Australien

Starke Unterstützung für den Down-Under-Dollar

Seit Monaten führt der australische Dollar ein gewisses Eigenleben. Besonderheiten der Wirtschaft und die komplette Abschottung des Landes im Zeichen der Pandemie trugen dazu bei. Angesichts der erwarteten globalen Konjunkturerholung und positiver...

Starke Unterstützung für den Down-Under-Dollar

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Seit Monaten führt der australische Dollar ein gewisses Eigenleben. Besonderheiten der Wirtschaft und die komplette Abschottung des Landes im Zeichen der Pandemie trugen dazu bei. Angesichts der erwarteten globalen Konjunkturerholung und positiver Wachstumsaussichten des Landes sowie einer expansiven Geldpolitik stach die Aussie genannte Währung unter den G10-Devisen hervor: Seit dem Tief Mitte März 2020 verzeichnete der australische Dollar gegenüber dem US-Pendant einen Zuwachs von rund 36% und gegenüber dem Euro ein Plus von 22%. Für die Analysten der LBBW ist die Währung ganz klar ein „Highflyer“, der aber durchaus Rückschlagpotenzial habe.

Exportschlager Eisenerz

Das Land mit knapp acht Millionen Einwohnern hat bislang insbesondere von der Erholung im asiatischen Raum und den damit einhergehenden Preissteigerungen bei den Rohstoffen profitiert. Die Entwicklung des australischen Dollar ist korreliert zum globalen Risikosentiment. Dies kommt von der spezifischen Einbettung der Volkswirtschaft in die globale Wirtschaftsnachfrage. „Die Wiederöffnung nach der Coronakrise resultiert in erneuter Nachfrage nach Australiens Rohstoffen. So notiert aktuell beispielsweise Australiens Exportschlager Eisenerz so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr“, sagt Stefanie Holtze-Jen, Chef-Währungsstrategin bei der DWS. Sie verweist darauf, dass die Entwicklung des australischen Dollar laut den Modellen der Notenbank ungefähr zu 80% mit der Entwicklung des exportierten Rohstoffkorbs korreliert. Der zweite wichtige Einflussfaktor auf die Währung sei der Zins.

Die erneuten regionalen Lockdowns, wie sie zum Beispiel in Sydney zu Jahresbeginn verhängt wurden, dürften nur wenig auf die Wirtschaftsleistung des Landes (so hoch wie jene Spaniens) gedrückt haben. „Der Arbeitsmarkt hat sich zusehends erholt, die Beschäftigung ist gestiegen und die Arbeitslosenquote gefallen“, erörtert Antje Praefcke von der Commerzbank.

Anders als in den USA und Europa ist Australien in der Coronakrise zum normalen Leben zurückgekehrt. „Das bedeutet aber auch, dass sich das Land international komplett abgeschottet hat. Die nationale Sicherheit hat damit einen größeren Stellenwert als die Volkswirtschaft eingenommen“, so Währungsexpertin Holtze-Jen. Falls eine Öffnung der Außengrenzen länger auf sich warten lasse und sich die Spannungen mit China weiter verschärfen würden, berge dies Risiken und könnte zu einer negativen Spirale beim Wachstum sowie entsprechenden Verlusten der Währung führen. Wichtig für die Entwicklung ist zudem, dass sich seit der Coronakrise das Verhältnis Australiens zum wichtigsten Handelspartner China mit einem Anteil von 35% an den Exporten verschlechtert habe.

Diskussion um Anleihekäufe

Der Zins beziehungsweise das Zinsdifferential hängt maßgeblich von der Politik der australischen Notenbank ab. Wenn es nun, wie vermehrt diskutiert, zu einer Beschränkung der Anleihekäufe käme, würde sich das Zinsdifferential zugunsten des australischen Dollar erhöhen. „Angestoßen durch die Entscheidung der kanadischen Notenbank, die Anleihekäufe zurückzufahren, wird jetzt an den Märkten über einen solchen Schritt in Australien diskutiert“, sagt Holtze-Jen von der DWS. Allerdings liegt die Inflation deutlich unter dem Zielkorridor der Reserve Bank of Australia (RBA) von 2–3%. Zudem wurde das Anleihekaufprogramm im Februar bereits bis Oktober 2021 verlängert.

Auf ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr hielt die RBA in Sydney auch an ihrer Zinspolitik fest und beließ den Leitzins bei 0,1%. Aus Sicht von Commerzbank-Analystin Praefcke werde die RBA so lange expansiv bleiben wie möglich. „Sie versucht damit außerdem, eine mögliche Taper-Diskussion zeitlich nach hinten zu verschieben.“

Rückenwind ab Jahresmitte

Die Verlängerung des RBA-Anleihekaufprogramms bis zum Jahresende und deren Einschreiten gegen den Renditeanstieg dürften das Aufwärtspotenzial der Währung begrenzen. Doch die Debatte um Tapering und die Aussicht auf starkes Wachstum in den USA werden den US-Dollar nach Einschätzung von Praefcke in den kommenden Wochen unterstützen. „Deshalb erwarten wir, dass der australische Dollar bis zur Jahresmitte noch leicht schwächer gegenüber dem US-Dollar tendieren wird“, prognostiziert die Commerzbank. Ab Mitte des Jahres sei aber davon auszugehen, dass der Aussie wieder Rückenwind bekommt. Die Bank rechnet aber nicht mit einer sehr starken Aufwertung auf mittlere Sicht. Es sei vielmehr denkbar, dass die RBA bei „einem nach ihrem Geschmack zu stark aufwertenden Australdollar in Zukunft verbal intervenieren wird, um die Aufwertung zu dämpfen“.