht. “Wir erwarten das Renditeniveau zehnjähriger Bundesanleihen für die nächsten zwölf Monate bei -0,3 %”. so Endres.Trotz der insgesamt positiven Perspektiven für Aktien rät der Stratege zur Vorsicht bei der Titelauswahl. Denn mit fehlendem finanziellen Druck sinke der Anreiz, Unternehmen effizient zu managen. So würden einige unproduktive “Zombie-Firmen” künstlich länger am Leben gehalten. “Auf der Jagd nach einer möglichst hohen Rendite legen viele Anleger deshalb den Fokus verstärkt auf jüngere, innovative Firmen, lassen dabei jedoch mögliche Anlagerisiken außer Acht”, warnte Endres. “So lag der Anteil unprofitabler US-Börsengänge im vergangenen Jahr bei ca. 75 %, das ist so hoch wie seit der Dotcom-Blase nicht mehr.” Vor diesem Hintergrund rät Metzler, sich an den Fundamentaldaten der Aktien zu orientieren. Langfristig würden sich insbesondere die Kriterien Bilanz- und Ertragsqualität sowie Bewertung als Erfolgsfaktoren erweisen.