Steilerer Anstieg des CO2-Preises erwartet
dm Frankfurt – Der Preis für die Emission von Kohlendioxid (CO2) ist in den vergangenen sechzehn Monaten “der heißeste Rohstoffmarkt der Welt” gewesen, meint der Londoner Thinktank Carbon Tracker. Die Preise sind seit Mai 2017 um rund 310 % gestiegen. Derzeit liegt der Preis bei rund 18 Euro je Tonne. Carbon Tracker geht nun von einem weiteren Anstieg auf 35 Euro pro Tonne im Jahr 2019 und von 40 Euro pro Tonne 2020 aus. Bis Ende 2018 dürften die europäischen Emissionsrechte bis auf 25 Euro je Tonne steigen. Damit hat Carbon Tracker eine frühere Prognose (vgl. BZ vom 27. April) hochgesetzt. Der Wegfall von Strom aus Kohle- und Braunkohlekraftwerken in Ländern der Europäischen Union, die eine ausreichend große Kapazität an Gaskraftwerken haben, dürfte sich beschleunigen. Dazu zählen Deutschland, Italien, Spanien und die Niederlande sowie Großbritannien. Künstliche VerknappungHintergrund der Rally am europäischen Emissionsrechte-Markt ist die Einführung einer Marktstabilitätsreserve durch die EU ab Januar 2019. Mit dieser soll der Überschuss an Zertifikaten im Markt zwischen 2019 und 2023 abgebaut werden. Carbon Tracker geht davon aus, dass in diesem Zeitraum im Strom- und Luftfahrtsektor ein Defizit von 1,4 Mrd. Tonnen entstehen dürfte, während im Industriebereich noch ein Überschuss bestehen dürfte. Um das Defizit im Strommarkt ausgleichen zu können, werde ein Wechsel in der Stromerzeugung weg von Kohle hin zu Gas notwendig (Fuel Switching). So dürften Gas- und Kombikraftwerke (CCGT) mit einem thermischen Wirkungsgrad von 45 % oder mehr (im Jahr 2019 von 48 %) Kohlekraftwerke mit einem Wirkungsgrad von weniger als 38 % aus dem Markt verdrängen.Ab 2024 geht Carbon Tracker aber davon aus, dass es zu einer strukturellen CO2-Reduktion im Stromsektor kommen dürfte und es nicht klar ist, ob dann noch Fuel Switching notwendig sein wird. Bereits 2022 dürfte der Emissionsrechte-Preis auf rund 35 Euro je Tonne fallen.