S&P 500 auf Rekordhoch erwartet

US-Aktienstrategen geben sich optimistisch für 2013 - Nur Wells Fargo warnt vor zu viel Euphorie

S&P 500 auf Rekordhoch erwartet

Ein flüchtiger Blick auf die Prognosen der Aktienstrategen könnte dazu verleiten zu glauben, der US-Aktienmarkt stehe gar nicht am Anfang eines herausfordernden Jahres. Sparzwang und abflauende Konjunkturentwicklung in den USA schrecken die Experten von Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs und J.P. Morgan jedenfalls nicht. Die drei größten US-Kreditinstitute und die Nummer 1 unter den Investmentbanken rechnen jeweils damit, dass das Rekordhoch von 1 565 Punkten für den Leitindex S & P 500 spätestens zum Jahresende Geschichte ist.Von Sebastian Schmid, New York Die Fiskalklippe ist in letzter Sekunde mehr schlecht als recht umschifft worden. Die konjunkturellen Aussichten für das neue Jahr bleiben risikobehaftet. Dennoch ist das Gros der Wall-Street-Analysten überzeugt, dass 2013 wie schon im abgelaufenen Jahr eine kräftige Aktienrally ansteht. Im Durchschnitt erwarten Marktbeobachter den US-Leitindex S & P 500 zum Jahresende laut Finanzdienstleister Bloomberg bei 1 534 Punkten. Das entspräche einem Anstieg von mehr als 100 Zählern im laufenden Turnus. Damit würde der Wall Street die zweitbeste Performance nach der Wiederwahl eines US-Präsidenten seit 1926 glücken. Nur unter Bill Clinton hatten Aktionäre 1997 noch mehr Grund zur Freude.Barry Knapp von der britischen Großbank Barclays, der mit seiner Prognose eines Anstiegs auf 1 525 Zähler im unteren Mittel der Schätzungen liegt, mahnt zur Vorsicht und rät Anlegern dazu, Aktien mit anleiheähnlichen Charakteristika (verlässliche Dividenden, stabil gegen Marktschwankungen) höher zu gewichten. Zyklische Werte sollten hingegen weniger Platz im Portfolio einnehmen.Die meisten Analysten amerikanischer Banken zeigten sich indes wesentlich optimistischer als Knapp. Mit Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs und J.P. Morgan Chase tippen die drei nach Bilanzsumme größten US-Institute allesamt mindestens auf 1 580 Punkte. Gina Martin Adams von der Nummer 4 Wells Fargo bildet da die Ausnahme. Mit einem erwarteten Rückgang der Kursniveaus auf 1 390 Punkte ist sie mit Abstand die pessimistischste der von Bloomberg befragten Aktienstrategen (siehe Tabelle).Wesentlicher Treiber des Optimismus ist die Annahme, dass US-Konzerne in den kommenden Monaten zu kräftigerem Gewinnwachstum zurückkehren können. Im dritten Quartal hatten die Unternehmen ihre Gewinne zuletzt nur um knapp 1 % steigern können. Im laufenden Turnus werden laut S & P Capital IQ wieder fast 10 % Ergebnissteigerung erwartet. Eine treibende Kraft für bessere Unternehmensergebnisse könnte der Einsatz der enormen Liquiditätsreserven sein, die im S & P 500 auf mehr als 1 Bill. Dollar geklettert sind. Wenn die Unsicherheit um den US-Haushalt und den Fortgang der Euro-Krise (Italien-Wahl etc.) in absehbarer Zeit abnehme, werde auch die Investitionsneigung der Firmen wieder zunehmen, glauben Marktbeobachter an der Wall Street. Dies werde dann auch die Konjunktur befeuern und die Firmengewinne wieder steigen lassen.Auch unabhängig von der Gewinnentwicklung im neuen Jahr gibt es allerdings auch basierend auf historischen Daten noch Kurssteigerungspotenzial. Im Schnitt wird eine Aktie im S & P 500 derzeit zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,5 gehandelt. In den vergangenen 25 Jahren war das KGV im Schnitt über 17,5. Gina Martin Adams von Wells Fargo hat fundamentale Bedenken gegen die Zahleneuphorie. Im ersten Halbjahr werde die US-Wirtschaft einer Rezession nahe sein. Besonders konsumnahe Aktien werden dies zu spüren bekommen, ist sie überzeugt.