SocGen für Konsumaktien neutral

Bank: Millennials mischen die Branche auf - Diageo und Philip Morris zum Verkauf empfohlen

SocGen für Konsumaktien neutral

Die Zwanzig- bis Dreißigjährigen konsumieren anders: Gesunde Produkte, deren Herkunft bekannt ist, werden immer wichtiger. Informationsquelle Nummer 1 ist das Internet, auch gekauft wird immer öfter online. Konsumgüterkonzerne müssen umdenken, so die Société Générale, die die Branche neutral einstuft.amb Frankfurt – Nahrungsmittel, Kosmetika, Waschmittel – sogenannte nichtzyklische Konsumgüter – werden immer gebraucht. Die Aussichten für die weltweite Konsumgüterbranche sind nach Ansicht der Société Générale allerdings durchwachsen. Vor dem Hintergrund der mittlerweile vorliegenden Unternehmenszahlen für 2015 und Informationen von der Branchenkonferenz Cagny im Februar bestätigt die französische Großbank in einer Studie ihre “Neutral”-Einstufung für den Sektor. Favoriten sind Danone, Kerry, Mondelez, Reckitt Benckiser, Estée Lauder, Heineken, Imperial Brands, Kimberly Clark und Pernod Ricard. Abgeraten wird unter anderem von Diageo, Philip Morris, General Mills und Hershey. Emerging Markets schwächelnMehr als Umsatzzuwächse zwischen 2 und 4 % haben die Konsumgüterhersteller in den vergangenen Jahren nicht geschafft, heißt es in der Studie, zuletzt wegen der Schwäche der Emerging Markets sogar noch weniger. Das werde sich auch nicht so schnell ändern, Wachstumsimpulse seien jetzt eher wieder von Industrieländern zu erwarten.Die Société Générale geht daher davon aus, dass sich die Welle von Kostensenkungen in der Branche fortsetzen wird, ebenso werde es weiterhin viele Fusionen und Übernahmen geben, auch wegen der günstigen Finanzierungsbedingungen. Gute Chancen sehen sie unter anderem für Hersteller von Nahrungsmittelzusätzen und Aromen, denn der Trend gehe hin zu zunehmender Verarbeitung und Veränderung von Produkten. Wichtig seien darüber hinaus auch Innovationen, und daran fehle es in der Branche derzeit oft – gerade bei den großen Konzernen. Diese richteten ihren Fokus eher auf Kostensenkungen und Effizienzsteigerung. Anspruchsvolle KundschaftGenerell kommt es den Analysten zufolge darauf an, wie die Unternehmen mit den aktuellen Herausforderungen zurechtkommen. Die Branche, das habe die Cagny-Konferenz (Consumer Analyst Group of New York) gezeigt, beschäftige zurzzeit vor allem eins: Wie kann sie ihre Produkte den Millennials – also Zwanzig- und Anfang Dreißigjährigen – schmackhaft machen? Weltweit sei das die größte Alterskohorte, die mit der Art und Weise, wie sie konsumiere, die Zukunft prägen werde. Die Analysten beschreiben die Millennials als sehr individualistisch, viel Wert gelegt werde auf Authentizität und auf gesunde, natürliche sowie frische Produkte, deren Herkunft bekannt sei. Auch Spezielleres wie glutenfreie Produkte werde immer beliebter. Wichtigster Werbe- und Vertriebskanal sei ohne Zweifel der digitale. Dies erleichtere es neuen, kleineren Marken, Fuß zu fassen, die Analysten sprechen vom “Infinite Shelf” im Internet. Online-Werbung ermögliche es, genau die richtige Kundengruppe anzusprechen.Für den US-Lebensmittelkonzern Mondelez wird die Kaufempfehlung bestätigt. Das Kursziel für den Hersteller von Milka und Philadelphia-Frischkäse wird wegen etwas niedrigerer Gewinnschätzungen aufgrund von Buchverlusten im Venezuela-Geschäft aber von 55 auf 50 (aktuell 40,73 Dollar) angepasst. Mondelez überzeugt die Analysten besonders durch die Margenentwicklung: 2015 sei die Ebit-Marge um 170 Basispunkte gestiegen, für 2016 werde an 15 bis 16 % festgehalten, für 2018 erwarte das Unternehmen 17 bis 18 %. Daneben punkte Mondelez mit attraktiven Dividenden und Aktienrückkäufen, lediglich die Umsätze müssten noch steigen. Die Analysten sind davon überzeugt, dass die tatsächliche Stärke von Mondelez wegen des hohen Dollar-Kurses derzeit noch nicht zum Tragen kommt, schwäche sich der Dollar wieder ab, werde das Unternehmen zu den großen Profiteuren gehören. Mondelez hatte 2015 wegen des starken Dollars und des Verkaufs des Kaffeegeschäfts, zu dem Marken wie Jacobs oder Tassimo gehören, mit einem Umsatzrückgang abgeschlossen, der Nettogewinn hat sich aber mehr als verdreifacht.Auch beim französischen Lebensmittel- und Getränkekonzern Danone wird zum Kauf geraten, das Kursziel bleibt bei 75 (aktuell 61,32 Euro). Danone, zu dessen Portfolio auch Actimel, Activia, Fruchtzwerge und Volvic gehören, sei auf gutem Weg, heißt es, das hätten die Zahlen für 2015 gezeigt. Die Analysten halten viel von der “Strategie 2020” des Unternehmens und begrüßen die Äußerung von CEO Emmanuel Faber, dass sich das Umsatzwachstum nun auch im Gewinnwachstum je Aktie niederschlagen werde. Allerdings stehe Danone noch ganz am Anfang des Umbruchs. Im Fall des Weltmarktführers für Nahrungsmittelzusatzstoffe und Aromen Kerry wird auf die guten Zahlen für 2015 und die wachsende Dynamik verwiesen, die Analysten votieren daher weiter mit “Buy” bei einem Kursziel von 87 Euro – deutlich oberhalb der aktuellen Notierung von 81,31 Euro. Potenzial sehen sie vor allem im Bereich Taste and Nutrition (T & N), die Schätzungen für das organische Wachstum in dieser Sparte werden von 5 % auf 5,9 % p. a. angehoben. Höheres Kursziel für ReckittFür den britischer Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser, dessen Markenportfolio Calgon, Clearasil, Durex, Sagrotan und Cillit Bang umfasst, wird das Kursziel von 70 auf 76 (aktuell 67,05 Pfund) hochgesetzt. Überzeugt habe das zweistellige Wachstum im margenstarken Bereich Gesundheit. Da die Sparte immer wichtiger werde, werde Reckitt Benckiser in Zukunft auch schneller wachsen und profitabler werden.Ebenfalls zu den Favoriten gehört der Kosmetikkonzern Estée Lauder, hier gehen die Analysten davon aus, dass die Umsätze in den kommenden zehn Jahren um 5,7 % und das Ebit um 15,6 % p. a. steigen werden. Zum Kauf empfohlen werden außerdem Heineken, Carlsberg, Henkel, Pernod Ricard und Rémy Cointreau. Der französische Konsumgüterkonzern L’Oréal und Coca-Cola Hellenic werden außerdem von “Hold” auf “Buy” hochgesetzt.Unverändert zum Verkauf empfohlen werden der Tabakkonzern Philip Morris wegen des starken US-Dollars sowie der Hersteller alkoholischer Getränke Diageo wegen der schlechten Entwicklung der Vodka-Marke Ciroc. Auch beim US-Lebensmittelkonzern General Mills und dem Schokoladenhersteller Hershey wird zum Verkauf geraten. “Hold” lautet das Votum unterdessen für SCA, Barry Callebaut, Coca-Cola, Givaudan und Nestlé.Die Meinungen anderer Analysten zu Danone gehen auseinander. So haben neben der Société Générale zuletzt auch Morgan Stanley und die Citigroup zum Kauf geraten, die Deutsche Bank, Bernstein Research und die Berenberg Bank stufen die Aktie hingegen auf “Hold” bzw. “Market-perform”, J.P. Morgan und Goldman Sachs sogar auf “Sell” bzw. “Underweight”. Laut Berenberg ist das Vertrauen in das vom Management angestrebte nachhaltige Wachstum nach der Ergebnissteigerung um 12 % im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, die Aktie preise nachhaltige Wachstumsraten aber bereits ein. Morgan Stanley hat das Kursziel für Danone nach Zahlen für das Schlussquartal 2015 von 74 auf 77 Euro angehoben und die Einstufung auf “Overweight” belassen. Die Resultate zeigten Fortschritte auf dem Weg hin zu einem starken, profitablen Wachstum, hieß es, die Gewinnschätzungen wurden erhöht.Viele positive Einstufungen gibt es hingegen für Reckitt Benckiser, u.a. von der Deutschen Bank, Bernstein, UBS und Nomura. Bernstein Research votiert unverändert mit “Outperform”: Die extrem gute Entwicklung des britischen Konsumgüterkonzerns im vergangenen Jahr dürfte sich weiter fortsetzen, im Zuge der Neuausrichtung auf das sehr attraktive Gesundheitsgeschäft wird auf weitere Übernahmen gehofft.