CHINA LÖST AUSVERKAUF AN DEN AKTIENMÄRKTEN AUS

Schwarzer Montag an den Börsen

Dax büßt in der Spitze 7,8 Prozent ein - Index erstmals seit Januar unter 10 000 Punkten

Schwarzer Montag an den Börsen

Im Sog eines Kurseinbruchs in Schanghai haben die Aktien- märkte am Montag rund um den Globus zum Teil extreme Verluste erlitten. Der Dax büßte bis zu 7,8 % ein und sank erstmals seit dem Januar wieder unter die Schwelle von 10 000 Punkten.ck Frankfurt – Die Talfahrt der Aktienmärkte ist am Montag in einen Crash übergegangen. Vor allem in Asien brachen die Notierungen unter dem Eindruck eines heftigen Kursrutschs in China ein. In Europa weiteten sich die anfänglichen Einbußen am Nachmittag aus, als auch die Wall Street einknickte. Außerhalb Chinas, wo der Shanghai Composite um 8,5 % auf 3 210 Punkte absackte, wurde vor allem der japanische Aktienmarkt getroffen. Der Nikkei verlor 4,6 % auf 18 541 Yen, der marktbreite Topix sogar 5,9 % auf 1 481 Zähler. In Mumbai und in Singapur verloren die Hauptindizes 5,9 % und 4,3 %. Handelsumsatz schnellt hochIn Europa war der Dax anders als in den Wochen zuvor nicht mehr der schwächste Index. Unter den wichtigeren Börsenbarometern waren gestern der Mailänder FTSE Mib (-6 %) und der Pariser CAC 40 (-5,4 %) die Tagesverlierer. Am Nachmittag verschärfte sich der Kurseinbruch in Europa, als auch die Notierungen an der Wall Street in den freien Fall übergingen und beispielsweise der Dow um bis zu 6,6 % nachgab. Der Dax, der erstmals seit dem Januar wieder unter die Schwelle von 10 000 fiel, sackte bis auf 9 336 Punkte ab, was einem Tagesverlust von in der Spitze 7,8 % sowie dem niedrigsten Stand seit dem 16. Dezember 2014 entsprach. Anschließend zog der Index wieder um rund 450 bis auf 9 787 Punkte an, um den Handel mit einer Einbuße von 4,7 % bei 9 648 Zählern zu schließen.Damit hat der deutsche Standardwerteindex gegenüber seinem im April erreichten Rekordhoch von 12 390 Punkten rund 22 % eingebüßt, womit die Voraussetzung für die Definition der Marktentwicklung als Baisse gegeben ist. Zudem lag der Index damit im Vergleich zum Jahresschluss 2014 mit 1,6 % im Minus. Der Kurseinbruch ging mit deutlich anziehenden Umsätzen einher. Am Freitag bereits von 4,7 auf 6,5 Mrd. Euro gestiegen, sprang das wertmäßige Handelsvolumen der Dax-Aktien auf 10,9 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der zurückliegenden zwölf Monate beträgt nur 3,8 Mrd. Euro. Rohstofftitel stürzen abVerlierer des Tages im Inland waren nicht wie häufig in den Wochen zuvor die Aktien der stark von China abhängigen Automobilhersteller. Vielmehr gaben vor allem die Versorger RWE (-9,1 %) und Eon (-8,6 %) nach. Europaweit standen erneut vor allem die Rohstoffbranchen unter Druck. Die Stoxx-Subindizes der Sektoren Grundstoffe sowie Öl und Gas stürzten um 9,2 % und 8,2 % ab. Schlusslichter des Stoxx Europe waren die Aktien des Rohstoffhändlers Glencore (-12 ,5 %) und des Bergbaukonzerns BHP Billiton (-8,5 %), gefolgt von den Ölwerten Total (-8,3 %) und Royal Dutch Shell (-8 %). Die niedrigsten Kurseinbußen wiesen die defensiven Healthcare-Titel auf, deren Branchenindex 4,4 % verlor.”Der deutsche Aktienmarkt ist in den vergangenen drei Monaten stärker abgestraft worden als der europäische Gesamtmarkt, die heimischen Aktien sind in unseren Augen nun überverkauft”, sagte Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity Worldwide Investment. Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis liege der Dax unter dem europäischen Durchschnitt. Das sei nicht gerechtfertigt. Nur rund 10 bis 15 % der Erträge deutscher Unternehmen kämen aus China. Zudem seien nicht alle Exportgüter, die von Investitionsgütern bis hin zu Luxusartikeln reichen, von einer Wachstumsabkühlung gleich stark betroffen. “Insgesamt gehe ich davon aus, dass die Gewinne deutscher Unternehmen in diesem Jahr um 7 bis 10 % steigen werden.” Tatsächlich hätten die meisten Unternehmen mit ihren Gewinnausblicken im zweiten Quartal positiv überrascht. Unterstützt werde dieser Ausblick auch von einem der wichtigsten Indikatoren, dem Einkaufsmanagerindex, der weiter von globalem Wachstum ausgehe.Auch die Nord/LB äußerte sich optimistisch. Aktien seien zuletzt nicht mehr zu Schnäppchenpreisen zu erhalten gewesen. So liege das KGV des US-Leitindex auf Basis der Konsens-Gewinnerwartung für 2016 bei über 15. Das erhöhte Bewertungsniveau sei zwar – auch aufgrund der niedrigen Zinsen – nachvollziehbar gewesen, Aktien seien damit aber fundamental auch nicht mehr so preiswert gewesen, dass die Käufer zuletzt Schlange gestanden hätten. In diesem Umfeld könne die durch China ausgelöste Nervosität große Kursbewegungen auslösen. Vor allem strategische Investoren, die langfristige Ziele verfolgten, seien zudem noch immer in der glücklichen Situation, umfangreichere Gewinne realisieren zu können – und täten dies nun offenbar auch. Die Marktteilnehmer warteten jetzt auf die chinesische Notenbank. Viele Beobachter rechneten damit, dass Peking die Finanzmärkte regelrecht mit Liquidität fluten wird. Angesichts dieser recht ambitionierten Erwartungshaltung werde abzuwarten bleiben, wie die Aktienkurse auf konkrete Maßnahmen der Zentralbanker in China reagieren werden. Es sei zumindest zu hoffen, dass es Peking gelingt, kurzfristig gewisse Beruhigungstendenzen auslösen.Die aktuellen Finanzmarktturbulenzen würden zudem möglicherweise die US-Notenbank dazu bewegen, die eigentlich für den September vorgesehene Leitzinsanhebung auf den Dezember zu verlegen. “Auch dies würde dem globalen Aktienmarkt vielleicht kurzfristig helfen können.” Das Institut glaubt nicht, dass es zu einem Konjunktureinbruch in China kommen wird. “Insofern mag die aktuelle Bewegung am globalen Aktienmarkt eine Überreaktion darstellen.” Der Kursverfall bei den Dividendenpapieren sorge nämlich in der Tat dafür, dass viele Aktienmärkte fundamental nun nicht mehr “teuer” seien. “Wenn die negative Stimmung – zum Beispiel aufgrund der Handlungen der Geldpolitiker – dreht, dürften also Schnäppchenjäger die Oberhand gewinnen. Insofern sind wir mit Blick auf die kommenden drei bis sechs Monate schon optimistisch.” Crash-Definition erfülltUnterdessen senkte die DZ Bank gestern ihre Ultimoprognose für den Dax von 12 500 auf 11 000 Punkte. Mit mehr als 20 % Kursrückgang seit dem Erreichen des Allzeithochs bei 12 390 Indexpunkten am 10. April erfülle der aktuelle Kursrutsch die gängige Definition eines “Crashs”. Investoren in (exportstarken und konjunkturabhängigen) deutschen Unternehmen sorgten sich um die wirtschaftliche Entwicklung in China und deren Auswirkung auf die globale Konjunktur. Insbesondere die Kursreaktionen am chinesischen Aktienmarkt sind zuletzt atemberaubend. Allein in den letzten fünf Handelstagen habe der chinesische Index CSI 300 nochmals 20 % an Wert verloren und notiere nun rund 40 % unterhalb des im Juni erreichten Übertreibungsniveaus. “Die Dynamik des Abwärtstrends übersteigt unsere Erwartung deutlich und zeigt nochmals eindrucksvoll, dass selbst die chinesische Regierung einen Crash nicht ,verbieten` kann.”