Shortseller mögen Commerzbank

Anteil leer verkaufter Aktien im Dax sinkt im November - Weiterhin hohe Leihezahlen bei Bankaktien

Shortseller mögen Commerzbank

Im Oktober haben die Leerverkäufer im Dax ihre Positionen leicht zurückgefahren. Nach wie vor fallen aber laut Angaben des Datendienstleisters Markit die Bankwerte mit hohen Beständen an ausgeliehenen Aktien auf.Von Dietegen Müller, FrankfurtDie Leerverkäufer haben im vergangenen Monat ihre Aktivitäten in deutschen Blue Chips leicht verringert. Laut Angaben des Datendienstleisters Markit sank der Anteil ausgeliehener Aktien unter den dreißig Dax-Werten von 2,03 % (27. September) auf 1,91 % (1. November). Anfang Juli hatte der Anteil ein Jahreshoch von 2,62 % erreicht. In der Nebenwerte-Benchmark MDax stieg demgegenüber der Anteil von 2,68 auf 2,85 % an, liegt damit aber noch deutlich unter dem Jahreshoch von 3,36 %, das Ende Januar verzeichnet wurde. Generell gelten steigende Leerverkaufsanteile als Indikator für steigende Kurse, sinkende Short-Anteile aber als Vorbote von fallenden Kursen – sie sind damit ein Kontraindikator. Lufthansa an der SpitzeZu den Unternehmen mit dem größten Anteil ausgeliehener Aktien – was in der Regel als guter Indikator für die Aktivität von Leerverkäufern in diesen Titeln gilt – zählten im Dax als Spitzenreiter erneut Lufthansa. Der Short-Anteil erreichte 12,4 %, lag damit aber im Vierwochenvergleich 26 % niedriger. Die Kurssprünge der Aktie im Oktober sind damit vermutlich vor allem auf das Schließen von Leerverkaufspositionen zurückzuführen und weniger auf eine fundamental veränderte Wahrnehmung der Investoren.Weiterhin außergewöhnlich hoch blieb der Anteil ausgeliehener Aktien in den Papieren von Commerzbank und Deutscher Bank. Beide Institute leiden unter anderem auch wegen des anhaltenden Niedrigzinsumfelds unter Ertragsproblemen. Das Short Interest in Commerzbank stieg per Anfang November im Vierwochenvergleich um 8 % auf 7 %. Ende September hatte das Short Interest nur 5,2 % betragen.Eine sehr große Anzahl von Titeln in Leihe ist auch bei der Deutschen Bank festzustellen. Dort sank der Short-Interest-Anteil aber um 7 % auf 4,8 % und liegt damit auch unter dem Stand von 5,3 % von Ende September. Ein Teil der Aktienleihen in den Papieren der Deutschen Bank steht dabei auch im Zusammenhang mit der Absicherung von Positionen in den Zwangswandelanleihen (Contingent Convertibles oder Cocos) des Instituts, die parallel zum Verfall des Aktienkurses unter Druck geraten waren. Der Anstieg des Leerverkaufsanteils in den Aktien des Softwareriesen SAP um 3 % auf 2,6 % dürfte damit zusammenhängen, dass die Aktien im Oktober nach einer leichten Anhebung der Prognose anlässlich der Vorlage ihrer Quartalszahlen nahe ihrem Allzeithochs notierten. Seither haben sie rund 6 % korrigiert. Der Sportartikelkonzern Adidas demgegenüber schien für Wetten auf fallende Kurse weniger gefragt zu sein. Der Anteil ausgeliehener Aktien ging um 42 % auf 2,4 % zurück. Bilfinger unter DruckUnter den Mid-Cap-Werten führten die Papiere des Düngemittel- und Salzkonzerns K+S die Liste der am stärksten leerverkauften Titel mit einem Anteil von 20,4 % an (+ 4 %). Die Aktien haben sich zwar im September von einem Zehnjahrestief gelöst, doch müssten die Kurse weiter steigen, damit ein langfristiger Abwärtstrend durchbrochen würde. Einen Sprung von einem Drittel im Short Interest auf 19,1 % wies Markit in den Aktien des in Umstrukturierung befindlichen Industriedienstleisters Bilfinger aus. Ströer bleiben auf der ListeBemerkenswert ist auch der Anstieg der ausgeliehenen Aktien um 17 % auf einen Anteil von 10,2 % beim Außenwerbespezialisten Ströer. Die Papiere waren im April Ziel einer Leerverkaufsattacke geworden und haben sich seither nicht davon erholen können.