Sarasin erwartet Gewinnmitnahmen

Institut hält Handelskonflikt für nicht ausgestanden

Sarasin erwartet Gewinnmitnahmen

xaw Frankfurt – Nachdem die Aktienindizes westlicher Industrienationen zu Jahresbeginn auf Rekordhöhen gestiegen sind, sehen Experten den Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen gekommen. Die Bank J. Safra Sarasin erwartet, dass die Anleger den Anteil zyklischer Titel an ihren Portfolios kurzfristig reduzieren und in defensive Titel umschichten werden.Die in den großen amerikanischen Indizes gelisteten Aktien reagierten teils sehr stark auf politische Entwicklungen. Dass der Vorwahlkampf der US-Demokraten sich langsam aufheize, könne deshalb für verstärkte Kursschwankungen sorgen. Sollten die Kampagnen der progressiven Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren an Schwung gewinnen, werde besonders der Gesundheitssektor darunter leiden. Schließlich kritisieren beide Kandidaten die Pharmaindustrie und machen sich für eine Ausweitung der öffentlichen Krankenversicherung stark. Zudem bleibe die Krise bei Boeing im laufenden Jahr ein Problem für die US-Wirtschaft. Dabei ist nicht nur die Rolle des Flugzeugbauers als Exporteur, sondern auch die Abhängigkeit vieler Unternehmen von dessen Transportdienstleistungen von Bedeutung.Die DZ Bank jedenfalls hält den US-Aktienmarkt derzeit für überbewertet. Die Kurs-Gewinn- und Kurs-Buch-Verhältnisse des S&P 500 lägen deutlich über dem historischen Mittelwert. Nur während der Dotcom-Blase seien amerikanische Titel teurer gewesen als heute. Zudem ist die Verunsicherung durch wirtschaftspolitische Spannungen zwischen den USA und China trotz des Phase-1-Handelsabkommens laut Sarasin-Chefvolkswirt Karsten Junius nicht beendet. Derzeit herrsche lediglich ein Waffenstillstand, für ein Folgeabkommen müssten größere Hürden überwunden werden als bisher.Zudem belasten weitere Entwicklungen aus China die Märkte. Der Ausbruch des Corona-Virus in der Volksrepublik dürfte nach Einschätzung des Sarasin-Strategen Cédric Spahr in den kommenden vier bis sechs Wochen auf die Kurse in Asien drücken. Erste Auswirkungen zeigten sich zu Wochenbeginn bereits beim Shanghai Composite Index und dem Hongkonger Hang Seng. Allerdings gehen von China laut Spahr langfristig positive Effekte für die globale Konjunktur aus, da die Volksrepublik mit einer Kreditausweitung die heimische Produktion gestärkt habe. Der chinesische Kreditimpuls unterstütze auch die Aktien weiterer aufstrebender Märkte. Diese würden nach einem Ende der Rekordjagd westlicher Indizes für Anleger vorerst attraktiver werden. Im Jahresverlauf sollten Investoren ihre Übergewichtung in Schwellenländeraktien aber überprüfen.Auch die US-Wahl wird laut Sarasin mittelfristig positiv auf die Märkte wirken. Im Schnitt sei der S&P 500 in Wahljahren um 9,1 % gestiegen.