Seitwärtsbewegung des Dax erwartet

Aktienstrategen der VÖB-Banken werden pessimistischer - Rat zu defensiven Sektoren

Seitwärtsbewegung des Dax erwartet

Die Aktienstrategen der Institute des Bundesverbands Öffentlicher Banken (VÖB) rechnen mit einer Seitwärtsbewegung am Aktienmarkt in den kommenden Monaten. Die nachlassende Dynamik der Konjunktur drohe sich zur Rezession auszuweiten. Dementsprechend seien die Gewinnerwartungen bescheiden.ku Frankfurt – Die Analysten der dem Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB) angeschlossenen Kreditinstitute rechnen in einem eingetrübten Umfeld mit einer Seitwärtsbewegung des deutschen und europäischen Aktienmarktes in den kommenden Monaten. Den Dax erwarten sie in zwölf Monaten im Durchschnitt bei 12 300 Punkten. Besonders pessimistisch ist die Hamburg Commercial Bank mit einer Erwartung von lediglich 11 600 Punkten, während die Dekabank von einer Erholung auf 13 000 Zähler ausgeht. Für den Dow Jones, der aktuell bei rund 26 250 Punkten steht, liegen die Schätzungen zwischen 23 730 und 27 300 Zählern, bei einem Mittelwert von rund 26 440 Punkten.Die Aktienstrategen der sechs Häuser, die ihre Prognosen am Mittwoch in Frankfurt vorstellten, sind sich einig, dass mit einer deutlichen Verlangsamung der Konjunktur diesseits und jenseits des Atlantiks zu rechnen ist. Mit Blick auf die Konjunktur würden die Erholungssignale derzeit ausbleiben, sagt Manfred Bucher, Senior Analyst Aktienstrategie der BayernLB. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (ehemals HSH Nordbank), weist darauf hin, dass die Rezession im verarbeitenden Gewerbe schon da sei. Er rechnet mit einer Rezession in Deutschland, die aber lediglich zwei Quartale anhalten soll, sowie in Italien. Die Eurozone als Ganzes werde aber nicht in die Rezession rutschen.Die Analysten gehen von einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums aus. So erwartet beispielsweise die Hamburg Commercial Bank für 2020 ein deutsches Wirtschaftswachstum von lediglich 0,3 %. Optimistischer ist hingegen die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die von einem BIP-Anstieg von 1,2 % ausgeht. Neutral bewertetIn diesem Zusammenhang merkt Uwe Streich, Aktienstratege der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) an, dass sich die Erwartungen für die Gewinne der Dax-Unternehmen für die kommenden zwölf Monate so schlecht entwickelt hätten wie selten in der Vergangenheit. Dem gegenüber befinde sich der deutsche Leitindex immer noch in der Mitte des Bandes seiner Bewertungen im Zeitverlauf. Der Aktienmarkt werde also neutral bewertet, was nicht zur Gewinnsituation passe. Noch ausgeprägter sei dieses Phänomen in den USA. Der US-Aktienmarkt sei teuer, die Bewertungen oberhalb des historischen Bewertungsbands seien nicht nachhaltig. Auffangnetz für den MarktDer Dax sei aber nicht nur bezogen auf die Gewinnsituation zu teuer, sondern auch mit Blick auf die zuletzt deutlich verschlechterten Ifo-Erwartungen. “Wir müssten eigentlich einen starken Kurseinbruch sehen”, betont Streich. “Den werden wir aber wohl nicht sehen. Der Anlagenotstand fungiert wie ein Auffangnetz für den Markt”, erwartet er. Er rät daher auch für die kommenden Jahre weiterhin zur Aktienanlage. Für den Dax geht er auf Basis eines Fünf-Jahres-Modells für die Zeit bis zum Jahr 2023 von einer Rendite von immerhin 8,5 % jährlich aus.De la Rubia empfiehlt mit Blick auf frühere Rezessionsperioden, die Finger von Aktien zu lassen, wenn die Schwächephase beginnt. Anleger sollten erst einsteigen, wenn die Rezession ende. In der Vergangenheit habe die Sektor-Performance nahezu dem Lehrbuch entsprochen. Defensive Titel hätten sich überdurchschnittlich entwickelt, Zykliker deutlich verloren. Auch Manfred Bucher von der BayernLB rät dazu, defensive Sektoren trotz hoher Bewertung noch überzugewichten.Was Risikofaktoren wie den Handelskrieg betrifft, so vertreten die Analysten unterschiedliche Ansichten: Während de la Rubia glaubt, dass der Streit die Märkte noch länger begleitet, ist Volker Sack von der Nord/LB der Ansicht, dass es im Interesse Chinas wie auch von Präsident Donald Trump sei, rasch zu einer Einigung zu kommen – vor allem, weil Trump 2020 die Bestätigung der US-Wähler für eine zweite Amtszeit benötigt. Die andauernden Handelsstreitigkeiten wirkten sich negativ auf das Wachstum aus und schafften ein permanentes Umfeld der Verunsicherung, so Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der Deka Bank. Für eine gegenwärtig interessante Investmentperspektive hält Schallmayer die Emerging Markets. Diese seien bereits deutlich unter Druck geraten, obwohl die Politik der großen internationalen Notenbanken inzwischen wieder unterstützend sei.