Short Seller stehen auf Wirecard
Die Short Seller lassen bei Wirecard nicht locker. Der Anteil verliehener Aktien an der Marktkapitalisierung des Unternehmens hat sich in den vier Wochen auf den 31. Januar nach Angaben des Finanzdatenanbieters IHS Markit auf sehr hohem Niveau bei rund 18 % gehalten. Insgesamt legten die Aktivitäten der Leerverkäufer bei den Dax-Titeln leicht zu.ck Frankfurt – Die stark steigenden Kurse, mit denen die Aktie des Zahlungsdienstleisters Wirecard unter anderem auf die Ernennung von Thomas Eichelmann zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden reagiert hat, schrecken die Leerverkäufer nicht ab. In den vier Wochen auf den 31. Januar, in denen der Titel um 18 % zugelegt hat, hat sich der Anteil verliehener Aktien an der Marktkapitalisierung des Unternehmens, das Short Interest, nach Angaben des Finanzdatenanbieters IHS Markit mit 18,3 % auf extrem hohem Niveau gehalten.Dabei wurden dem Bundesanzeiger keine neuen, die Meldeschwelle von 0,5 % überschreitenden Positionen mitgeteilt. Im Gegenteil: Marshall Wace hat ihre Position im Verlauf des Monats in zwei Schritten von 0,83 % auf 0,66 % reduziert. Coltrane Asset Management hat ihr Short Interest Mitte des Monats von 0,57 % auf 0,61 % erhöht, um es am 27. Januar wieder auf 0,57 % zu senken. Die Ernennung von Thomas Eichelmann, dem ehemaligen Finanzvorstand der Deutschen Börse und früheren Geschäftsführer der Beteiligungsfirma des Milliardärs Lutz Helmig, schürt Hoffnungen, dass das von den seit Anfang 2019 von Bilanzmanipulationsvorwürfen der “Financial Times” getroffene Unternehmen besser beaufsichtigt wird und Vertrauen wiederherstellen kann.Insgesamt haben die Aktivitäten der Leerverkäufer im Januar bei den Dax-Werten auf der Stelle getreten. Das Short Interest in den 30 Indexkomponenten erhöhte sich in den vier Wochen auf den 31. Januar von 0,89 % auf 0,97 %. Auf Platz 2 der Topfavoriten liegt die Deutsche Bank. Auch hier schreckten die deutlichen Gewinne nicht ab, das Short Interest erhöhte sich um 7 % auf 5,5 %. Seit der Monatsmitte meldeten Caxton Asscociates (0,60 % am 15. Januar), Caxton Europe (0,59 % am 30. Januar) und AQR Capital Management (1,98 % am 31. Januar) Short-Positionen. Ihnen schloss sich Anfang Februar Marshall Wace (0,50 %) an. Lufthansa im VisierDie stärkste Veränderung erlebte die Aktie der Lufthansa. Hier erhöhte sich das Short Interest innerhalb von vier Wochen um 262 % auf 1,65 %. Wie andere Aktien der Reisebranche ist dieser Titel durch die Ausbreitung des chinesischen Coronavirus unter Druck geraten. Zahlreiche Luftfahrtgesellschaften, darunter auch die Lufthansa, haben sämtliche China-Flüge ausgesetzt. Ende Januar und Anfang Februar meldeten Marshall Wace, Citadel Europe und Citadel Advisors Short-Positionen über insgesamt rund 4 %. Auch das Short Interest von Infineon hat sich mit einem Anstieg um 171 % auf 1,13 % sehr stark erhöht.Bei den MDax-Werten hat sich die Aktie des Salz- und Düngerherstellers K+S mit einem Anstieg des Anteils verliehener Aktien an der Marktkapitalisierung um 26 % auf 12,87 % den Spitzenplatz zurückgeholt. Die Aktie büßte in den vier Wochen auf den 31. Januar 20,3 % ein. Am 28. Januar erreichte sie mit 8,07 Euro den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2014. Dazu trugen negative Analystenstudien maßgeblich bei, in denen Zweifel am Schuldenabbau des Unternehmens geschürt wurden. Dabei wurden die Kursziele für die Aktie geradezu geschlachtet. So reduzierte die Bank of America ihr Kursziel für den Wert auf nur noch 4,20 Euro, was mehr als einer Halbierung entsprach, und stufte die Aktie mit “Underperform” ein. K+S arbeite mit einem hohen Leverage und betreibe ein kostenintensives Geschäft in einem Markt, in dem ein Überangebot bestehe. Das Bankhaus Lampe senkte sein Kursziel von 11 auf 6,50 Euro und stufte die Aktie von “Hold” auf “Sell” zurück. Laut dem Institut droht dem Unternehmen in diesem Jahr ein Verlust, wenn sich die Kalidüngerpreise in Brasilien nicht erholen sollten. Das setze K+S unter Druck, da das Unternehmen dringend Geld zur Reduzierung seiner Verschuldung brauche.Die Leerverkäufer ließen sich angesichts dieser Gemengelage nicht zweimal bitten. Im Zeitraum vom 14. Januar bis zum 3. Februar meldeten acht Adressen im Bundesanzeiger Short-Positionen im Umfang von insgesamt rund 9,1 %. Die größte davon wurde mit 3,41 % am 3. Februar von Marshall Wace mitgeteilt. Auch Gerresheimer erfreute sich großer Beliebtheit bei den Leerverkäufern. Drei Adressen meldeten Short-Positionen: Bodenholm Capital am 23. Januar (0,93 %), Capeview Capital am 24. Januar (1 %) und AKO Capital am 28. Januar (1,34 %). In den vier Wochen auf den 31. Januar stieg das Short Interest der Aktie um 43 % auf 6,78 %. Stärker gefragt war auch Delivery Hero, mit einem um 46 % auf 5,89 % gestiegenen Anteil verliehener Aktien an der Marktkapitalisierung. Der Essenslieferdienst platzierte Mitte des Monats 8,16 Millionen neue Aktien für 571 Mill. Euro. AQR Capital Management meldete am 29. Januar eine Short-Position von 1,19 %. Insgesamt war das Short Interest der MDax-Aktien mit 1,30 % nach 1,29 % vier Wochen zuvor kaum verändert.