DEVISENWOCHE

Sudoku für Devisenanleger

Von Grit Beecken, Frankfurt Börsen-Zeitung, 16.4.2013 Warum geht es eigentlich dem Euro so gut? Finanzlöcher in Zypern, Irland und Portugal, politisches Chaos in Italien, enttäuschende Konjunktursignale - die Gemeinschaftswährung hat in der...

Sudoku für Devisenanleger

Von Grit Beecken, FrankfurtWarum geht es eigentlich dem Euro so gut? Finanzlöcher in Zypern, Irland und Portugal, politisches Chaos in Italien, enttäuschende Konjunktursignale – die Gemeinschaftswährung hat in der vergangenen Woche trotzdem kräftig zugelegt und ist in der Spitze über die Marke von 1,31 Dollar geklettert. Elf der insgesamt 16 Hauptwährungen blieben hinter dem Euro zurück. Mit 1,1 % wertete Südafrikas Rand am stärksten ab, gefolgt vom kanadischen Dollar mit 0,9 %. Gegenüber dem Dollar machte der Euro 0,41 % gut.Marktbeobachter erklären das Phänomen ganz unterschiedlich. Bei der DZ Bank heißt es, die schlechten Nachrichten würden schlicht verdrängt. “Portugal? Zypern? Italien? Frankreich? Die Investoren scheint es nicht zu kümmern”, schreiben die Devisenanalysten der Bank in einem Kommentar und fragen sich, ob der Markt inzwischen immun gegen die Krise sei. Auch bei der Commerzbank wundert man sich über die Stärke des Euro: “Nach dreieinhalb Jahren Euroraum-Krise bin ich immer noch jedes Mal beeindruckt, wie leicht der Devisenmarkt zu beruhigen ist”, sinniert Ulrich Leuchtmann in einer Analyse. Enttäuschende US-DatenIn anderen Häusern erklären die Marktbeobachter den Euro-Kurs vorrangig mit der expansiven Geldpolitik anderer Notenbanken. “Wie wir letzte Woche schrieben, war einer der wichtigsten Einflussfaktoren für die Märkte in der letzten Zeit die Ankündigung einer deutlichen Aufstockung der geldpolitischen Liquiditätszufuhr der Bank of Japan”, schreibt Vasileios Gkionakis von Unicredit. Bei der Helaba heißt es zudem, der Euro-Dollar-Kurs sei gemeinhin stark von US-Konjunkturdaten geprägt, die in den vergangenen Woche eher ernüchternd ausfielen. “Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus den USA minderten die Hoffnung auf ein vorzeitiges Ende der Käufe der US-Notenbank. Die Federal Reserve weitet ihre Bilanzsumme noch aus, während die der Europäischen Zentralbank (EZB) sinkt. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich daher noch weiter erholen”, schreibt Christian Apelt.Neben den unterschiedlichen Erklärungen des Euro-Rätsels liegen die Analysten auch bei den Wechselkursprognosen weit auseinander. Für das zweite Quartal reichen die Vorhersagen von 1,33 Dollar (Commerzbank) bis 1,36 Dollar (Unicredit). “Starke Wirtschaftsdaten dürften die EZB in der nächsten Zeit überraschen und Reste von Zinssenkungserwartungen beseitigen”, schreiben die Volkswirte der Commerzbank. “Dies dürfte Euro-Dollar kurzfristig unterstützen.”Zum Jahresende prognostiziert das Institut daher 1,28 Dollar, Morgan Stanley zeigt sich mit 1,26 Dollar noch skeptischer. Unicredit hingegen rechnet mit 1,40 Euro. Auf Zwölfmonatssicht ist die DZ Bank besonders pessimistisch, sie sieht den Wechselkurs dann bei 1,23 Dollar.Für die kommenden drei Monate liegen die Prognosen aber zunächst noch recht dicht beisammen. Um sie zu erfüllen, muss die Gemeinschaftswährung einige technische Hürden nehmen. Bei 1,3163 Dollar liege zunächst das Hoch vom 28. Februar, schreibt Sören Hettler von der DZ Bank. “Ist ihr das gelungen, stellt sich dem Euro bei 1,3246 Dollar der Höchststand vom 22. Februar in den Weg. Im Anschluss daran ist der Weg frei bis 1,3319 Dollar.” Dort liegt das Hoch vom 25. März. “An diesem sollte sich der Euro in den nächsten Tagen schließlich die Zähne ausbeißen”, so Hettler.Doch allein die Aussicht auf diese Kurse sei ein großer Fortschritt, meinen Hettlers Kollegen. “Noch vor einem Jahr hätten die Schlagzeilen der vergangenen Woche ohne Zweifel ein Chaos ausgelöst, schreibt Sonja Marten, ebenfalls DZ Bank. “Die Spreads wären explodiert und der Euro wäre gefallen.” Jetzt hingegen: Kein Zeichen unmittelbarer Panik, und das, obwohl die Fundamentaldaten nicht unbedingt für den Euro sprechen.Das kann zwei Gründe haben, sagen Marktbeobachter. Zum einen lässt EZB-Chef Mario Draghi seit dem Sommer keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit, die Gemeinschaftswährung mit allen Mittel zu verteidigen, aufkommen. Die Märkte scheinen ihm das abzunehmen. Zum anderen halten die anderen großen Notenbanken, vor allem die Federal Reserve und die Bank of Japan, die Geldschleusen offen, während Draghi Anfang dieses Monats betont hat, für ihn sei das kein Modell.Diese Kombination stützt die Gemeinschaftswährung. DZ Bank-Analystin Marten schreibt, zudem gebe es für Investoren zum Euro kaum Alternativen, er werde sich “weiter durchwursteln”. Auch gegenüber dem Yen. Marktbeobachter erwarten angesichts der ultralockeren japanischen Geldpolitik eine zunehmende Euro-Nachfrage aus Nippon. Unicredit sieht den Euro im zweiten Quartal bei 135 Yen, die Helaba rechnet mit 125 Yen.