Russland fährt Goldkäufe stark hoch

Investoren trennen sich von Edelmetall-ETF - Gesamtnachfrage steigt im dritten Quartal um 0,6 Prozent

Russland fährt Goldkäufe stark hoch

ku Frankfurt – Zentralbanken und Konsumenten haben Ihre Nachfrage nach Gold im dritten Quartal hochgefahren. Dies ist den neuesten Marktüberblick zu entnehmen, den der Produzentenverband World Gold Council (WGC) jetzt vorgelegt hat. Da es allerdings vor allem im Bereich der Investmentnachfrage einen deutlichen Rückgang gegeben hat, verzeichnete die Gesamtnachfrage nach Gold im dritten Quartal nur einen minimalen Anstieg von 0,6 % auf 964,3 Tonnen.Auffällig ist ein Anstieg der Goldkäufe durch Zentralbanken von im Vorjahresvergleich 22 % auf 148,4 Tonnen. Dahinter verbergen sich die Aktivitäten von vor allem drei Ländern. So hat Russland im Quartal nicht weniger als 92,2 Tonnen gekauft. Dabei handelt es sich um die größte Menge, die das Land jemals in einem Quartal erworben hat. Nach Einschätzung von Analysten stehen dahinter die Bestrebungen des Kreml, im Rahmen des Wirtschaftskriegs mit den USA die Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren. Die russische Regierung hat angekündigt, die Wirtschaft des Landes bis 2024 vollständig vom Dollar zu lösen. Im Berichtszeitraum hat die Türkei 18,5 Tonnen gekauft, was offensichtlich zur Stabilisierung der Währung und zur Verringerung des Einflusses der Finanzmärkte und der US-Politik auf die türkische Währung und Wirtschaft dienen soll. Zudem hat auch die Zentralbank von Kasachstan mit Nettokäufen von 13,4 Tonnen kräftig zugegriffen.Mit einem Anstieg der Käufe von Goldbarren und Münzen um 28 % auf 298,1 Tonnen reagieren Privatanleger auf die zunehmende Unsicherheit auf der politischen Ebene und an den Finanzmärkten. Ins Gewicht fiel vor allem ein Anstieg der Nachfrage nach Barren und Münzen in China um 25 % auf 86 Tonnen, während die iranische Nachfrage mit 21 Tonnen den höchsten Stand seit fünfeinhalb Jahren erreichte.Demgegenüber gab es einen sehr ausgeprägten Rückzug der Investoren aus den auf Gold spezialisierten Exchange Traded Funds (ETF). Diese Investmentvehikel mussten ihre Goldbestände um 103,2 Tonnen reduzieren, während es im Vergleichsquartal des Vorjahres noch einen Zufluss von 13,2 Tonnen gegeben hatte. Als Gründe verweist der World Gold Council auf eine steigende Risikobereitschaft der Anleger und den starken Dollar. Zu nennen wären ferner die steigenden Zinsen in den USA, die dazu führen, dass andere Asset-Klassen gegenüber dem sich nicht verzinsenden Gold an Attraktivität gewinnen.Weniger signifikant waren die Veränderungen in anderen Bereichen der Goldnachfrage. So lebte die Nachfrage nach Goldschmuck um 6 % auf 535,7 Tonnen auf. Hier fielen vor allem China mit einem Anstieg um 10 % auf 174,2 Tonnen und Indien mit einem Plus von 10 % auf 148,8 Tonnen ins Gewicht. Die Analysten des WGC sind der Ansicht, dass vor allem der niedrige Goldpreis zusätzliche Käufe ausgelöst hat. In den Bereichen Technologie und Industrie legte die Nachfrage minimal um 1 % auf 85,3 Tonnen zu.Das weltweite Goldangebot hat im dritten Quartal leicht um 2 % auf 1 161,5 Tonnen nachgegeben. Die Minenproduktion legte um 2 % auf 875,3 Tonnen zu, was nach Angaben des WGC die bislang umfangreichste Produktion in einem Quartal darstellt. Allerdings nahm die Menge an recyceltem Gold um 4 % auf 306,3 Tonnen ab. Die größten Zuwächse in der Minenproduktion gab es in Mali mit einem Anstieg um 34 % und Papua-Neuguinea mit einem Plus von 25 %. Demgegenüber gab es in Südafrika einen Rückgang um 10 %, in Peru um 17 % und in China mit Blick auf die verschärfte Umweltgesetzgebung um 6 %.