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Technologiebonds haben 2018 gute Aussichten

Von Carsten Lüdemann *) Börsen-Zeitung, 11.1.2018 Die Rentenmärkte dürften im vergangenen Jahr die meisten Anleger überrascht haben. Denn positive Total-Return-Ergebnisse waren angesichts der extrem niedrigen Ausgangsbasis der Zinsen nicht...

Technologiebonds haben 2018 gute Aussichten

Von Carsten Lüdemann *)Die Rentenmärkte dürften im vergangenen Jahr die meisten Anleger überrascht haben. Denn positive Total-Return-Ergebnisse waren angesichts der extrem niedrigen Ausgangsbasis der Zinsen nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Nun hatten die Märkte mit der Europäischen Zentralbank (EZB) als Großkäufer auch einen prominenten Unterstützer, was im Besonderen für Unternehmensanleihen galt, da diese eine Vorzugsbehandlung der Notenbanker genießen durften.Der iBoxx Corporates Euro Index hat eine Jahresrendite von immerhin gut 2,5 % abgeworfen, obwohl Bundesanleihen im gleichen Zeitraum aufgrund leicht gestiegener Renditen Kursverluste eingebracht haben. Das höhere Ausfallrisiko von Unternehmensanleihen hat sich also bezahlt gemacht. Noch stärker hat sich die Risikobereitschaft bei Anleihen aus dem Hochzinssegment ausgezahlt. Für diese Bonds war sogar ein Total Return von über 6 % zu verdienen. Dies ist bemerkenswert, da die EZB solche Anleihen aufgrund ihres deutlich erhöhten Ausfallrisikos nicht kauft. Doch Investoren sind von den aggressiven Käufen der Notenbanker in andere Märkte verdrängt worden, in denen man sich noch ein wenig Rendite versprach. Branchenauswahl wichtigDie richtige Branchenauswahl konnte das Jahresergebnis zusätzlich kräftig beeinflussen. Einen sehr schlechten Start in das Jahr 2017 hatten Technologiewerte. Auch europäische Unternehmen litten unter der Sorge, die Abneigung des neuen US-Präsidenten Trump gegenüber diesem Sektor würde die Verdienstmöglichkeiten bei den entsprechenden Unternehmen verschlechtern. Tatsächlich stellte sich im Jahresverlauf jedoch heraus, dass der politische Umgestaltungsprozess in den USA nur sehr zäh vorankam und sich auch nicht sonderlich negativ gegenüber Technologiefirmen auswirkte. Doch während die Aktienmärkte die anfänglichen Bedenken bald abschütteln konnten und diesen Sektor zu einem der Jahresgewinner machten, konnten Unternehmensanleihen aus diesem Bereich die Underperformance vom Jahresanfang bis zum Schluss nicht mehr ausgleichen. Der Euro iBoxx-Teilindex für Technologie wird von großen US-Firmen wie Apple oder Microsoft dominiert, die im vergangenen Jahr teilweise riesige Neuemissionen auch in Euro auf den Markt gebracht haben, mit denen Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe für ihre Anteilseigner finanziert wurden. Bei Fremdkapitalgebern kommen solche Aktionen normalerweise nicht so gut an, da sie den Verschuldungsgrad des Unternehmens verschlechtern. Für das Jahr 2017 blieb am Ende ein Total Return von gut 1 % übrig – verglichen mit 2,5 % für den Gesamtmarkt ist dies eine leichte Enttäuschung.Umso besser sind die Aussichten für das neue Jahr. Denn die Geschäfte laufen weiterhin sehr gut, und die Gewinnaussichten sind hervorragend. Vor allem aber dürften sich die neuen Steuerregelungen in den USA auf den Fremdkapitalbedarf auswirken. Einerseits erhöht die Steuersenkung den Gewinn, der für Ausschüttungen zur Verfügung steht. Andererseits wird es nun deutlich attraktiver sein, Gewinne aus dem Ausland in die USA zu holen. Somit sollte der Trend, Ausschüttungen an die Aktionäre mit Fremdkapital zu finanzieren, zumindest etwas abnehmen.Die Entwicklung der Total Returns von Chemiewerten verlief 2017 parallel zu denen aus dem Techno-Sektor. Hier kamen die Schlagzeilen hauptsächlich aus den M & A-Abteilungen der Investmentbanken. Übernahmen und Fusionen im Wert von bis zu 100 Mrd. Euro und daraus folgende Tauschoperationen rund um Bayer, Monsanto und die Schweizer Clariant belasteten einige Werte doch kräftig. Auch kleinere Firmen wurden über die Abspaltung von Geschäftsbereichen in das Übernahmekarussell eingebunden. Da die Deals oftmals mit Fremdkapital finanziert wurden, zogen Gerüchte über mögliche Übernahmen häufig spürbare Ausweitungen der Risikoaufschläge beteiligter Firmen nach sich. Die endgültigen Genehmigungen und daraus folgende Auflagen stehen bei vielen Übernahmen noch aus, daher werden sich die Verwerfungen der Risikoaufschläge auch im laufenden Jahr fortsetzen. Trotz teilweise guter Geschäftsaussichten, auch infolge von Übernahmen, werden die Spreads im Chemiebereich daher volatil bleiben. Telekom eher unauffälligEtwas ruhiger, was Firmenübernahmen angeht, ist es im Telekomsektor geworden. Nach teils großen Zusammenschlüssen in den Vorjahren sind viele Konzerne zunächst in die Konsolidierungsphase übergegangen. Dadurch ist der Telekombereich im vorigen Jahr eher unauffällig im Mittelfeld mitgeschwommen und kann einen Total Return von etwa 2,5 % vorweisen. Große Zusammenschlüsse liegen aber weiterhin in der Luft. So bleibt die Deutsche Telekom beispielsweise bemüht, mit ihrer US-Sparte T-Mobile US Kasse zu machen, muss aber weiterhin um die Genehmigung der Kartellbehörden bangen. Auch in Italien und Frankreich brodelt es im Telekomsektor, und größere Firmenzusammenschlüsse könnten schnell wieder zu Spread-Ausschlägen führen.Ebenfalls in das Mittelfeld im Jahresabgleich der Performance haben es Automobilkonzerne geschafft. Dies aber weniger wegen Verkaufserfolgen in der Mittelklasse, sondern vielmehr in der Luxusklasse und bei großen Geländewagen. Die hohe Nachfrage nach diesen Fahrzeugen mit hohen Gewinnmargen machte es den Konzernen möglich, die teilweise milliardenhohen Strafen und Folgekosten des Dieselskandals auszugleichen. Auch in diesem Jahr hoffen die Autobauer darauf, dass ihre Dickschiffe den nötigen Cash-flow und die Gewinne einfahren, die für neue große Herausforderung gebraucht werden. Denn jetzt stehen milliardenschwere Investitionen für die Elektromobilität ins Haus. Die Cash-flows allein werden nicht ausreichen, um diese finanzielle Belastung zu finanzieren, daher ist mit verstärkter Fremdkapitalaufnahme an den Märkten zu rechnen. Rohstoffsektor holt aufWie zerronnen, so gewonnen: Bereits seit Anfang 2016 hat der Rohstoffsektor eine spektakuläre Aufholjagd nach dem katastrophalen Vorjahr eingeleitet. Mit der fortgesetzten Beruhigung der Rohstoffpreise konnten sich auch zuvor vom Konkurs bedrohte Konzerne wie Anglo American oder Glencore zurück in den Investment-Grade-Bereich retten und dabei bemerkenswerte Total Returns einfahren. Somit konnte der Rohstoffsektor insgesamt für 2017 auch den höchsten Total Return von gut 3,6 % ausweisen. Die zuletzt beeindruckende Preissteigerung beispielsweise bei Öl und Kupfer auf mehrjährige Höchststände lässt auch für dieses Jahr gute Gewinnmöglichkeiten für den Rohstoffsektor erwarten.Insgesamt kann also auch das Jahr 2018 für Unternehmensanleihen erfolgreich werden, auch wenn das allgemein sehr niedrige Zinsniveau und die bereits stark gesunkenen Risikoaufschläge eine nur dürftige Ausgangsbasis liefern. Gute Perspektiven versprechen die Branchen Technologie und Rohstoffe.—-*) Carsten Lüdemann ist im Makro-Research der DekaBank tätig.