Schweizer Aktien punkten mit defensivem Charakter
wbr Frankfurt – Die Schweizer Vermögensverwaltung Pictet Asset Management hat Zweifel daran, dass Aktien schon wieder am Anfang eines Bullenmarktes stehen. Der Chefstratege Luca Paolini erläuterte in einer Online-Präsentation vor Investoren die Gründe seines Hauses für die vorsichtige Einschätzung.Der in jüngster Zeit wieder aufkommende Optimismus beruhe nach Ansicht von Pictet auf Voraussetzungen, deren Nachhaltigkeit mehr als unsicher sei. Paolini nennt die niedrigen Infektionszahlen in den wichtigen Industrieländern; die Einschätzung der Märkte, dass die Weltwirtschaft nicht noch schlechter werden könne; und schließlich die Überzeugung, dass fiskalische und geldpolitische Anreize immer weiter ausdehnt würden, wenn es noch nicht reiche. Auch wenn dies alles nicht sicher sei, kommt Paolini – wie auch vor der Krise – zu dem Schluss, dass es für renditeorientierte Investoren zu Aktien kaum Alternativen gibt.Den Pictet-Chefstrategen besorgte jüngst weniger der scharfe Marktabsturz als vielmehr der wirtschaftliche Einbruch. Bezogen auf die Aktienmärkte sei die Kursentwicklung der vergangenen drei Monaten verglichen mit Bärenmärkten der vergangenen 100 Jahre vergleichsweise normal verlaufen. Allerdings stimmt Paolini nachdenklich, dass der Einbruch des globalen Wachstums sehr hoch ausfallen dürfte. Im Durchschnitt sei das BIP in einer Krise um 2,9 % weltweit eingebrochen, in der Coronakrise rechnet er mit 12 %.Die einzelnen Assetklassen hat es im März unterschiedlich stark getroffen. Zu den größten Verlierern zählten globale Aktien insbesondere in Südafrika, den USA und Indien. Die am stärksten getroffenen Sektoren waren Energie, Rohstoffe und Gesundheit. Aus Sicht von Pictet sind Energiewerte und britische Aktien stark überverkauft.Nach Analyse von Pictet erhalten Risikoanlagen weiterhin eine Unterstützung durch den beispiellosen Stimulus der Geld- und Fiskalpolitik. Eines der größten Risiken für Aktien sind für Paolini die Unternehmensgewinne. Weltweit dürften diese auf Basis eigener Modelle um 40 % in diesem Jahr sinken.Vergleichsweise positiv beurteilt Paolini Schweizer Aktien. Diese seien zwar nicht billig, aber für die Bewertung gebe es gute Gründe. Insbesondere weil der Schweizer Markt durch defensive Wachstumswerte geprägt sei: Im Vergleich zum MSCI World sei Gesundheit stark, während Technologie untergewichtet sei. Gold übergewichtetPictet hat die taktische Allokation angepasst. Auf Sicht von sechs Monaten bevorzugt das Haus Schweizer und britische Aktien. Untergewichtet ist das Haus im japanischen Markt. Zudem empfiehlt Pictet eine Übergewichtung von Gold. Paolini rechnet weiter damit, dass auf Sicht von drei bis fünf Jahren Aktien besser laufen werden als Anleihen. Risiken seien mögliche Eingriffe des Staates, niedrige Ausschüttungen, eine Instabilität in der Eurozone sowie die erhöhte Schuldenlast.