Templeton hält Emerging Markets für sicheren Hafen
Bloomberg New York – Von negativen Zinsen bis zum Brexit – zuvor Unvorstellbares ist zur harten Realität geworden. In dieser neuen Welt werden die Schwellenländer überraschend zu einem sicheren Hafen für Investoren, sagte Michael Hasenstab, Chief Investment Officer der Templeton Global Macro Group, im Interview mit Bloomberg Television.Hasenstab hat jahrelang fast alle seine Konkurrenten geschlagen, bis er bei Wetten auf den Yen und US-Treasuries falschlag. Seine Vorliebe für Schwellenländer-Anlagen ist nicht neu – er sah die Rally im letzten Oktober voraus. Aber nun geht er noch weiter und stellt die Emerging Markets in einen Kontrast zu den politischen Zwistigkeiten in Europa und den USA. Rekordhohe Zuflüsse”Politisch sehen wir in den meisten Schwellenländermärkten eine stärkere Stabilität als in den USA oder Europa, mit dem Anstieg von Populismus und Nationalismus vor dem Hintergrund von stagnierendem realen Einkommenszuwachs”, sagte der Investor. “Die meisten Schwellenländer befürworten weiterhin eher eine orthodoxe Politik, was unsere Investments sicherer macht.” Nach drei Jahren, die durch abnehmendes Wachstum und abwertende Währungen gekennzeichnet waren, erholen sich die Schwellenländer. Länder wie Argentinien und Brasilien führen Reformen durch, um das Vertrauen von Investoren zurückzugewinnen. Die aufkommenden Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung haben dazu beigetragen, dass rekordhohe Geldsummen in Schwellenländer fließen, da Investoren nach Alternativen zu negative Renditen in Europa und Japan suchen.Schwellenländerbonds in lokaler Währung haben dieses Jahr auf Dollar-Basis einen Ertrag von 15 % eingebracht, wie aus Indexdaten von J.P. Morgan Chase & Co. hervorgeht. In den drei Jahren zuvor kamen die Bonds auf Verluste von 27 %. Angeführt haben die Rally brasilianische, in Real denominierte Staatspapiere. Sie legten 45 % zu, mit der Hoffnung, dass eine Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff den Weg für eine neue Regierung freimacht, die für eine Belebung der Wirtschaft sorgen wird.Hasenstab hatte die Rally korrekt vorausgesagt. Im Oktober sagte er, dass Währungen wie der mexikanische Peso, der malaysische Ringgit und die indonesische Rupiah Gelegenheiten bieten, die es jahrzehntelang nicht gegeben habe. Er verkaufte seine Positionen in Irland und Ungarn im letzten Jahr und schichtete die Gelder nach Lateinamerika um, darunter Brasilien – was sich als vorausschauend erwies. “Toxische Politik”Wenn die “toxische Politik” aufhört, “hat Brasilien großartiges Potenzial, das sich gerade zu entfalten beginnt”, sagte Hasenstab. Sein Flaggschiff-Fonds, der Templeton Global Bond Fund im Volumen von 45 Mrd. Dollar, kommt für die letzten 15 Jahre auf einen Ertrag von rund 8,2 % p. a. und schlägt damit laut Morningstar 98 % seiner Konkurrenten. Für 2016 liegt der Fonds mit 0,9 % im Minus und schneidet 97 % schlechter ab als die Konkurrenz. Hasenstab kassierte Verluste mit Wetten auf einen fallenden Yen und steigende Renditen von US-Treasuries, was die Gewinne in den Schwellenländern aufzehrte. Er will aber an den bislang verlustreichen Wetten festhalten. Mit zehnjährigen Renditen von etwa 1,57 % seien Treasuries zu teuer, da die Inflation im Verlauf dieses Jahres bis auf 3 % ansteigen könne, sagte er. In Japan ächzt die Wirtschaft unter dem starken Yen. Das könnte die Geldpolitiker veranlassen, Maßnahmen zu ergreifen, um die seit 17 Jahren anhaltende Aufwertung des Yen umzukehren.Auch bei seinen Wetten gegen den Euro rechnet Hasenstab noch mit einem Erfolg. Denn die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, unterstreiche “den Mangel an politischem Willen”, den Euroraum zusammenzuhalten. “Wegen Flüchtlingskrise, wegen Terrorismus, wegen stagnierender Volkswirtschaften nehmen Populismus, Nationalismus zu – die Dinge, die das Projekt Eurozone demontieren, werden nur noch zunehmen”, sagte Hasenstab.