Strategen rechnen mit einem stärkeren Dollar
Von Christopher Kalbhenn,FrankfurtMarktteilnehmer, die aufgrund der konjunkturellen und geldpolitischen Perspektiven eine Aufwertung des Dollar gegen den Euro erwarten, erleben derzeit eine herbe Enttäuschung. Das Währungspaar dümpelt seit Wochen unentschlossen vor sich hin, wobei sich der Euro aktuell am oberen Rand der seit Anfang März bestehenden Bandbreite von grob 1,27 bis 1,34 Dollar befindet. Strategen sind jedoch davon überzeugt, dass eine Befestigung des Dollar nur eine Frage der Zeit ist.So empfindet es die Helaba als widersprüchlich, dass die sich abzeichnende Reduzierung der Anleihekäufe der US-Zentralbank Fed keine Dollar-Stärke ausgelöst hat. Allerdings rechnen die Strategen der Bank damit, dass es letztlich zu einem Erstarken des Dollar kommen wird. Die Diskussion, ob und wann die Fed ihr Kaufprogramm herunterfährt, halte an. Der US-Beschäftigungszuwachs im Juli habe zwar etwas enttäuscht. Jedoch hätten in den letzten Wochen deutlich die positiven Konjunkturüberraschungen überwogen. Die Wachstumsperspektiven hellten sich damit weiter auf, so dass der Weg in Richtung eines Endes der staatlichen “Gelddruckerei” beschritten werde. Zweifel am KurswechselBislang sei eine Dollar-Stärke aber ausgeblieben, so die Bank, die die Frage diskutiert, ob die durch die Reduzierung der Anleihekäufe ausgelöste Unsicherheit den Dollar belastet. Tatsächlich bestehe aktuell zwischen dem Euro-Dollar-Kurs und den Risikoindikatoren ein leicht positiver Zusammenhang. Dennoch sei nicht davon auszugehen, dass die noch anfällige Eurozone nun zu einem sicheren Anlagehafen mutiere, zumal auch die hiesigen Kapitalmärkte ähnlich unter einem Abebben der Fed-Liquidität leiden würden. Eine wirklich ausgeprägte Risikoaversion an den Märkten, die es aber eben nicht gebe, würde wahrscheinlich erneut den Dollar stützen.Möglicherweise erkläre sich die bislang ausbleibende Dollar-Stärke damit, dass der Devisenmarkt – im Gegensatz zum Rentenmarkt – noch Zweifel an der veränderten US-Geldpolitik habe. Letztlich gelte: Taten sagen mehr als Worte. Dies habe auch der neue britische Notenbankchef Carney schmerzhaft mit seiner eher missglückten “Forward Guidance” erfahren. Denn sowohl die britischen Anleiherenditen als auch das Pfund seien gestiegen, obwohl die Bank of England ihren niedrigen Leitzins an die Arbeitslosenquote gebunden habe. Wenn die Fed wie erwartet ihr Kaufprogramm im Herbst herunterfahre, dann werde der Greenback wahrscheinlich einen Schub erhalten und der Euro in Richtung 1,25 Dollar fallen. Schließlich werde es in der Eurozone trotz einer im Trend positiven Konjunkturentwicklung wahrscheinlich auch wieder schlechtere Nachrichten geben. Nicht zu stark positioniertAuch die DZ Bank ist überzeugt, dass sich die US-Währung letztlich befestigen wird, und prognostiziert den Euro auf Sicht von zwölf Monaten bei 1,20 Dollar. Die Bank geht in ihrem aktuellen Ausblick der Frage nach, ob die Positionierung der Marktteilnehmer der Erstarkung der Währung im Wege steht. In den letzten Monaten sei es unter Marktbeobachtern zum guten Ton geworden, auf einen aufwertenden US-Dollar zu setzen. Entsprechend eindeutig seien inzwischen auch die langfristigen Erwartungen bezüglich des Dollar. Die jüngste Reuters-Umfrage weise als Zwölfmonatsprognose für den Euro einen Medianwert von 1,2450 Dollar aus. “Falls sich der Markt bereits zu stark zugunsten eines festeren Dollars positioniert hätte, könnte sich die scheinbar so sichere Prognose in Luft auflösen, da die für eine fortgesetzte Aufwertung notwendigen Anschlusskäufe ausblieben.” Allerdings ergeben die Daten zur spekulativen Marktpositionierung nach Beobachtung der DZ Bank eben kein eindeutiges Bild, das auf eine “sich selbst zerstörende Prophezeiung” schließen ließe. Die Positionierung sei noch nicht so Dollar-long, dass sie einer langfristigen Dollar-Aufwertung entgegenstehen würde. Abenomics als KatalysatorAuf lange Sicht werden sich nach Überzeugung der Bank die Fundamentaldaten durchsetzen. Dass die fundamental angelegte Kursbewegung früher oder später doch einsetze, lehre das Beispiel Japan. “Die Erkenntnis, dass der Yen aus geldpolitischen, konjunkturellen, strukturellen oder allerlei anderen Gründen viel schwächer sein müsste, als er es tatsächlich war, hat uns viele Jahre begleitet.” Die Abenomics hätten wie ein Katalysator auf den Yen gewirkt und die eigentlich längst angelegte Yen-Schwäche beschleunigt. Das Institut erwartet im Herbst entscheidende Impulse für eine Befestigung des Dollar.