CORONAVIRUS

Übersteigerte Nervosität

Nach dem Ausbruch des Coronavirus in China sind Vergleiche zur Sars-Pandemie vorsichtig zu betrachten. Die Lungenerkrankung hat in den Jahren 2002 und 2003 weltweit fast 800 Todesopfer gefordert und die chinesische Konjunktur stark belastet. Laut...

Übersteigerte Nervosität

Nach dem Ausbruch des Coronavirus in China sind Vergleiche zur Sars-Pandemie vorsichtig zu betrachten. Die Lungenerkrankung hat in den Jahren 2002 und 2003 weltweit fast 800 Todesopfer gefordert und die chinesische Konjunktur stark belastet. Laut Schätzungen kostete die Pandemie die Wirtschaft der Volksrepublik rund 1 % Wachstum. Auch zum Coronavirus, dessen Folgen nach offiziellen Angaben bislang 17 Menschen erlegen sind, kursieren Schreckensszenarien.Sollte sich die Lage bis März nicht stabilisieren, werde das chinesische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal weniger als 6 % wachsen, schreiben die Analysten der Société Générale. Sowohl an den asiatischen als auch an den europäischen Börsen sorgen solche Prognosen für Verunsicherung. Besonders die Airline- und Luxusgüter-Aktien stehen derzeit unter Druck.Kursstürze sind üblich, wenn Pandemieängste umgehen. Zur Zeit der Sars-Seuche brachen die großen asiatischen Indizes kräftig ein, auch die Schweinegrippeepidemie belastete die globalen Finanzmärkte. Dabei spielt das hohe Medieninteresse eine große Rolle: Weil es laufend aktualisierte Infektionszahlen gibt, dürfte die Risikowahrnehmung der Anleger während Krisen steigen. Aktuell ist es allerdings noch zu früh, um das Ausmaß des ökonomischen Schadens zu bewerten, der durch das Coronavirus entstehen könnte.Die Voraussetzungen, um die Erkrankung einzudämmen, sind jedenfalls andere als zu Beginn des Jahrtausends. Damals verschwieg die chinesische Regierung monatelang, wie schnell sich Sars ausgebreitet hatte. Diesmal forderte Peking die Provinzregierungen zur Transparenz auf. Zudem riegelten die Behörden die Metropole Wuhan, in der das Coronavirus zuerst ausgebrochen sein soll, sowie mehrere weitere Großstädte ab.In Australien und den USA gibt es zwar erste Infektionsfälle. Allerdings reagierten beide Länder schnell und stellten die Erkrankten unter Quarantäne. Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC besteht kein Risiko für die Allgemeinheit.Selbst wenn sich das Coronavirus zu einer sarsähnlichen Pandemie ausweiten sollte: Auch zu Beginn des Jahrtausends fielen die Prognosen bezüglich der wirtschaftlichen Schäden zu drastisch aus. So rechneten Marktforscher damals mit dramatischen Einschnitten für die weltweite Elektronikindustrie, letztendlich fielen die Effekte aber moderat aus. Und auch für die Aktien der Luxusgüterhersteller ging es nach den zwischenzeitlichen Einbrüchen schnell wieder aufwärts.