Shortseller jagen deutsche Bankwerte

Starke Leerverkaufszunahme in Commerzbank und Deutsche Bank - Im MDax Immobilienaktien gesucht

Shortseller jagen deutsche Bankwerte

Im September haben sich die Leerverkäufer auf die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank eingeschossen. Beide Titel zählten nach Lufthansa zu den Dax-Werten mit dem höchsten Anteil ausgeliehener Titel, wie Daten von Markit zeigen.Von Dietegen Müller, FrankfurtIm September hat der Aktienkurs der Deutschen Bank unter der Aussicht auf ein drastisches Bußgeld aus den USA, Sorgen vor einer Kapitalerhöhung sowie einem Bericht über einige Hedgefonds, die bei der Bank hinterlegte Sicherheiten abgezogen hätten, stark gelitten. Nach unbestätigten Berichten, wonach sich das Institut mit dem US-Justizministerium auf eine Strafzahlung von 5,4 Mrd. Dollar geeinigt habe, erholten sich die Papiere in einem Short Squeeze um fast 20 %. Doch Daten des Finanzdatendienstleisters Markit zeigen, dass zumindest vor dem verlängerten Wochenende am deutschen Markt die Aktien der Deutschen Bank immer noch stark ausgeliehen waren. Am 30. September waren es 72,9 Millionen Aktien, was rund 5,2 % des ausstehenden Aktienkapitals entspricht. Dies waren laut Markit 110 % mehr als vier Wochen zuvor.Das Phänomen von deutlich mehr ausgeliehenen Aktien bei den Deutsche-Bank-Anteilscheinen ist laut Marktbeobachtern auch auf Akteure zurückzuführen, die in Zwangswandelanleihen der Deutschen Bank investiert sind und damit verbunden entsprechende Absicherungs- oder Arbitragegeschäfte vornehmen. Bei der Commerzbank blieb das Short Interest auf hohem Niveau, nahm aber in der Berichtsperiode nur um 5 % auf 58,7 Millionen ausgeliehene Aktien oder auf einen Short-Interest-Anteil von 5,2 % zu. Insgesamt lagen die beiden Bankwerte damit weit über dem Short-Interest-Niveau im Dax, das mit 2,11 % gegenüber dem Wert vor vier Wochen (1,85 %) zwar deutlich angestiegen ist, aber damit auf einem durchschnittlichen Wert verharrte. In der Regel eignen sich hohe Short-Interest-Werte als Kontraindikator für die künftige Kursentwicklung – steigende Short-Interest-Werte deuten auf steigende Kurse und umgekehrt. Die Begründung dafür ist, dass Aktien, die leerverkauft worden sind, tendenziell eher günstiger bewertet sind und keine Überbewertung aufweisen. In vereinzelten Fällen können hohe Short-Werte aber auch Anzeichen für strukturelle Probleme sein oder einen Hinweis darauf geben, dass Akteure versuchen, über Dritte Positionen an einem Unternehmen aufzubauen. Um ein vollständiges Bild des Markttrends in einem bestimmten Titel zu erhalten, müssten aber zusätzlich eigentlich auch die Anzahl Aktien, die im gleichen Zeitraum neu gekauft worden sind, berücksichtigt werden. Daimler steigen aufSpitzenreiter im Dax blieben, was die Höhe der ausgeliehenen Titel anbelangte, weiterhin Lufthansa. Hier nahm der Anteil leerverkaufter Aktien um 14 % auf 77,1 Millionen Stück zu und blieb auf sehr hohen 16,5 %. Ebenfalls einen kräftigen Sprung im Short Interest verzeichneten die Aktien des Sportartikelherstellers Adidas. Dort waren Ende September nun 7,7 Millionen Aktien ausgeliehen oder 115 % mehr als vier Wochen davor. Der Short-Anteil kletterte damit laut Markit auf 3,8 %. Neu in den Top Ten fanden sich auch Daimler mit einem Plus von 24 % auf 1,8 %. Demgegenüber zogen sich Leerverkäufer aus Infineon zurück (-36 % auf 2,2 %).Im MDax fiel der Aufbau von Short-Positionen in den Immobilienwerten Alstria Office (5,8 %) auf, während der Anteil in Deutsche Wohnen zwar leicht zurückging, aber mit 5,2 % hoch blieb. Auch Ströer blieben mit einem Anteil von 8,2 % unter den zehn am stärksten geshorteten Papieren, hinter K+S, Bilfinger und Fraport.