Ausblick

Rückenwind für die Märkte

Die stark steigenden Infektionen mit Covid-19 haben nach Einschätzung von Allianz Global Investors (AGI) keinen negativen Einfluss auf die Kapitalmärkte. Anlagestratege Ingo Mainert rechnet mit einer weiterhin positiven Entwicklung bei Aktien.

Rückenwind für die Märkte

wbr Frankfurt

Die Märkte setzten unverändert auf die Wirksamkeit der Impfstoffe, daher sei die Coronakrise kein großer Risikofaktor für die Märkte. Das sagte Ingo Mainert, CIO Multi Asset Europe bei AGI, auf einem virtuellen Pressegespräch. Der Anlagestratege begründet seine positive Sicht auch mit guten Fundamentaldaten: „Die Einkaufsmanagerindizes zeigen zum Teil historisch hohe Auftragsbestände und vergleichsweise leere Lager bei den Unternehmen. Damit ist der Konjunkturaufschwung nicht großartig gefährdet.“ Auch die Geldpolitik werde trotz der zu erwartenden Zinssteigerungen die Märkte nicht bremsen.

Aus der Pandemie-Krise 2020 heraus hat die Fondsgesellschaft eine Gewinnentwicklung beobachtet, „die nahezu an ein Wunder grenzt“. In diesem Jahr werde es Rekordgewinne in den USA und in Deutschland geben. „Die Unternehmen sind extrem gut aufgestellt, und besonders auch die Kostenstruktur befindet sich in einem besseren Zustand als vor dem Einbruch 2020“, so Mainert. Die Gewinne seien der Treiber an der Börse gewesen, nahezu eins zu eins seien Indizes wie Dax, Euro Stoxx 50 und S&P500 mit den Gewinnen nach oben gelaufen. „Dieser Faktor wird auch in den nächsten Monaten der Rückenwind sein, der die Märkte stabilisiert.“

Die Bewertungen bei Aktien machen Mainert mittelfristig Sorgen. Historisch gesehen sei die Bewertung schon jetzt extrem hoch. Wenn nun die Zinsen anfangen zu steigen, dann würden die hohen Bewertungen zu einem immer stärkeren Belastungsfaktor werden.

Die Wertzuwächse haben aus Sicht von Mainert auch zu einem starken Ungleichgewicht bei den globalen Indizes geführt. „An den Aktienmärkten bereitet uns das Konzentrationsrisiko der globalen Indizes zunehmend Kopfschmerzen. Der amerikanische Aktienmarkt hat insbesondere durch die starke Entwicklung der Wachstumswerte im MSCI World mittlerweile einen Anteil von fast 70%. Damit fällt es zunehmend schwer, diese Benchmark als diversifizierten Index anzusehen.“

Bei der Bewertung der verschiedenen Assetklassen kommt AGI zu dem Ergebnis, dass die Erträge an den Märkten in den fünf Jahren im Durchschnitt niedriger ausfallen werden bei einer höheren Volatilität im Vergleich zu einer Ex-Post-Betrachtung. Die Aussichten für die klassischen Rentenmärkte wie Staatsanleihen und Investment-Grade-Titel seien schlecht und es werde sehr schwer, in diesen Segmenten eine nachhaltig positive Rendite zu erzielen. „Bei Anleihen muss man taktisch vorgehen im Kampf um Basispunkte“, so Mainert.

Staatliche Unterstützungs- und Finanzierungsmaßnahmen in historisch unvorstellbarer Größenordnung hätten weiter eine Wirkung, so Mainert. Da ein Teil der Rettungsschirme noch nicht abgerufen worden ist, wird der Konjunkturaufschwung auch 2022 intakt bleiben. Generell besteht aber der Eindruck, dass man sich von Schuldenständen von 60% des BIP als Norm verabschieden wird und höhere Niveaus akzeptieren muss. Das kann langfristig negative Auswirkungen auf das Wachstumspotenzial haben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.