Tui-Aktie steht unter Druck
Geld oder Brief
Tui-Aktie steht unter Druck
Schwächere Buchungszahlen belasten – Externe Faktoren wirken negativ
lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
Der Aktienkurs von Tui kam am Dienstag unter die Räder. Nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen sackte das Papier zeitweise um mehr als 10% auf 7,70 Euro ab, die Talfahrt setzte sich auch am Folgetag fort. Grund dafür waren wohl schwächer als erwartet ausgefallene Buchungen für das laufende Jahr. Dabei hatte es zum Jahresende noch so ausgesehen, als sei der Kurs auf Erholungsreise, von etwas über 5 Euro im Sommer 2024 kommend hatte das Papier zeitweise die 8-Euro-Marke überflogen.
Allerdings versetzen nicht nur schwache Buchungszahlen der Aktie zuweilen einen Dämpfer, oft sorgen vielmehr Faktoren für Rückschläge, die nichts mit Tui direkt zu tun haben. Kürzlich ging es bergab, nachdem Meldungen über mehrere Erdbeben in Italien und Griechenland die Runde machten. Denn in den beiden touristischen Regionen ist natürlich auch der weltweit größte Reisekonzern aktiv, Meldungen über heraufziehende Naturgewalten könnten da die Nachfrage belasten.
Hotels und Kreuzfahrtschiffe im Fokus
Die Kursmisere nach der Veröffentlichung der Zahlen für das erste Quartal erstaunte, waren die Zahlen doch gut ausgefallen. Umsatz und Ergebnisse hatten sich deutlich verbessert und dass die Sparte Märkte& Airlines schlechter da stand als im Vorjahr wurde unter anderem mit hohen Investitionen begründet – die ja sein müssen, um die Urlauber bei der Stange zu halten. Zudem setzt der Reisekonzern bei der Gewinnentwicklung längst mehr Hoffnungen auf eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe als auf den Verkauf von Übernachtungen und Flügen. Die Segmente Hotels&Ressorts sowie Kreuzfahrtschiffe vermeldeten für das erste Quartal Rekordergebnisse – nach Zuwächsen von 66% bzw. 40%.
Konzernchef Sebastian Ebel ist denn auch unzufrieden mit der Kursentwicklung. „Der aktuelle Kurs spiegelt meiner Einschätzung nach den Wert der Tui nicht wider“, sagte er kürzlich in einem Interview der Börsen-Zeitung. Das Einzige, was dauerhaft zu einer besseren Bewertung führen werde sei „Ergebnisverbesserung und Wachstum. Das können wir beeinflussen, daran arbeiten wir.“ Für das Geschäftsjahr 2023/24 hatte Tui im Dezember einen um 12% gestiegenen Umsatz von 23,2 Mrd. Euro und ein um rund ein Drittel verbessertes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten von knapp 1,3 Mrd. Euro berichtet. Branchenexperten zeigten sich damals zufrieden. An der Börse sah das ganz anders aus: Zunächst rutschte das Papier 9% ab, gehörte aber im Laufe des Tages mit einem Plus von 3% zu den Tagesgewinnern im MDax. „Die Analystenkommentare fallen in der Regel positiv aus und kommen zu ganz anderen Bewertungen als das, was an der Börse passiert. Dass das so auseinanderfällt, habe ich noch nie erlebt“, sagt Ebel. Das gleiche Bild am Dienstag: Analysten äußerten sich eher zufrieden, an der Börse ging es abwärts. Da hilft auch der Verweis auf ein KGV von 6 nichts, das sich mit Peers, die auf 14 kommen, vergleicht. Laut Bloomberg empfehlen neun Analysten die Aktie zum Kauf, drei plädieren für halten, zwei sprechen sich für einen Verkauf aus.
Vorsichtig mit der Prognose
Die Reisebranche ist stark von externen Faktoren abhängig, siehe Erdbeben in Südeuropa. Wenn wie aktuell die wirtschaftliche Entwicklung eher nach unten zeigt, kommen Sorgen über das künftige Reiseverhalten der Verbraucher hoch. Sparen sie vielleicht doch am Urlaub und welche Schleifspuren hinterlässt das bei Tui? Dass die Buchungszahlen nun schwächeln, spielt den Skeptikern in die Karten. Bisher war die Branche davon ausgegangen, dass die konjunkturellen Probleme am Reiseverhalten nichts ändern. Diese Aussage kann jetzt mit einem Fragezeichen versehen werden, zumal Konzernchef Ebel trotz der guten Entwicklung im ersten Vierteljahr an der Prognose festhielt. „Wir tun gut daran, vorsichtig zu sein“, sagte er. Im neuen Geschäftsjahr 2024/25 soll der Konzernumsatz um weitere 5 bis 10% zulegen. Der bereinigte operative Gewinn soll um 7 bis 10% steigen. Dabei will der Vorstand den Schuldenberg weiter abtragen. Während der Pandemie war der Konzern in eine existenzielle Krise geraten und musste mit staatlicher Unterstützung gerettet werden. Bis heute ächzt das Unternehmen auch deshalb unter einer milliardenschweren Schuldenlast.
Hoffnung auf bessere Ratings
Hoffnung setzen Analysten auf eine bessere Benotung durch die Ratingagenturen. S&P und Moody’s hatten ihre Bewertung für Tui zuletzt vor einem Jahr angehoben – S&P von „B“ auf „B+“ und Moody's von „B2“ auf „B1“ – und mit einem positiven Ausblick versehen. „Alles andere als eine deutliche Hochstufung wäre eine Überraschung“, heißt es jetzt bei Analysten. Tui habe die Schulden reduziert und stehe finanziell besser da als vor der Pandemie. Allerdings vermeldete Tui ebenfalls am Dienstag eine erste Bewertung von Fitch, die mit „BB“ auf Vor-Pandemie-Niveau lag – den Aktienkurs beflügeln konnte das allerdings nicht.
Auch wer statt auf Kursgewinne auf Dividenden setzt, schaut bei der Tui derzeit in die Röhre. Wegen der staatlichen Unterstützung in der Pandemie fielen die Ausschüttungen seit dem Geschäftsjahr 2019 aus und wurden seitdem nicht wieder aufgenommen. Bei dem Thema gibt sich auch Konzernchef Ebel zugeknöpft: „Das ist ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen müssen“ ließ er sich kürzlich lediglich entlocken. Laut CFO Mathias Kiep will Tui Ende diesen Jahres über die künftige Dividendenpolitik informieren.