DEVISENWOCHE

Ruhe vor dem Sturm

Von Grit Beecken, Frankfurt Börsen-Zeitung, 10.9.2013 Die vergangene Woche hat sich mit einer Enttäuschung verabschiedet: Der US-Arbeitsmarktbericht brachte keine Gewissheit in der Frage, ob die Anleihenkäufe der US-Notenbank bereits in diesem...

Ruhe vor dem Sturm

Von Grit Beecken, FrankfurtDie vergangene Woche hat sich mit einer Enttäuschung verabschiedet: Der US-Arbeitsmarktbericht brachte keine Gewissheit in der Frage, ob die Anleihenkäufe der US-Notenbank bereits in diesem Monat reduziert werden oder ob es erst im vierten Quartal so weit sein wird.Am Devisenmarkt wird dennoch mehrheitlich damit gerechnet, dass es schon jetzt losgehen dürfte. Dabei gehen die Experten aber davon aus, dass es sich um eine kleine Reduktion handelt, dass beispielsweise nur noch für 75 Mrd. Dollar gekauft wird. Derzeit nimmt die Notenbank monatlich 85 Mrd. Dollar auf ihre Bücher. Aufgrund der Unklarheit über das weitere Vorgehen im Syrien-Konflikt sei eine stärkere Drosselung nur schwer denkbar, heißt es. Sicherer HafenAngesichts der beiden wichtigen Unklarheiten – Syrien und Straffung der geldpolitischen Zügel – kann sich der Euro derzeit vergleichsweise gut behaupten und hält sich über der Marke von 1,31 Dollar. Das dürfte auch an den jüngsten Anzeichen für eine spürbare Konjunkturbelebung im Euroraum liegen.Zwar wurden die Euro-Long-Positionen am Terminmarkt in der vergangenen Woche leicht reduziert, sie übersteigen die Short-Positionen, mit denen auf einen fallenden Euro, beziehungsweise einen steigenden Dollar gewettet wird, aber nach wie vor und die Short-Positionen wurden nur in kleinerem Maße aufgestockt.Die Differenz der Positionen stieg auf 40 081 und somit auf den größten Weg seit Juli 2011. Sprich: Seit zwei Jahren hat die Zahl der Euro-positiv gestimmten Investoren die Zahl der Pessimisten nicht mehr so deutlich überstiegen. Am Kassamarkt halten sich die Marktteilnehmer indes bedeckt. Angesichts der Ruhe vor den Sturm warte man erst einmal ab, heißt es.Denn eine Drosselung der Anleihenkäufe im September dürfte den Dollar grundsätzlich stärken. Allerdings wird des US-Notenbank die Katze erst am 18. September aus dem Sack lassen. Und die Entscheidung über eine militärische Intervention in Syrien könnte vorher getroffen werden – und stärkt den Dollar wohl ebenfalls. Zumindest hat die Aussicht auf einen eskalierenden Konflikt dem Euro jüngst zu schaffen gemacht. In diesen Zeiten setzen Investoren eher auf Dollar, Yen und Schweizer Franken als sicheren Hafen. Wetten auf AktienDoch selbst wenn der Devisenmarkt um den Sturm herumkommen sollte, weil auf ein Eingreifen in Syrien verzichtet wird, die Drosselung der Anleihenkäufe verschoben wird oder vielleicht doch schon in den aktuellen Wechselkursen eingepreist ist, ist noch nicht ausgemacht, dass der Dollar den Euro hinter sich lässt. Denn viele der Investoren, die noch im vergangenen Sommer auf einen Zusammenbruch der Gemeinschaftswährung gewettet haben, setzen derzeit auf eine Aufwertung.Hedgefonds und andere große spekulative Investoren sehen den Euro Bloomberg zufolge so optimistisch wie seit 2011 nicht mehr. Die Aussage beruht auf der Beobachtung verschiedener Korrelationen und der Positionierung am Terminmarkt.Zudem findet ein Teil des Kapitals, das derzeit aus den Schwellenländern abfließt, seinen Weg auf den europäischen Aktienmarkt, mit der entsprechenden Aufwertung der Gemeinschaftswährung. Von Asien nach EuropaDie Gemeinschaftswährung scheint derzeit eine Zuflucht für Händler zu bieten, die aus Schwellenländern fliehen. Dabei setzen vor allem die Amerikaner selbst auf den alten Kontinent. Im ersten Halbjahr haben sie Goldman Sachs zufolge mit 65 Mrd. Dollar so viel Geld in europäische Aktien investiert wie zuletzt 1977.Sollte die Nachfrage anhalten, würde das den Dollar tendenziell schwächen – zumal die Nachfrage nach Staatsanleihen der Eurozonenperipherie auch angezogen hat. Die jüngst mehrheitlich starken US-Konjunkturdaten scheinen nicht alle Anleger davon zu überzeugen, dollardenominierte Anlagewerte zu kaufen.Im Großen und Ganzen aber ist die Nachfrage nach dem Greenback stabil. Seit Jahresbeginn verbucht der Dollar-Index mit einem Plus von 5,7 % die stärkste Wertentwicklung aller Valuten. Der Euro-Index bringt es auf 5,2 %. Die meisten Analysten erwarten, dass der Dollar den Euro in den kommenden Wochen hinter sich lassen kann. Die DZ Bank beispielsweise sieht die Gemeinschaftswährung in drei Monaten bei 1,26 Dollar, die Strategen von Morgan Stanley rechnen mit 1,28 Dollar, und bei der Helaba sind es 1,25 Dollar. Unicredit zeigt sich hingegen mit 1,35 Dollar optimistisch.