Sorgen um deutsche Großbanken treiben Anleger in sichere Häfen

Bundestitel im Höhenflug - Finnlands Zehnjahresrendite erstmals im Minus - Nord/LB sagt Bond-Deal ab

Sorgen um deutsche Großbanken treiben Anleger in sichere Häfen

kjo/bg Frankfurt – Die Sorgen der Marktteilnehmer, dass die Deutsche Bank stärker unter Druck geraten und der deutsche Bankensektor erhebliche Schwierigkeiten bekommen könnte, nehmen deutlich zu und haben an den Finanzmärkten gestern deutliche Spuren hinterlassen. Die Anleger steuerten die sicheren Häfen an. Gefragt waren die hochwertigen Staatsanleihen aus der Eurozone, wozu einmal mehr die Bundesanleihen gehörten. Die Renditen der Anleihen rutschten somit ab. Bei den zweijährigen Bundespapieren kam das Rekordtief von – 0,721 %, das nach dem Brexit-Votum am 24. Juni markiert wurde, in Sichtweite. Bis auf – 0,717 % fiel die Rendite. Die zehnjährige Bundrendite fiel bis auf – 0,161 %, womit das Rekordtief von – 0,204 % am 6. Juli in greifbare Nähe rückte.Auf den Kauflisten der Anleger fanden sich neben den Bundesanleihen auch die Bonds der Finnen wieder. Die Rendite der zehnjährigen finnischen Staatsanleihe rutschte infolge des Investorenansturms nun erstmals in den negativen Bereich. Bis auf – 0,03 % ging es herunter. Bislang lagen bei den Eurozonenstaatspapieren nur die Zehnjahressätze Deutschlands und der Niederlande im Minusbereich. Die Nord/LB zog unter Verweis auf die Sorgen um die Deutsche Bank ihre laufende Anleihetransaktion zurück. Tags zuvor hatte die Lufthansa ihren bereits angelaufenen Deal abgeblasen. Marktakteure verwiesen zur Begründung auf die Anleihekonditionen, die den Investoren nicht schmeckten und die die Lufthansa nicht nachbesserte. Das zeigte bei der Aktie gestern noch Nachwirkungen. Sie lag mit 3,1 % im Minus und war das Schlusslicht im Dax. Andere Emittenten zogen ihre Deals gestern wie geplant durch und trafen auch auf ausreichend Nachfrage seitens der Investoren.Die Deutsche-Bank-Aktie fuhr am Dienstag Achterbahn, sackte zunächst um über 3 %, drehte dann ins Plus, nachdem aus dem US-Justizministerium verlautete, dass die Bank die angedrohte Strafe für Hypothekenvergehen von 14 Mrd. Dollar durch Kooperation verringern könne, um letztlich unverändert mit 10,55 Euro aus dem Handel zu gehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel beschränkte sich am Dienstag auf die Aussage, dass das Institut “ein Teil des deutschen Banken- und Finanzwesens ist und dass wir uns natürlich wünschen, dass alle Unternehmen, auch wenn es temporäre Schwierigkeiten gibt, eine gute Entwicklung nehmen”. In Wien erklärte Andreas Dombret, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank: “Weder ist die Größe einer einzelnen Bank ein Garant für ihr Überleben, noch kann die Größe des Sektors insgesamt vor Krisen schützen.” Aktien der Commerzbank, die den Erwartungen nach am Freitag über einen umfangreichen Stellenabbau im Zuge ihrer neuen Strategie informieren wird, schlossen mit 5,91 Euro 2,2 % schwächer. Der Dax gab um 0,3 % auf 10 361 Punkte nach.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seiten 2 und 14