TERROR IN PARIS UND DIE FOLGEN

Strategen rechnen mit geringen Folgen für Aktien

Commerzbank: Mit September 2001 nicht vergleichbar - WGZ Bank: Markt auf Notenbanken fokussiert

Strategen rechnen mit geringen Folgen für Aktien

ck Frankfurt – Strategen waren gestern unisono der Auffassung, dass die mit den Terroranschlägen verbundenen menschlichen Tragödien weit schwerer wiegen als die Folgen für die Aktienmärkte, die für relativ überschaubar gehalten wurden. “Meiner Einschätzung nach werden die Terroranschläge keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben”, sagte Andreas Hürkamp, Aktienstratege der Commerzbank, der Börsen-Zeitung. Nach den Terroranschlägen vom September 2001 habe es eine starke Reaktion gegeben. Sie hätten aber dadurch größere Probleme bereiten können, dass sich die Konjunktur und die Aktienmärkte damals bereits in einer Abwärtsbewegung befunden hätten. Die aktuelle Lage unterscheide sich dadurch, dass die Weltwirtschaft mit einer Rate von 3 % wachse und die Notenbank weltweit die Konjunktur überdies mit einer sehr expansiven Geldpolitik stützten. Die Erfahrung zeige, dass die Aktienmärkte exogene Schocks in einem Umfeld, in dem die Wirtschaft wachse und die Geldpolitik expansiv sei, relativ gut verkraften könnten. Das konjunkturelle und geldpolitische Umfeld schütze die Aktienmärkte davor, durch exogene Schocks stärker Schaden zu nehmen.”Wir denken nicht, dass die Anschläge große Folgen am Aktienmarkt haben werden”, sagte Frank Wohlgemuth, Aktienstratege und Leiter des Research der WGZ Bank, der Börsen-Zeitung. Der Markt werde relativ schnell wieder zur Tagesordnung übergehen. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass Anschläge nicht für einen längeren Zeitraum Einfluss auf den Aktienmarkt gehabt hätten. Das habe sich bereits im Dax-Future angedeutet, der sich nach schwacher Eröffnung erholt habe. Unter dem Gesichtspunkt von Sicherheit und Vertrauen bedeuteten die Anschläge durchaus ein Problem, sie würden aber nicht stärker auf die Gesamtwirtschaft durchschlagen. Anders sehe dies für einzelne Sektoren aus. So werde die Reise- und Tourismusbranche stärker getroffen. Die Marktteilnehmer würden sich aber relativ zügig wieder auf Thematiken wie den zu erwartenden neuerlichen Ankündigungen der Europäischen Zentralbank bezüglich weiterer expansiver geldpolitischer Maßnahmen nach der Ratstagung am 3. Dezember und den wahrscheinlich im kommenden Monat anstehenden ersten Zinsschritt der amerikanischen Notenbank fokussieren. Geopolitische Risiken steigenAuch das Bankhaus Lampe rechnet mit begrenzten Effekten, verwies aber auf potenzielle mittel- und langfristige Weiterungen. Der barbarische Angriff zeige die gestiegenen geopolitischen Risiken, so das Institut, Madrid. Allerdings seien die Investoren in der Vergangenheit bereits mit Angriffen auf westliche Städte konfrontiert worden. “Die Auswirkungen der Attacken – in New York (2001: – 19 %), Madrid (2004: – 8 %) und London (2005: – 2 %) – auf Aktien wurden immer geringer”, so das Institut, das glaubt, dass sich dies nun erneut zeigen wird.Allerdings müssten die politischen Dynamiken genau beobachtet werden. Das Bankhaus verweist auf die Möglichkeit eines größeren militärischen Engagements des Westens in Syrien, eine mögliche Veränderung in dem “Stellvertreterkrieg in Syrien zwischen den USA / Saudi-Arabien und Russland / Iran sowie eventuelle weitere Selbstmordanschläge. In langfristiger Sicht verweist die Bank auf eine weitere Stärkung des extrem rechten politischen Spektrums in Europa und einen eventuelle Sieg Marie Le Pens bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2017. “Dies wäre ein langfristiger Negativfaktor für Aktien.” Das Institut hält kurzfristig eine unterdurchschnittliche Entwicklung von Airline-, Reise- und Luxusaktien für möglich, die vom asiatischen Tourismus profitiert hätten. Niedrigere Zinsen würden seiner Einschätzung nach die relative Performance von defensiven Branchen und des Immobiliensektors stützen.