Signal für Trendwende bei Gold steht noch aus
Gregor Bauer *)Seinen letzten markanten Aufwärtsimpuls erlebte der Goldpreis, als er aus einem steigenden Dreieck nach oben ausbrach, und zwar Mitte August 2012 aus dem Bereich um 1 640 Dollar pro Unze. Im Verlauf der folgenden, kurzen Haussebewegung markierte der Goldpreis dann sein abschließendes Hoch am 6. Oktober 2012, bei 1 795 Dollar. Damit scheiterte das Metall erneut an der Widerstandszone um 1 800 Dollar, die durch entsprechend markante Umkehrhochs im November 2011 und Februar 2012 gebildet worden war. Auch die Hoffnungen der Anleger, Gold könnte ein neues Allzeithoch markieren, also über 1 920 Dollar steigen, und damit ein langfristiges, trendfolgendes Kaufsignal generieren, erfüllten sich nicht.Folgerichtig wechselten Investoren auf die Verkäuferseite, und es bildete sich ein stabiler Abwärtstrend, mustergültig unterbrochen durch Phasen kurzer Zwischenerholungen. Im Verlauf dieses Abwärtstrends bildete sich dann im Januar 2013 noch eine markante Widerstandszone um 1 700 bis 1 680 Dollar aus. Diese konnte aber ebenfalls nicht nach oben durchbrochen werden, und der Abwärtstrend beschleunigte sich erneut. Diese Bewegung wurde noch dadurch verstärkt, dass die bei 1 660 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie ebenfalls keinen Halt mehr geben konnte.Charttechnisch signifikant war dann, dass der Goldpreis im Bereich um 1 550 Dollar einen Boden fand, hier also jeweils Käufer in den Markt traten. Es zeigte sich aber auch, dass mangels Anschlusskäufen die jeweiligen Aufwärtsimpulse nur von kurzer Dauer waren; um 1 620 Dollar bildete sich eine Widerstandszone. Die massiven Interventionen einiger Investment- und Zentralbanken führten schließlich zu dem Einbruch am 12. und 13. April 2013, infolgedessen der Goldpreis im Tief bei 1 321 Dollar notierte. Jetzt sahen Investoren offenbar die Gelegenheit zu einem günstigen Einstieg, denn in den folgenden Tagen stieg die Notierung wieder steil an. Dynamik verlangsamtBetrachtet man den gesamten Verlauf des Preisverfalls, seit dem Hoch bei 1 795 Dollar, zeigt sich, dass die aktuelle Aufwärtsbewegung auf das 38-Prozent-Fibonacci- Korrekturniveau zuläuft, dieses bisher aber noch nicht erreicht hat. Daher hat Gold zurzeit etwa 33 % der Abwärtsbewegung korrigiert, was als “normale” Korrektur zu bezeichnen ist und eben noch keinen Hinweis auf eine anhaltende Trendwende nach oben gibt. Darüber hinaus zeigt sich im Bereich zwischen 1 460 und 1 440 Dollar, ein erstes, zaghaftes Anzeichen einer Verlangsamung der Aufwärtsdynamik. Trendfolgende Indikatoren zeigen, wann sich ein Wert in einer Trendphase befindet. Im Chart abgebildet ist der Verlauf des Aroon-Indikators in seiner 14-Tage-Einstellung (ARO), die den Kursverlauf gut widerspiegelt. Ein Aufwärtstrend wird signalisiert, wenn die Aroon-up-Linie (durchgezogene Linie) im oberen und die Aroon- down-Linie (gestrichelte Linie) im unteren Extrembereich verlaufen. Die Aroon-down-Linie signalisiert, nach der kurzen Aufwärtskorrektur von Mitte März 2013, wieder den Abwärtstrend, allerdings mit einer stark nachlassenden Dynamik. Ein Long-Signal entsteht aber erst, wenn die Aroon-up-Linie in den oberen Bereich steigt. Zu beachten ist allerdings, dass die Signalgebung aller Trendfolgeindikatoren konstruktionsbedingt zeitverzögert erfolgt.Technische Oszillatoren geben dagegen frühe Hinweise auf die Umkehrbewegung in einem Kursverlauf. In der Abbildung ist der Double-Smoothed-Stochastik-Oszillator nach Bressert (DSSBR) in seiner 14-Tage-Einstellung dargestellt. Die Indikatorlinie gab bereits am 18. April ein Kaufsignal, indem sie aus der überverkauften Zone in die neutrale Zone anstieg. Zurzeit verläuft die Indikatorlinie weiterhin in der oberen Zone und bestätigt dadurch die aktuelle Aufwärtsdynamik. Ein Verkaufssignal generiert dieser Indikator, wenn die Indikatorlinie in den neutralen Bereich zurückfällt.Aus dem Chartverlauf lassen sich klare Signale ablesen. Tradingorientierte Anleger setzen auf einen weiter steigenden Goldpreis, wenn die kurzfristige Widerstandszone um 1 490 Dollar nach oben durchbrochen wurde, und platzieren ihren Stopp bei etwa 1 450 Dollar. Wird dagegen zunächst das Short-Signal bei 1 450 Dollar ausgelöst, wird der Eingangsstopp bei etwa 1 490 Dollar gesetzt. Kursziel 1 795 DollarDie Kursziele sind ebenfalls klar bestimmt. Anleger sollten sich vor Augen halten, dass das 50-Prozent- Retracement-Niveau genau auf der jetzigen, massiven Widerstandszone um 1 550 Dollar liegt, und diese damit noch verstärkt. Zudem liegt das 61,8-Prozent-Korrekturniveau im Bereich der 1 620-Dollar-Widerstandszone, was diese ebenfalls verstärkt. Damit sind die nächsten Kursziele für Tradingstrategien auf der Long-Seite festgelegt. Für eine nachhaltige Umkehr in Richtung eines neuen Aufwärtstrends sollte allerdings der Bereich um 1 620 Dollar nach oben durchbrochen werden; Kursziel wäre dann das Hoch bei 1 795 Dollar.—-*) Gregor Bauer arbeitet als selbstständiger Portfolio Manager für Privatkunden und Firmen (www.drbauer-consult.de) und ist Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands e. V.