Schwellenländer mit hohen Renditen

Mit Anleihefonds können Anleger von stattlichem Zinsplus profitieren - Hartwährungen weniger riskant

Schwellenländer mit hohen Renditen

Die Emerging Markets sind zurück. Die US-Notenbank dürfte ihre Leitzinsen in diesem Jahr kaum mehr erhöhen, und die Situation in den meisten Schwellenländern ist stabil oder hat sich gebessert. Hinzu kommt ein sattes Renditeplus von Schwellenländeranleihen. Vor diesem Hintergrund gelten entsprechende Fonds als aussichtsreich.Von Werner Rüppel, FrankfurtNach schwierigen Jahren mit einem miserablen 2018 sind die Schwellenländer zurück. Nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Anleihen haben die sogenannten Emerging Markets (EM) in den ersten Wochen dieses Jahres deutlich zugelegt. Hintergrund ist vor allem ein verbessertes fundamentales Umfeld für die Schwellenländer: Die US-Notenbank hat einen Schwenk in der Geldpolitik vollzogen und dürfte die Leitzinsen kaum mehr anziehen. “Wir erwarten keine Zinserhöhung der Fed in 2019”, erklärt Aaron Grehan, stellvertretender Leiter für Schwellenländeranleihen und Manager des EM Bond Fund bei Aviva Investors.Hinzu kommt ein hohes Renditeplus. So liegt der Renditevorteil von Schwellenländeranleihen in Hartwährung gegenüber US-Treasuries derzeit bei etwa 4 Prozentpunkten. In Euro rentieren Staatsanleihen von Schwellenländern mit etwa 4 bis 4,5 % pro Jahr, während die Rendite von Bundesanleihen nahe null liegt.Somit ergibt sich hier ein sattes Rendite-Pick-up von mehr als 400 Basispunkten. Grehan erklärt: “Die Bewertungen für Emerging-Markets-Schulden sind attraktiv, und die Renditen eröffnen Potenzial für attraktive langfristige Erträge.” Hinzu kommt der Rückschlag für Schwellenländer im vergangenen Jahr, der zu einem Aufholen führen könnte. So berichtet Grehan von Zuflüssen in Emerging-Markets-Anleihen in Hartwährung im bisherigen Jahresverlauf und sagt: “Die Nachfragedynamik eröffnet zusätzlichen Rückenwind.”Ein Risiko für Anlagen in Emerging Markets insgesamt bleibt der Handelskonflikt zwischen den USA und China, so dass die Volatilität von Schwellenländer-Investments hoch bleiben könnte. Immerhin gehen die meisten Beobachter von einer gewissen Entspannung im Handelskonflikt aus. Viele Länder jetzt stabilerDarüber hinaus spricht für die Emerging Markets, dass viele Schwellenländer in den vergangenen Jahren sehr viel stabiler geworden sind. Dies stellt auch Aviva-Fondsmanager Grehan fest. Und Denise Simon, Portfoliomanagerin für Schwellenländeranleihen bei dem Vermögensverwalter Lazard Asset Management, sagt: “Einige Schwellenländer, die Anfang 2018 noch deutliche Verluste verbuchen mussten, haben in der Zwischenzeit politische Reformen angestoßen.” Damit habe sich das spezifische Risiko dieser Anlageklasse zum Jahreswechsel hin reduziert.Aufgrund der hohen Risiken einzelner Länder und auch der stetigen Änderung von Risiken sollten Investoren bei EM-Anleihen möglichst ein breit gestreutes Fondsprodukt bevorzugen. Nach Meinung von Aviva-Mann Grehan sind die Risiken von Schwellenländeranleihen sehr wohl in einem Fonds zu managen, so dass sich die Assetklasse nicht nur als Beimischung, sondern durchaus auch als wesentlicher Bestandteil eines Portfolios eigne.Zu unterscheiden sind Fonds, die in Anleihen in Hartwährungen wie Dollar, Euro und Yen investieren, und Fonds, die in EM-Bonds in lokalen Währungen anlegen. In den vergangenen Jahren haben die Hartwährungsprodukte ob der Schwäche vieler Schwellenländerwährungen deutlich besser abgeschnitten. Zudem schwanken ihre Fondspreise insgesamt weniger stark. Kommt es jedoch zu einem positiven Gleichlauf von Anleihekurs und EM-Währung, legen Fonds, die in Lokalwährungsanleihen anlegen, stärker zu. Wer in Lokalwährungsprodukte investiert, sollte sich jedenfalls des höheren Risikos bewusst sein. Für konservative Anleger eignen sich Hartwährungsfonds weitaus besser.Manager von Mischfonds erwerben auch mitunter Schwellenländeranleihen in Hartwährungen. So hat DWS-Fondslenker Klaus Kaldemorgen für seinen Absolute-Return-Fonds türkische Staatsanleihen in Hartwährung gekauft. “Türkei-Anleihen sind spannender und sicherer als italienische Staatsanleihen”, sagt Kaldemorgen und verweist auf die deutlich geringere Staatsverschuldung (jeweils im Vergleich zum BIP) der Türkei gegenüber der Italiens. Volatilität nicht allzu hochWer nun in Fonds auf EM-Anleihen investieren möchte, dem steht inzwischen eine breite Palette von aktiven und auch passiven Produkten zur Verfügung (vgl. auch Tabelle). Die Volatilitäten dieser Fonds liegen deutlich unter denen von Aktienfonds und zeigen, dass das Risiko dieser Sondervermögen nicht extrem hoch ist. Zudem fällt auf, dass alle Fonds in diesem Jahr bereits deutlich zulegen konnten. Und dass diese Assetklasse langfristig betrachtet durchaus lukrativ ist.Der 1,3 Mrd. schwere Aberdeen Select Emerging Markets Bond Fund investiert laut Morningstar vor allem in festverzinsliche, auf Dollar lautende Industrie- und Staatsanleihen und hat auf Sicht von zehn Jahren eine überzeugende Performance von 10 % pro Jahr erzielt. Auch der von Grehan gelenkte 3 Mrd. Euro schwere Aviva Emerging Markets Bond Fund legt in Hartwährung an und steuert zusätzlich das Risiko über Derivate. Mit 9,3 % konnte der Fonds insbesondere auf Jahressicht deutlich zulegen.Der an institutionelle Anleger gerichtete DWS Invest Emerging Markets Sovereign Debt investiert in Anleihen von Staaten oder Staatsunternehmen aus Schwellenländern. Der Fonds ist zwar mit einem Volumen von 61 Mill. Euro noch klein, überzeugt aber auf Sicht von drei Jahren mit einem Wertzuwachs von 6,6 % p. a. Hingegen ist der 1,5 Mrd. Euro schwere Fidelity Emerging Markets Debt Fund ein Dickschiff, genauso wie der 1,7 Mrd. Euro schwere Emerging Markets Debt Fund von J.P. Morgan. Das Fidelity-Produkt hat über zehn Jahre eine Performance von immerhin 9,8 % p. a. erzielt. Auch ETFs interessantAuch passive ETFs konnten bei den EM-Anleihen-Fonds langfristig zum Teil deutlich zulegen. Dabei bildet das in der Tabelle aufgeführte 6 Mrd. Euro schwere iShares-Produkt den J.P. Morgan Emerging Index ab, der in Dollar denominierte Anleihen von Staaten oder Staatsunternehmen aus Schwellenländern enthält. Hingegen spiegelt der in der Tabelle genannte Xtrackers ETF die Wertentwicklung des Deutsche Bank Emerging Markets Eurobond Euro Index wider. Auch die UBS hat einen ETF im Angebot, der Staatsanleihen aus den Schwellenländern fokussiert.Alles in allem erscheint die Assetklasse EM-Anleihen insbesondere in Hartwährung derzeit ausgesprochen aussichtsreich. NN Investment Partner stellen in einer aktuellen Analyse fest: “Solide Daten sprechen für eine Übergewichtung von Schwellenländeranleihen.”