Schuldscheine sind 2022 bei Unternehmen gefragt
kjo Frankfurt
Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld wird der Schuldschein seinen Ruf als attraktives Finanzierungsmittel bei Unternehmen nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auch 2022 behalten. Nach Ansicht des LBBW-Research werde die Nachfrage nach Schuldscheindarlehen (SSD) bei Investoren auf der Suche nach Rendite weiterhin rege bleiben. „Wir gehen davon aus, dass der deutsche SSD-Markt 2022 mit neuen SSD ein Volumen in Höhe von rund 20 Mrd. Euro erreichen kann“, sagt Analystin Barbara Ambrus.
Jahrelang schien der Schuldscheinmarkt nur eine Richtung zu kennen: Geringe bürokratische Hürden für die Unternehmen und ein attraktives Chance-Risiko-Profil für die Investoren sorgten seit Mitte der Zehnerjahre dieses Jahrtausends dafür, dass in manchen Jahren Schuldscheine für bis zu 27 Mrd. Euro begeben wurden. Im Rekordjahr 2017 waren es mehr als 150 Unternehmen, die sich darüber refinanzierten. Die Corona-Pandemie sorgte dann in den im vergangenen und im laufenden Jahr für Ernüchterung. Im Gesamtjahr 2021 erreicht das Transaktionsvolumen mit neuen SSD nach Schätzungen des LBBW-Research knapp 18 Mrd. Euro. Während die Investoren vollumfänglich am Markt aktiv sind, führten hohe Cashbestände und eine weiterhin vorsichtige Investitionspolitik auf Unternehmensseite zu Zurückhaltung bei der Finanzierungsaktivität. Dabei ist allerdings festzuhalten, dass der Primärmarkt für Unternehmensanleihen im Jahr 2021 hervorragend gelaufen ist.
Analystin Ambrus stimmt optimistisch, dass der SSD-Markt im vierten Quartal 2021 wieder deutlich angezogen hat. Nach Schätzung der LBBW erreicht das Volumen neuer Transaktionen in diesem Zeitraum gut 7 Mrd. Euro und liegt damit um rund ein Fünftel über dem entsprechenden Vorjahresquartal. Auch die Zahl der neuen SSD-Transaktionen liegt im Schlussquartal mit 42 Stück merklich über den Vorquartalen. „2021 kann am SSD-Markt als Jahr des Mittelstands bezeichnet werden“, sagt Ambrus. „Wir sehen Zeichen für wieder zurückgekehrtes Vertrauen und damit für eine Normalisierung.“ Das Vertrauen komme auch in der hohen Zahl von Debüt-Emittenten zum Ausdruck: 32 Firmen waren 2021 erstmals am SSD-Markt aktiv. 2020 hatten laut LBBW hingegen eher Großunternehmen – oftmals mit externem Investment-Grade-Rating und sehr gutem Track Record – den SSD-Markt genutzt.