UBS für europäische IT-Dienstleisteraktien zuversichtlich

Institut rechnet mit gutem Jahr für die Branche - Atos, Capgemini, Indra und Tieto zum Kauf empfohlen

UBS für europäische IT-Dienstleisteraktien zuversichtlich

amb Frankfurt – Die europäischen IT-Dienstleister werden nach Ansicht der UBS in diesem Jahr vom Konjunkturaufschwung auf dem Kontinent profitieren und den Umsatz steigern können. Begründet wird die optimistische Sicht der Analysten unter anderem mit aktuellen Zahlen der beiden indischen IT-Riesen Infosys und TCS sowie des IT- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture, die alle auf eine gute Nachfrage vor allem in Europa schließen lassen. Vor den in den kommenden Wochen anstehenden weiteren Unternehmenszahlen zum Schlussquartal 2017 stuft die Schweizer Bank in einer Studie daher Atos, Capgemini, Indra und Tieto mit “Buy” ein. Amadeus IT und Computacenter werden nach dem deutlichen Kursanstieg im vergangenen Jahr hingegen nur auf “Neutral” gesetzt. Amadeus vorneSchon 2017 war für die Aktien europäischer IT-Dienstleister ein gutes Jahr: Die Branche – gemessen an den sechs beobachteten Unternehmen zuzüglich des norwegischen IT-Dienstleisters Evry – kam auf ein Kursplus von 22 % und hat sich damit überdurchschnittlich entwickelt. Mit Abstand am besten schnitten Amadeus und Computacenter ab mit Kursgewinnen von 39 % – gefolgt von Capgemini und Atos. Weit abgeschlagen finden sich Indra mit nur 10 % und Tieto. Die Aktie hat sich im vergangenen Jahr seitwärts bewegt.Die überwiegend gute Kursentwicklung ist nicht ohne Grund: Vor allem in Europa läuft das IT-Geschäft derzeit glänzend, wie Infosys und TCS berichten. So kam Infosys im Schlussquartal 2017 in Europa auf ein Umsatzplus von 4,7 % gegenüber dem Vorquartal, in den USA nur auf 0,7 %. Laut Infosys sind auch die weiteren Perspektiven hier besser als in den USA. Zudem ziehe das Wachstum im Energiesektor wieder an – gute Nachrichten vor allem für Capgemini. In Europa gewachsenTCS ist, wie die UBS berichtet, im vierten Quartal 2017 in Kontinentaleuropa um 2,6 % gewachsen, in Nordamerika um 1,5 %. Vor allem in Skandinavien, Deutschland und Frankreich sowie im Mittleren Osten kommt das Unternehmen auf hohe Zuwächse. Auch Accenture hat auf das günstige Umfeld in Europa hingewiesen: Im Ende November zu Ende gegangenen ersten Quartal des Geschäftsjahres 2017/2018 erzielte das Beratungsunternehmen in Europa ein Umsatzplus von 11 % gegenüber dem Vorjahresquartal, in den USA 7 %. Grund für den Boom in Europa: das starke zweistellige Wachstum in Deutschland, Frankreich und Italien. Höhere AusgabenDer positive Trend wird sich der UBS zufolge fortsetzen: Eine Umfrage von UBS Evidence Lab, dem Research-Team der Schweizer Bank, vom Dezember 2017 hat gezeigt: 66 % der IT-Käufer wollen ihr Ausgaben 2018 aufstocken, um der ab dem 28. Mai geltenden EU-Datenschutz-Grundverordnung (General Data Protection Regulation, GDPR) gerecht zu werden, die eine Vereinheitlichung der Datenschutzbestimmungen innerhalb der Europäischen Union vorsieht. Leicht negativ auswirken könnten sich, wie die Analysten schreiben, hingegen die neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 15, die die Umsätze etwas schmälern könnten. Im ersten Quartal dieses Jahres werde darüber hinaus die im Vergleich zum Vorjahr geringere Anzahl an Arbeitstagen belasten, ebenso wie die US-Dollar-Schwäche. Diese werde sich besonders bei Unternehmen mit viel US-Geschäft wie Capgemini und Atos bemerkbar machen. Deutschland als TreiberFavoriten sind Capgemini, Atos, Indra und Tieto. Dem französischen Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini (“Buy”) wird ein Kurs von 112 (aktuell 105,35 Euro) zugetraut. Die Analysten der Großbank gehen davon aus, dass das Unternehmen 2018 organisch und wechselkursbereinigt um 4,3 % wachsen wird, bei im Vergleich zu den Vorjahren etwas niedrigeren Margen. Außerdem erwarten sie weitere Übernahmen. Negativ wirke sich das Auslaufen des Technologie-Outsourcing-Vertrags “Aspire” mit der britischen Steuerbehörde aus, das werde sich auch in den am 15. Februar zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen für 2017 widerspiegeln. Die Gewinnschätzungen je Aktie liegen für 2017 bei 5,98, für 2018 bei 6,41 und für 2019 bei 6,93 Euro.Für den französischen IT-Dienstleister Atos (“Buy”) wird ein Kursziel von 148 (aktuell 125,70 Euro) genannt. Die Analysten erwarten für 2018 ein organisches Wachstum von 2 % bis 3 % und eine Gewinnmarge von 10,5 %. Atos profitiere vom starken Standbein in Deutschland, wo 18 % der Umsätze erwirtschaftet würden. Sie halten nach der gescheiterten Übernahme des niederländischen Kartenherstellers Gemalto, der letztlich an den französischen Rüstungskonzern Thales ging, weitere Akquisitionen für wahrscheinlich, auch außerhalb des klassischen IT-Dienstleistungssektors. Die UBS rechnet mit einem Gewinn je Aktie von 8,34 für 2017, 8,76 für 2018 und 9,27 Euro für 2019. Die Zahlen für 2017 und das vierte Quartal werden am 21. Februar veröffentlicht. NachholbedarfFür das spanische IT-Unternehmen Indra Sistemas (“Buy”) liegt das Kursziel bei 14,50 (aktuell 11,87 Euro). Nach dem schwierigen Jahr 2017 sehen die Analysten nun Anzeichen einer Verbesserung und gehen von einem weniger volatilen Jahr 2018 aus. Zudem sei die Aktie, die sich schlechter entwickelt hat als die der Konkurrenten, derzeit attraktiv bewertet. Die UBS erwartet für den am 26. Februar anstehenden Quartalsbericht gute Zahlen, beeinflusst vor allem durch Einmaleffekte. Die Gewinnschätzungen für die Jahre 2017 bis 2019 liegen bei 0,75, 0,93 und 1,07 Euro je Aktie.Viertes empfohlenes Unternehmen ist der finnische IT-Dienstleister Tieto (“Buy”), der Aktie werden 31,50 (aktuell 28,36 Euro) zugetraut. Hier rechnen die Analysten für 2018 mit Verbesserungen bei Umsatz und Gewinn. Positiv bewertet wird die Übernahme von Avega, dadurch habe Tieto nun einen Zugang zum attraktiven schwedischen Markt. Nicht zuletzt wird auf die interessante Dividendenrendite verwiesen. Die Quartalszahlen des finnischen Unternehmens sollen am 6. Februar veröffentlicht werden. Die Analysten prognostizieren Ergebnisse von 1,68 für 2017, 1,74 für 2018 und 1,83 Euro je Aktie für 2019. Schon fair bewertetDas britische Unternehmen Computacenter wird lediglich mit “Neutral” eingestuft, bei einem Kursziel von 9,70 (aktuell 11,38 Pfund). Hier hat die UBS bereits die Ebit-Schätzungen angehoben, nachdem das Unternehmen im November besser als zuvor erwartete Zahlen für 2017 in Aussicht gestellt hatte. Beigetragen zum guten Jahresendspurt hat den Analysten zufolge weniger das Großbritannien-Geschäft als das Geschäft in Deutschland und Frankreich. Die Dynamik sei aber schwer zu halten. Die Ergebnisschätzungen für 2017 bis 2019 liegen bei 64,5, 66,7 und 66,6 Pence je Aktie. Auch Amadeus IT wird nur auf “Neutral” gesetzt (Kursziel 59 Euro, aktuell 60,66 Euro). Für Evry aus Norwegen wird ein Kursziel von 35 nkr (aktuell 32,15 nkr) genannt, eine Einstufung wird nicht vorgenommen.