Türkische Lira im freien Fall - Krise erreicht Europas Banken

Regierung kann Märkte nicht besänftigen - Trump kündigt Verdoppelung der Strafzölle an

Türkische Lira im freien Fall - Krise erreicht Europas Banken

ck/fir/arp Frankfurt – Die Finanzkrise in der Türkei ist vor dem Wochenende eskaliert. Der Kursverfall der Lira hat sich am Freitag dramatisch beschleunigt. Die Währung fiel um bis zu 23 % auf ein Rekordtief von 6,80 Lira pro Dollar. Der Risikoaufschlag für die Versicherung gegen einen Schuldnerausfall der Türkei, gemessen an den Credit Default Swaps (CDS), zog um 63 auf 433 Basispunkte an. Zur Verunsicherung trug ein Bericht bei, nach dem die EZB-Bankenaufsicht über das Türkei-Engagement europäischer Banken besorgt ist. Die Aktie der BBVA, die stark in dem Land aktiv ist, büßte 5,2 % ein. Ihr Tief erreichte die Lira, als US-Präsident Donald Trump eine Verdoppelung der Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei ankündigte.Am Freitag gelang es weder dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan noch seinem Schwiegersohn Berat Albayrak, dem Finanzminister, die Märkte zu beruhigen. Im Gegenteil: Erdogan schickte mit dem Aufruf an seine Landsleute, Euro, Dollar und Gold gegen Lira einzutauschen, die Währung noch mehr auf Talfahrt. Derweil beteuerte Albayrak die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank. Das Vertrauen in die Lira solle verbessert, die Inflation effektiv bekämpft und das Budget gestrafft werden, lauteten die Schlüsselbotschaften des Finanzministers, der Details aber schuldig blieb.Noch während Albayrak sprach, twitterte US-Präsident Trump, er habe die Verdoppelung der Zölle auf Stahl und Aluminium aus der Türkei bewilligt. Die USA fordern die Freilassung des in der Türkei festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson und weiterer amerikanischer Staatsbürger. Beide Nato-Partner haben sich wegen des Konflikts gegenseitig mit Sanktionen überzogen. Ungeachtet der deutlichen Kursverluste bei Finanztiteln gaben sich Vertreter europäischer Banken gelassen. Das Exposure deutscher Institute sei überschaubar und die derzeitige Lira-Schwäche kein Problem, teilte etwa die Deutsche Kreditwirtschaft auf Anfrage mit. Die Bundesbank beziffert die Forderungen in der Türkei mit 20,8 Mrd. Euro, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auf 17 Mrd. Dollar, ohne Berücksichtigung von Derivaten, Garantien und Kreditzusagen. Fast ein Drittel der von Auslandsbanken ausgereichten Darlehen in Höhe von 265 Mrd. Dollar stammt von spanischen Instituten (82 Mrd. Dollar). Neben BBVA sind HSBC, Unicredit und BNP Paribas die am stärksten in der Türkei engagierten Kreditinstitute. —– Nebenstehender Marktplatz- Schwerpunkt Seite 4- Berichte Seite 13