Shortseller fahren ihre Wetten hoch

In Dax und MDax steigt der Leerverkaufsanteil - Siemens und Munich Re mit starkem Plus

Shortseller fahren ihre Wetten hoch

Während der Dax auf Rekordkurs war, sind im April die Leerverkäufer zurückgekehrt. Munich Re, Bayer und RWE verzeichneten einen kräftigen Anstieg des Short Interest. Auch insgesamt nahm die Zahl ausgeliehener Titel im Markt zu, wie Zahlen von Markit zeigen.Von Dietegen Müller, FrankfurtAngesichts steigender Kurse im Gesamtmarkt haben die Leerverkäufer ihre Positionen zuletzt etwas hochgefahren. Laut Daten des Finanzdatendienstleisters Markit stieg der Anteil ausgeliehener Titel – in der Regel ein zuverlässiger Indikator für die Aktivität von Shortsellern – im Blue-Chip-Index Dax auf 1,85 % (per 3. Mai). Vier Wochen zuvor – am 5. April – hatte er noch 1,78 % betragen, und am 12. April wurde sogar das Jahrestief von 1,49 % erreicht.Auch im MDax stieg die Short-Quote. Sie erreichte per 3. Mai 2,98 % nach 2,68 % am 26. April. Den bisherigen Tiefstand hatte die Quote im Mid-Cap-Index im laufenden Jahr mit 2,62 % Mitte März erreicht. Unter den Standardwerten fielen Munich Re, Siemens, Bayer, RWE und Commerzbank mit dem kräftigsten Anstieg der Leerverkaufsquoten im Monatsvergleich auf. Bei Munich Re erhöhte sich das Short Interest um 112 % auf einen Wert von 3,4 %. Nicht völlig klar ist hier, ob dieser Anstieg mit dem Dividendendatum zusammenhängt. Am 27. April zahlte der Rückversicherungskonzern eine Dividende von 8,60 Euro je Aktie an seine Anteilseigner. Vor einigen Jahren war der Short-Anteil um den Dividendenstichtag herum in Werten mit hohen Dividendenrenditen unter anderem wegen der inzwischen verbotenen Cum-ex-Transaktionen um ein Vielfaches höher. Bei Siemens – die Dividende wurde dort aber schon im Februar gezahlt – ging das Short Interest 73 % ebenfalls deutlich hoch.Im Fall von Bayer stieg das Short Interest um 171 % auf 3,3 %. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der Konzern in den USA einen juristischen Erfolg verbucht hat. So hat eine Jury in New Orleans eine Klage gegen Bayer und Johnson & Johnson im Zusammenhang mit dem umsatzstarken Blutverdünner Xarelto zurückgewiesen. Es wird sich zeigen, ob ein Teil der Leerverkäufe damit verbunden war und der Anteil nun wieder deutlich sinkt. Deutsche Bank weiter topEinen gegenläufigen Trend zeigten die Bankwerte. Mit einem Short-Anteil von 5,2 % waren die Papiere der Deutschen Bank weiterhin die am meisten ausgeliehenen im Dax. Allerdings ging die Quote im Vier-Wochen-Vergleich deutlich um 26 % zurück. Demgegenüber stieg der Leerverkaufsanteil in Commerzbank um 42 % auf 3,1 %. Mit einem Plus von 66 % im Short Interest (Quote: 3,1 %) fielen auch RWE auf. Dividendenbezogene Transaktionen sind hier sicher auszuschließen: Auch für das vergangene Geschäftsjahr hat der früher dividendenstarke Versorger seine Ausschüttung in den Stammaktien gestrichen.Um 30 % ging der Short-Anteil in den Aktien von Lufthansa zurück, die sich aber mit einer Quote von 4,5 % auf Platz 2 der am stärksten leerverkauften Werte im Dax halten. Der Finanzinvestor Infinite Miles hatte sich Mitte April von einem Paket von Lufthansa-Aktien im Wert von 170 Mill. Euro oder 11,2 Millionen Titeln zu je 15,25 Euro getrennt, was rund 2,5 % des Grundkapitals entsprach. Zudem lief das Geschäft im ersten Quartal überraschend gut. Einen sinkenden Leerverkaufsanteil verbuchten auch die Vorzugsaktien des Automobilkonzerns Volkswagen (-16 % auf 3,2 %). Mehr Shorties in AurubisUnter den Mid-Cap-Werten im MDax blieben die Papiere des Düngemittel- und Salzproduzenten K + S wie schon in den vergangenen Monaten auf dem Spitzenplatz der Short-Liste. Der Leerverkaufsanteil reduzierte sich nur leicht um 4 % auf 15,9 %. Rückläufig war das Short Interest auch in den Aktien des Flughafenbetreibers Fraport (-12 % auf 5,3 %) sowie bei Bilfinger.Demgegenüber hielt der Anstieg der ausgeliehenen Aktien bei dem Kupferkonzern Aurubis an. In der Berichtsperiode erhöhte sich das Short Interest auf einen sehr hohen Wert von 10,2 %, was einem Plus von einem Viertel entspricht. Einen um 81 % höheren Short-Anteil verzeichnen auch die Aktien des Arzneimittelherstellers Stada, was in Zusammenhang mit der laufenden Übernahme durch die Beteiligungsgesellschaften Bain und Cinven steht.