Schnäppchen in Luxusgüterbranche

Berenberg Bank rechnet mit Normalisierung der Wachstumsraten - Prada und Moncler ein Kauf

Schnäppchen in Luxusgüterbranche

Trotz Bremsspuren in Chinas Wirtschaft: Einen Einbruch in der Luxusgüterbranche wie vor einigen Jahren erwarten die Analysten der Berenberg Bank nicht. Nach dem Hinterherhinken der italienischen Konzerne könnten einige von diesen nun aufholen, heißt es in einer Studie der Bank. Doch auch die großen französischen Konzerne werden empfohlen. amb Frankfurt – Wegen Sorgen um eine nachlassende Einkaufslaune der Chinesen und der zunehmenden Handelsstreitigkeiten haben Luxusgüteraktien zuletzt geschwächelt. Viele Investoren befürchten nun einen heftigen Kursrücksetzer, vergleichbar mit dem durch den chinesischen Antikorruptionskurs ausgelösten Einbruch ab 2012. Die Berenberg Bank, die den Sektor in einer Studie untersucht hat, sieht das anders: Sie erwartet lediglich eine Normalisierung der Wachstumsraten. Sie weist außerdem darauf hin, dass das Geschäft nicht für alle Luxusgüterkonzerne in den vergangenen Jahren rund lief: Während die großen französischen Konzerne ihre Umsätze deutlich steigern konnten, hatten die italienischen Konzerne wie Tod’s, Ferragamo und Prada zu kämpfen. Die Bank hält nach den diversen Umstrukturierungen der italienischen Unternehmen nun eine Umkehr des Trends für möglich, rät aber generell zur Differenzierung: In einer Ersteinstufung setzt sie Moncler und Prada auf “Buy”, Tod’s und Ferragamo hingegen nur auf “Hold”. Konzerne besser aufgestelltAuch für die anderen europäischen Luxusgüterkonzerne gibt es nur “Buy”- und “Hold”-Voten, keine Verkaufsempfehlungen. Die Kursziele liegen allesamt über den aktuellen Notierungen, zum Teil sehr deutlich. Den Analysten zufolge ist die Bewertung mit dem Kursrückgang nämlich lediglich wieder auf dem Niveau des Fünfjahresdurchschnitts angelangt. Die Branche befinde sich in einer späten Phase des Konjunkturzyklus. Für China – das Land steht immerhin für ein Drittel der weltweiten Luxusgüternachfrage – erwarten die Analysten keinen Einbruch des Geschäfts, allerdings eine rückläufige Dynamik – eine “sanfte Landung”. Die Konzerne seien nun besser aufgestellt als vor fünf Jahren. Die Treiber der Luxusgüternachfrage in China, also die Nachfrage aus der Mittelschicht und vonseiten der Millennials, blieben intakt. Daher rechnen die Analysten für die Branche für die kommenden Jahre mit einem nachhaltigen Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich.Allerdings gehen sie auch davon aus, dass die Volatilität vorerst hoch bleiben wird. Außerdem rechnen sie damit, dass die M&A-Aktivitäten in den kommenden zwölf bis 18 Monaten wieder anziehen werden und die breit aufgestellten Luxusgüterkonzerne wie LVMH und Kering den Blick nach Süden, also gen Italien, richten werden.Abgesehen davon hält die Berenberg Bank die Branche für grundsätzlich interessant für Investoren: wegen der hohen Eintrittsbarrieren, der hohen Profitabilität, der Preissetzungsmacht der Unternehmen, des niedrigen Kapitalbedarfs und der hohen Cash-flows. Außerdem werde der Subsektor – anders als die Konsumbranche generell – nicht unter dem Aufstieg des E-Commerce leiden. So sei die emotionale Bindung der Kunden an die Produkte hoch, dadurch seien die Anbieter vergleichsweise immun gegen neue Konkurrenz. Durch die Online-Kanäle erschlössen sich zudem neue Kundengruppen. Turnaround-StoryBerenberg rät zum einen zu Prada, allerdings für die etwas mutigeren Investoren, wie es heißt. Das Kursziel für das italienische Luxuslederwaren- und Modeunternehmen, das erstmals beurteilt wird, liegt bei 36 (aktuell 28,50 Hongkong-Dollar). Die Bank hält eine Übernahme von Prada wegen des hohen Anteils der Familie (rund 80 %) für unwahrscheinlich, außerdem gebe es erste Anzeichen für ein anziehendes Geschäft, so wachse die Marke Prada flächenbereinigt wieder. Begrüßt wird auch der Fokus auf die Produktivität im Einzelhandel und die Kundengruppe der Millennials. Insgesamt halten die Analysten die Turnaround-Story von Prada für sehr überzeugend. Sie erwarten eine Margenverbesserung bis 2022 von 780 BP. Für den Gewinn je Aktie prognostizieren sie 0,12 Euro für 2018, 0,15 für 2019 und 0,17 für das Jahr 2020.Das italienische Modeunternehmen Moncler, bekannt vor allem durch seine hochpreisigen Daunenjacken, wird ebenfalls zum Kauf empfohlen. Der Aktie, die laut Berenberg auch für defensivere Anleger geeignet ist, wird ein Kurs von 37 (aktuell 30,32 Euro) zugetraut. Mit dem jüngsten Kursrücksetzer aufgrund der Sorgen um das China-Geschäft sieht die Bank nun einen günstigen Einstiegszeitpunkt gekommen. Da das Unternehmen im Vergleich zu anderen Adressen aus der Branche noch klein sei, gebe es Wachstumspotenzial in vielen Regionen. Moncler werde daher stärker wachsen als breiter aufgestellte Konzerne. Die Ergebnisschätzungen für 2018 bis 2020 liegen bei 1,11, 1,31 und 1,45 Euro je Aktie. Nur für MutigereNur “Hold” lautet das Votum unterdessen für Tod’s und Salvatore Ferragamo, allerdings halten die Analysten die Aktien für spekulativ eingestellte Investoren für durchaus interessant. Als Grund für die schlechte Performance des italienischen Lederwarenkonzerns Tod’s (Kursziel 52, aktuell bei 47 Euro) sehen die Analysten die sinkenden Gewinnschätzungen über drei Jahre. Sie begrüßen zwar die unterschiedlichen Gegenmaßnahmen des Unternehmens, die Reformen müssten sich aber noch im Umsatz niederschlagen. Gelinge die Wende nicht, könne eine Übernahme anstehen. Die Ergebnisschätzungen belaufen sich auf 2,25 Euro für 2018, 2,40 für 2019 und 2,50 für 2020. Jüngere KundschaftDas für Schuhe und Lederwaren bekannte florentinische Unternehmen Salvatore Ferragamo wird ebenfalls nur auf “Hold” gesetzt mit einem Kursziel von 17 (aktuell 20,85 Euro). Anfang 2017 hatte der Konzern angekündigt, sich mehr auf die jüngere Kundschaft konzentrieren zu wollen, allerdings folgten daraufhin eine Gewinnwarnung, die Aufgabe der Mittelfristziele und die Absetzung des CEO, wie die Analysten feststellen. Sie befürchten, dass die Markterwartungen für die Zeit nach der Übergangsperiode 2017/2018 zu hoch sind. Sollte der Umsatz nicht steigen und die neue Strategie nicht ziehen, könnte die Familie die Kontrolle abgeben, heißt es. Die Gewinnschätzungen je Aktie liegen bei 0,68 Euro für 2018, 0,75 für 2019 und 0,77 für 2020. Defensive InvestorenDarüber hinaus stuft die Berenberg Bank die Aktie des italienischen Modeunternehmens Brunello Cucinelli nach ihrem deutlichen Kursrücksetzer seit Juli von “Hold” auf “Buy” hoch bei einem Kursziel von 34 (derzeit 30,80 Euro). Auch Brunello Cucinelli sei für defensive Investoren geeignet, heißt es. Empfohlen werden für defensive Anleger außerdem noch der französische Mode- und Accessoires-Konzern Kering (567 Euro) und der Konkurrent LVMH (344 Euro) sowie – für etwas mutigere – das britische Modeunternehmen Burberry (Kursziel 22,70 Pfund). Ebenfalls auf “Buy” stufen die Analysten Hugo Boss aus Metzingen (80 Euro), den Sportartikelhersteller Puma (530 Euro) und die französische Modefirma SMCP (27 Euro).”Hold” lautet das Votum für Dänemarks Schmuckhersteller Pandora (470 dkr), den Schweizer Uhrenkonzern Swatch Group (478 sfr) und den Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont (87 sfr), die Kursziele liegen auch hier deutlich über den aktuellen Notierungen. Der französische Luxusgüteranbieter Hermès wird nach der zuletzt schwachen Kursentwicklung von “Sell” auf “Hold” (Kursziel 468 nach 460 Euro) hochgestuft. Längerfristig sehen die Analysten aber immer noch Risiken hinsichtlich der Marke.