Sicherheit ist keine gute Anlage
Das Sicherheitsbedürfnis von Staaten, Unternehmen und Individuen steigt – eigentlich gute Nachrichten für private Sicherheitsdienstleister. Einer Studie der Deutschen Bank zufolge wird die Branche aber kaum wachsen und auch keine attraktiven Gewinnmargen erzielen.amb Frankfurt – Die meisten Aktien von Sicherheitsdienstleistern sind nach Ansicht der Deutschen Bank zu teuer. Die Branche, zu deren Tätigkeitsfeld etwa Personen- und Objektüberwachung, Alarmanlagensysteme und Geldtransporte gehören, kommt bei der Bank nicht gut weg: wenig Wachstum, viel Wettbewerb, dementsprechend niedrige Margen, heißt es in einer Studie der Bank. Dazu kämen einige strukturelle Belastungen wie der Trend hin zum bargeldlosen Bezahlen.Die Bank hat die Aussichten der Branche in den drei Bereichen Bewachung, Geldtransport und Alarmanlagen untersucht. Ihr Fazit: Die Bewertungen der Aktien von Sicherheitsdienstleistern sind – mit Ausnahme von G4S – alle zu hoch. “Not so secure” betiteln die Analysten daher auch ihre Studie. Wegen der niedrigen Eintrittshürden zeichne sich gerade das Segment Bewachung durch viel Konkurrenz und geringe Margen aus. In Schwellenländern sei es überdies schwer für die großen Player aus Europa, mit den lokalen Wettbewerbern mitzuhalten. Die pflegten häufig einen eher laxen Umgang mit Arbeitsgesetzen und anderen Regularien, was sich die großen Unternehmen nicht erlauben könnten. Chancen durch TechnikAm Markt sieht man für dieses Segment zum Teil beträchtliche Chancen durch den Einsatz von Technik in Gestalt von Videoüberwachung, mobiler Überwachung inklusive Drohnen, Cyber-Security oder Gesichtserkennungs- und Predictive- Analytics-Software. Die Deutsche Bank zeigt sich hier aber nicht gerade euphorisch: “Es hilft, ist aber kein Game Changer für Margen und Wachstum”, heißt es in der Studie. Zwar könnten sich in der Tat nur große Unternehmen die Investitionen in solche Systeme leisten, Anklang finden würden diese aber auch nur bei großen Kunden vor allem in den Industrieländern, und dort nur beschränkt auf bestimmte Produkte wie Videoüberwachungssysteme.Die Analysten rechnen daher nur mit einem begrenzten Beitrag für die Margen. Überwiegen werde der Margendruck wegen steigender Löhne und der typischerweise hohen Fluktuation in der Branche; Lohnkosten machen laut Deutscher Bank 80 % der Kosten aus. Im Fall von Prosegur komme dazu noch der Gegenwind durch die schwierige Situation in Lateinamerika und Wechselkursschwankungen.Im Bereich Geld- und Wertetransport ist der Wettbewerb laut Studie zwar weniger hart. Der Markt sei fest in der Hand einiger weniger Unternehmen – hier zählt der Name mehr, etablierte Anbieter haben es wegen des Vertrauensvorsprungs leichter. Doch auch hier könnten Fortschritte durch den Einsatz von mehr Technik die Nachteile nicht wettmachen, vor allem den Rückgang der Bargeldnutzung und die Schließung von Bankfilialen in den Industrieländern. In Entwicklungsländern sei die Lage eigentlich besser, da dort Inflations- und Wachstumsraten noch höher und die Bargeldnutzung noch verbreiteter seien. Aber auch hier steige der Anteil bargeldloser Zahlungen. So rechnet der Zahlungsdienstleister Worldpay laut Studie mit einem weltweiten Rückgang des Bargeldanteils an Zahlungen von 31 % im Jahr 2018 auf 17 % im Jahr 2022, in Lateinamerika von 58 % auf 36 %. Daher erwarten die Analysten nur ein begrenztes organisches Wachstum. Potenzial ergeben könne sich allerdings durch zwei Entwicklungen: durch Outsourcing des Cash-Managements der Banken und durch Outsourcing bei Einzelhändlern, die zunehmend auf smarte Lösungen für das Handling von Bargeld setzen.Im Bereich Alarmanlagen ist von den untersuchten Unternehmen nur Prosegur tätig. Hier sehen die Analysten die Spanier wegen des höheren B2C-Exposure und der Positionierung in wachstumsstarken Regionen zwar besser aufgestellt als den direkten Konkurrenten ADT Security aus den USA. Doch auch hier schlafe die Konkurrenz nicht, US-Unternehmen wie Ring und Nest hätten deutlich günstigere Angebot in der Haussicherheitstechnik.Das Kursziel für die auf Sicherheitsdienstleistungen und Wertelogistik ausgerichtete spanische Prosegur Group (“Sell”) liegt bei 3,80 Euro (aktuell 3,79 Euro). Das Unternehmen erwirtschaftet laut Studie 49 % seiner Umsätze im Bereich Sicherheitsdienstleistungen (Prosegur Security), 44 % mit Geld- und Wertetransporten (Prosegur Cash) und 7 % mit Alarmanlagen (Prosegur Alarms). 44 % der Umsätze entfielen auf Europa, 52 % auf Lateinamerika. Die Analysten begründen das Negativurteil mit den ihrer Ansicht nach weiterhin geringen Margen, dem niedrigen Wachstum und der hohen Bewertung. Die Gewinnprognosen liegen unter den Konsensschätzungen, die Experten erwarten je Aktie 0,20 Euro für 2019, 0,22 Euro für 2020 und 0,25 Euro für 2021. Weg vom BargeldFür die Tochter Prosegur Cash (“Sell”), die seit 2017 an der Börse gelistet ist, nennen sie ein Kursziel von 1,60 Euro (aktuell 1,67 Euro). Die Bewertung sei viel zu hoch angesichts des niedrigen Wachstums, der ungünstigen strukturellen Entwicklungen wie des Trends weg vom Bargeld, der Schwäche in Schwellenländern und der schwankungsanfälligen Wechselkurse. Die Analysten prognostizieren zwar eine Erholung der Margen in Lateinamerika im zweiten Halbjahr und positive Effekte durch den Verkauf der verlustträchtigen Prosegur France, die Gewinnschätzungen liegen aber auch hier deutlich unter dem Konsens. Je Aktie rechnet die Bank mit jeweils 0,10 Euro für 2019 und 2020 sowie 0,11 Euro für 2021.Den schwedischen Sicherheitskonzern Securitas, auch in der Personen- und Gepäckkontrolle an Flughäfen tätig, setzen die Analysten ebenfalls auf “Sell” und nennen ein Kursziel von 147 skr (aktuell 161,65 skr). Das Unternehmen, das 44 % seines Umsatzes in Europa und 42 % in Nordamerika erzielt, erwirtschafte zwar höhere und stabilere Margen, wachse organisch schneller und sei stärker auf Industrieländer konzentriert, wo der Wettbewerb nicht ganz sp heftig und die Nachfrage nach Technologielösungen größer sei. Die Bewertung sei aber zu hoch, außerdem kritisieren die Analysten die vergleichsweise niedrigen Cash-flows. Für den Gewinn je Aktie rechnen sie für die Jahre 2019 bis 2021 mit 10,41 skr, 11,12 skr und 11,80 skr. Auf “Hold” setzen sie den britischen Sicherheitskonzern G4S, der neben den klassischen Sicherheitsdiensten auch im großen Stil Dienstleistungen für den Staat übernimmt, etwa Polizeidienste oder den Betrieb von Gefängnissen. Hier liegt das Kursziel bei 2 Pfund (aktuell 2,11 Pfund), unter der Annahme, dass die Cash-Sparte verkauft wird. G4S weise zwar schwächere Wachstumsraten auf, das spiegle sich in der Bewertung aber schon wider. Die Gewinnschätzungen je Aktie liegen bei 20,01 Pence für 2019, 21,28 Pence für 2020 und 22,38 Pence für 2021.