Spaniens Märkte unter Druck

Aktien und Anleihen geben am Tag nach dem Referendum nach - Anhaltende Verunsicherung befürchtet

Spaniens Märkte unter Druck

Nach der Unabhängigkeitsabstimmung in Katalonien sind die spanischen Finanzmärkte zum Wochenauftakt unter Druck geraten. So gab der Aktienmarkt des Landes entgegen der europaweit freundlichen Tendenz deutlich nach. Die laufende Verzinsung der spanischen Staatsanleihen zog an.ck Frankfurt – Die sich weiter zuspitzende Katalonien-Krise hat zum Wochenauftakt die spanischen Finanzmärkte deutlich unter Druck gesetzt. Während die übrigen europäischen Aktienmärkte insgesamt freundlicher tendierten, büßt der Madrider Aktienindex Ibex 35 am Tag nach der katalanischen Unabhängigkeitsabstimmung bis zu 1,9 % ein und schloss mit einem Verlust von 1,2 % bei 10 256 Zählern. Kataloniens Banktitel schwachVor allem Bankaktien gaben nach. So verloren die Aktien der Großbanken BBVA und Santander 2,4 % und 1,6 % ein. Schlusslichter des Ibex 35 waren die Aktien der katalanischen Banken Banco des Sabadell und Caixabank, die 4,5 % und 4,4 % einbüßten. Bankia verloren 3,3 %. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe zog stieg bis auf 1,71 % und lag zuletzt sieben Stellen höher bei 1,68 %. Schwach tendierte auch der Euro, der am Abend mit einem Minus von 0,6 % bei 1,1740 Dollar gehandelt wurde. Dies war aber nur zu einem geringen Teil auf das katalanische Referendum zurückzuführen. Schwerer wogen hier die zunehmenden US-Zinserhöhungserwartungen, geschürt unter anderem von der Aussicht, dass Präsident Trump mit Kevin Warsh einen Befürworter einer restriktiveren geldpolitischen Linie zum neuen Leiter der US-Zentralbank ernennen könnte. Positiver Ausblick von S & PVor dem Unabhängigkeitsreferendum hatte Standard & Poor’s (S & P) noch die Bonitätsnote Spaniens (“BBB+”) bestätigt und auch den positiven Ausblick beibehalten. Die Ratingagentur hatte dies mit einer anhaltenden positiven wirtschaftlichen Entwicklung begründet. Ein positiver Ausblick stellt eine Verbesserung der Bonitätsnote in Aussicht. Allerdings hatte S & P eine eventuelle Hochstufung unter den Vorbehalt gestellt, dass sich das Verhältnis zwischen der Zentralregierung und der katalanischen Regionalregierung entspannt. Lösung in weiter FerneAnalysten waren am Montag der Auffassung, dass die Unsicherheit anhalten und damit den Märkten des Landes weiter zusetzen wird. “Es bleibt zu hoffen, dass zumindest die Gewaltspirale nicht noch weiter an Fahrt gewinnt”, so etwa die DZ Bank. Eine politische Lösung des Konflikts liege jedoch derzeit in weiter Ferne, insbesondere da bisher keine der beiden Seiten ein direktes Zugehen aufeinander signalisiere. “Bislang waren die Reaktionen an den Kapitalmärkten noch verhalten”, so die Helaba. “Sollte es tatsächlich zu einer Abspaltung Kataloniens von Spanien mit entsprechenden ökonomischen Konsequenzen kommen, müsste sowohl für spanische Papiere als auch katalonische Regionalanleihen mit erheblichen Kursverlusten gerechnet werden.” Dies sei aber unwahrscheinlich. “Sollte die katalanische Regionalregierung nach dem Referendum die Unabhängigkeit ausrufen und nicht auf Verhandlungen setzen, dürfte die spanische Zentralregierung versuchen, nach Artikel 155 der spanischen Verfassung die Regionalregierung zu entmachten. Schon diese neue Eskalationsstufe dürfte zu weiterer Verunsicherung führen.”Die berichtete hohe Wahlbeteiligung (42 %) und die hohe Unterstützung für die Unabhängigkeit (89 %) bergen das Risiko, dass Katalonien in den nächsten Tagen die Unabhängigkeit von Spanien erkläre, wenngleich für Madrid das Referendum keinen Rechtsstatus habe, so die Commerzbank. So blieben die Fronten verhärtet und die Unsicherheit werde wahrscheinlich länger dauern als vorher gedacht. “Allerdings erwarten wir weiter, dass die Situation eher in Verhandlungen statt in einer weiteren Eskalation mündet (es gab letzte Woche zumindest Anzeichen von der Landesregierung, das Angebot von Madrid zu Gesprächen anzunehmen).” Das Institut ist der Auffassung, dass Rückschläge bessere Möglichkeiten bieten, um Übergewichtungen in spanischen Staatsanleihen aufzustocken. “Wir würden aber zunächst noch abwarten, bis sich die unklare Situation lichtet und eine Eskalation vermieden wird”, so das Institut. Bondauktion am DonnerstagInsbesondere wenn sich die Lage weiter verschärfen sollte, könnte die Krise den spanischen Staat am Donnerstag Geld kosten. Das Land will mit zwei Anleihen zwischen 3,75 und 5,25 Mill. Euro aufnehmen. Der Löwenanteil entfällt mit 3,5 bis 4,5 Mill. Euro auf eine neue Anleihe mit fünfjähriger Laufzeit. Zwischen 250 und 750 Mill. Euro sollen über eine im November 2024 fällige inflationsgestützte Anleihe eingespielt werden.Unter den übrigen Peripherieanleihen wurden vor allem portugiesische Staatstitel von der Krise in Spanien in Mitleidenschaft gezogen. In der zehnjährigen Laufzeit stieg die laufende Verzinsung bis auf 2,47 % an und lag zuletzt drei Stellen höher bei 2,41 %. Die zehnjährige italienische Rendite erhöhte sich um zwei Stellen auf 2,20 %.