Shortseller mögen ProSiebenSat.1

Aktie der TV-Senderkette gilt als Wackelkandidat im Dax - Insgesamt geringe Leerverkäufer-Aktivität

Shortseller mögen ProSiebenSat.1

Die Aktivitäten der Leerverkäufer sind vor dem Hintergrund weiter steigender Aktienkurse im Dax und MDax auch zum Jahreswechsel niedrig geblieben. Laut dem Finanzdatendienstleister Markit haben die Leerverkäufer vor allem die Aktien des Dax-Wackelkandidaten ProSiebenSat.1 wieder stärker in den Brennpunkt genommen.Von Dietegen Müller, FrankfurtDer Anteil ausgeliehener Aktien im Dax ist laut Angaben des Finanzdatendienstleisters Markit zum Ende des vergangenen Jahres erstmals unter die Marke von 1 % gefallen und zeitweise bis auf 0,96 % gesunken. Am Donnerstag erreichte er wieder rund 1 %. Vor zwei Jahren lagen die Werte noch gut doppelt so hoch. Deutlich höher liegt der Anteil ausgeliehener Aktien derzeit noch im MidCap-Index MDax: Mitte Dezember erreichte er zeitweise über 3,8 % und schwächte sich dann bis Donnerstag auf 2,75 % ab.Unter den zehn am meisten ausgeliehenen Titeln im Dax waren zum Stichtag Donnerstag ProSiebenSat.1 mit einem Anteil von 5,9 %. Gegenüber Anfang Dezember ist das sogenannte Short Interest damit von 5,1 % wieder deutlich angestiegen – im Vierwochenvergleich beträgt das Plus 22 %.Die Aktie von ProSiebenSat.1 gilt als Wackelkandidat, was ihre Mitgliedschaft im Blue-Chip-Index Dax anbelangt. So hält es die LBBW für wahrscheinlich, dass bei der nächsten regulären Indexüberprüfung Ende August die Aktie der TV-Senderkette aus dem Leitindex fliegt und durch Covestro ersetzt wird (vgl. BZ vom 12. Januar). Oft schneiden Aktien von Indexmitgliedern vor einem möglichen Verlust ihrer Indexmitgliedschaft schlechter ab als der Gesamtmarkt, um dann nach dem Ausscheiden aus dem Index sich besser zu entwickeln.Die Anzahl ausgeliehener Aktien ist in der Regel ein guter Indikator für die Aktivität von Leerverkäufern. Diese können damit gezielt auf fallende Kurse wetten, doch sind Leerverkäufe von Aktien oft auch nur Absicherungsgeschäfte, etwa beim Kauf von Wandelanleihen oder im schrittweisen Aufbau von Beteiligungen über Dritte. Abbau in UniperAuf Platz zwei der Top Ten finden sich RWE, wo rund 2,1 % der Aktien in Leihe sind und damit etwa so viel wie vor einem Monat. Einen markanten Anstieg verzeichnete dagegen die Aktie des Stahl- und Technologiekonzerns Thyssenkrupp: Dort legte das Short Interest im Vierwochen-vergleich um 139 % auf 1,51 % zu. Ebenfalls eine steigende Tendenz wiesen Adidas und BMW (jeweils + 30 % auf 1,3 %) auf. Weniger gesucht waren Volkswagen-Vorzüge, Deutsche Börse und Deutsche Bank. Erstmals in die Top-Ten-Liste vorgerückt sind die Anteilscheine von Deutsche Post mit einem Anteil von 1,4 % (+ 5 %). Im MDax gab es insgesamt wenig Veränderungen. Traditionell auf dem Spitzenplatz ist die Aktie des Kali- und Salz-Herstellers K+S mit einem Anteil von 17,3 % (+ 3 %) – wobei die von der niederländischen Finanzaufsicht AFM berichtete Netto-Leerverkaufsposition nur 12,7 % beträgt.Stärker rückläufig war der Anteil ausgeliehener Titel dagegen bei dem Online-Modehändler Zalando – das Short Interest war dort im vergangenen Quartal deutlich nach oben gegangen, doch hat sich der Aktienkurs davon unbeeindruckt gezeigt. Auch bei Uniper sank der Anteil ausgeliehener Titel weiter – das Unternehmen sieht sich derzeit einer feindlichen Übernahme durch den finnischen Wettbewerber Fortum ausgesetzt.Sukzessive fallend ist darüber hinaus das Short Interest in den Aktien des Außenwerbespezialisten Ströer. Demgegenüber weisen Gea, Metro und Gerresheimer weiterhin überproportional hohe Leerverkaufsanteile aus. Die Aktien des Verpackungsspezialisten Gerresheimer hatten Ende August und Anfang September 2017 nach enttäuschenden Zahlen unter Druck gestanden, haben ihre Verluste seither aber wieder ausgebügelt.