UBS hält Spaniens Versorger für zu teuer

Institut bleibt bei südeuropäischen Unternehmen vorsichtig - Favorit jetzt Snam - Red Eléctrica und Enagas zum Verkauf empfohlen

UBS hält Spaniens Versorger für zu teuer

Im Vergleich zu italienischen Strom- und Gasnetzbetreibern haben sich die Aktien der spanischen Unternehmen in diesem Jahr gut entwickelt. Einer Studie der UBS zufolge sind Spaniens Versorger nun aber zu hoch bewertet, jetzt seien die italienischen – trotz politischer Risiken – interessanter. Die deutschen Versorger kommen bei Analysten aber noch besser an.amb Frankfurt – Aktien südeuropäischer Energienetzbetreiber bieten nach Ansicht der UBS nach wie vor wenig Potenzial. Die Schweizer Bank hat die zwei Stromnetzbetreiber Red Eléctrica aus Spanien und Terna aus Italien sowie die Erdgasnetzbetreiber Enagas und Snam untersucht und rät weiter zur Vorsicht. Allerdings haben sich die Präferenzen verändert. Favorit ist nun Snam, die Aktie wird von “Sell” auf “Neutral” hochgestuft, ebenso wie Terna. Die beiden spanischen Unternehmen werden hingegen nach der zuletzt überdurchschnittlichen Entwicklung von “Neutral” auf “Sell” zurückgesetzt.Wirklich viel spricht nach Ansicht der UBS nach wie vor nicht für die regulierten südeuropäischen Versorger: Problematisch seien etwa die politischen Unsicherheiten in Italien, Sorgen um Veränderungen in der Regulierung bzw. eine Deckelung der hohen Preise, die im Vergleich zu anderen europäischen Unternehmen aus der Branche sowie auch im historischen Vergleich unattraktive Bewertung und auch steigende Anleiherenditen. Die Energiepreise in Südeuropa gehören laut Studie zu den höchsten in Europa, trotz der wirtschaftlichen Situation der Länder. Zuletzt seien Strom- und Gaspreise auf den höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten gestiegen, auch die Kosten pro Haushalt seien hoch. Die Bank geht daher davon aus, dass der Druck auf Politiker steigen wird, das zu ändern oder zumindest weitere Erhöhungen zu verhindern. Hohes KGVDie Aktien der beiden spanischen Unternehmen haben sich in diesem Jahr vergleichsweise gut geschlagen und konnten zulegen bzw. haben sich seitwärts bewegt. Die Aktien der italienischen Versorger haben hingegen nachgegeben. Laut UBS werden Red Eléctrica und Enagas daher mittlerweile zu einem zu hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt, deutlich über dem historischen Durchschnitt und auch klar über der Branche. Die Lage im Land habe sich mit dem Regierungswechsel zwar verbessert, die Entwicklung der Netzbetreiber sei aber immer noch kaum abzusehen. Die italienischen Unternehmen seien nach dem Kursrückgang hingegen nun angemessen bewertet. Zum Kauf wollen die Analysten wegen der politischen Unsicherheiten in Italien aber nicht raten. Der italienische Erdgasnetzbetreiber Snam ist nach Ansicht der UBS jetzt der am attraktivsten bewertete Netzbetreiber in Südeuropa, die Aktie ist Favorit der Analysten und wird von “Sell” auf “Neutral” hochgesetzt. Das Kursziel liegt nun bei 3,90 nach zuvor 3,55 Euro, was in etwa dem aktuellen Niveau (3,82 Euro) entspricht. Die Bank begründet ihr Urteil mit der unterdurchschnittlichen Entwicklung der Aktie und der auf KGV-Basis unter den spanischen Unternehmen liegenden Bewertung. Zudem seien die regulatorischen Risiken nicht so groß wie zuvor befürchtet. Nicht zuletzt biete Snam eine sehr attraktive Dividendenrendite von 6,2 % für 2019 und ein Aktienrückkaufprogramm über 300 Mill. Euro. Allerdings belaste die politische Lage in Italien, außerdem fehlten für einen deutlichen Kursanstieg die Impulse. Die Experten heben die Prognosen für den Gewinn je Aktie für die Jahre 2018 bis 2020 aber um 5 %, 11 % und 14 % an auf jetzt 0,30, 0,31 und 0,32 Euro.Ebenfalls von “Sell” auf “Neutral” setzen sie den italienischen Stromnetzbetreiber Terna, bei einem etwas höheren Kursziel (4,80 nach 4,40 aktuell 4,82 Euro). Nach Ansicht der Analysten ist die Bewertung nach der schwachen Kursentwicklung jetzt nicht mehr zu hoch, auch im Branchenvergleich. Auch hier sehen sie weniger regulatorische Risiken. Wegen der politischen Risiken im Land und ebenfalls fehlender Impulse für einen deutlicheren Kursanstieg raten die Analysten aber auch hier nicht zum Einstieg. Sie heben die Gewinnschätzungen für die Jahre 2018 bis 2020 aber an, und zwar um 2 %, 12 % und 12 % auf 0,35, 0,37 und 0,37 Euro je Aktie. Risiken unterschätztKritischer ist die UBS nun bezüglich der spanischen Unternehmen: Zum einen stuft sie den Stromnetzbetreiber Red Eléctrica von “Neutral” auf “Sell” zurück, das Kursziel bleibt bei 16,10 Euro und damit unter der aktuellen Notierung (aktuell 18,98 Euro). Die regulatorischen Risiken würden noch unterschätzt. Außerdem seien die Netze zum Teil überaltert. Auch im Branchenvergleich sei die Aktie unattraktiv. Die Bank erwartet einen Gewinnrückgang bis 2022 von 1 % p.a.. Zudem sei die Dividendenrendite unterdurchschnittlich. Die Gewinnprognosen je Aktie bleiben bei 1,29 für 2018, 1,33 für 2019 und 1,26 Euro für 2020.Die spanische Enagas wird ebenfalls auf “Sell” zurückgestuft, das Kursziel von unverändert 21,80 Euro liegt auch hier unter der aktuellen Notierung (24,27 Euro). Die Analysten verweisen ebenfalls auf regulatorische Risiken und die im Vergleich zu den Italienern hohe Bewertung. Außerdem zweifeln sie an der Nachhaltigkeit der aktuellen Dividende. Insgesamt überwögen die Risiken, trotz Dividendenrendite von 6,7 %. Die UBS hebt die Gewinnschätzungen allerdings noch an, und zwar um 3 % auf 1,85 für 2018, um 5 % auf 1,81 für 2019 und um 3 % auf 1,88 für das Jahr 2020.Für die deutschen Versorger RWE und Eon gibt es hingegen derzeit sehr viele Kaufempfehlungen, unter anderem auch von der UBS. Bei RWE raten zum Beispiel auch noch Commerzbank, Goldman Sachs, Société Générale und DZ Bank zum Einstieg. Die UBS hat die Einstufung für RWE nach einem Treffen mit Managern des Energiekonzerns auf “Buy” mit einem Kursziel von 22,60 Euro belassen. Beim Kohleausstieg glaube RWE an starken politischen Druck, um Arbeitsplätze zu schützen, erklärten die Analysten. Bei Goldman Sachs steht die Aktie sogar weiter auf der “Conviction Buy List”, das Kursziel liegt bei 23,10 Euro (aktuell 18,98 Euro). Die Berichte über die Vorschläge der Kohlekommission seien für die betroffenen Stromerzeuger sehr positiv, hieß es zur Begründung, die Analysten spekulieren offenbar auf Kompensationen für die Unternehmen im Falle des Ausstiegs.Für Eon ist das Bild gemischter, neben viele Kaufempfehlungen – neben der UBS z.B. von J.P. Morgan, DZ Bank und Bernstein Research – gibt es auch einige “Halten”-Voten, so von Independent Research, Jefferies & Company und RBC Capital. Die UBS hat die Einstufung für Eon nach einem Treffen mit dem Management auf “Buy” mit einem Kursziel von 10 (derzeit 9,02 Euro) belassen. Die DZ Bank senkte den fairen Wert für Eon nach Veröffentlichung der Zahlen für das jüngste Quartal von 10,75 auf 10 Euro, die Einstufung blieb aber auf “Kaufen”. Das Ergebnis für die ersten neun Monate sei solide, der Ausblick trübe sich aber ein. Mit dem geplanten Konzernumbau überwögen dennoch insgesamt die positiven Seiten. RBC hat Eon nach den Quartalszahlen bei “Sector Perform” mit einem Kursziel von 9,50 Euro belassen. Das Ebit habe in den ersten neun Monaten zwar über den Konsensschätzungen gelegen, und der Ausblick des Versorgers bewege sich nun in der oberen Hälfte der angepeilten Spanne, die Aktie habe allerdings nur ein begrenztes Potenzial.